Blutnacht
Geschichte. Man hatte sich mit dem Staatsanwalt auf Totschlag geeinigt, und Gilwhite saß derzeit in Lompoc im Gefängnis. Fünf bis zehn Jahre, aber in seinem Alter konnte das durchaus lebenslänglich bedeuten.
Was bedeutete, dass Mrs. Gilwhite sich um das Geschäft kümmern und sich zu Tode trinken durfte.
Schütze dich selbst, und es ist Mord.
Petra beschloss, eine Methode zu finden, wie sie die böse alte Hexe unter Druck setzen konnte.
Während sie darüber nachdachte, erhob sich Stahl und kam zu ihrem Schreibtisch.
»Was ist los, Eric?«
»Ich hab ein paar mögliche Kandidaten für Yuri Drummond.«
»Kandidaten?«
»Es gibt keinen Yuri Drummond in ganz Kalifornien, also hab ich alle Drummonds in unseren Postleitzahlbezirken durchgesehen.«
»Warum haben Sie sich auf Hollywood beschränkt?«, fragte Petra.
»Ein guter Ort für den Anfang. Wenn Drummond auf der Jagd nach Stars ist, will er vielleicht mitten unter ihnen wohnen.«
»Eric, die Stars wohnen in Bel Air und Malibu.«
»Das war metaphorisch gemeint«, erwiderte Stahl. Er zog eine Karteikarte aus seiner Jackentasche. Er hatte immer noch sein schwarzes Jackett an. Jeder andere Detective lief in Hemdsärmeln herum.
Petra fragte: »Was haben Sie rausbekommen?« »Die Kfz-Zulassungsstelle hat zwölf Drummonds aufgeführt, fünf davon Frauen. Von den sieben Männern sind vier älter als fünfzig. Das hier sind die drei, die übrig geblieben sind.«
Das war die längste Rede, die sie je von ihm gehört hatte. Seine ausdruckslosen Augen hatten einen trüben Glanz bekommen, und die Münzen auf seinen Wangen hatten einen zinnoberroten Ton angenommen – dieser Bursche fuhr auf Langeweile ab. Er reichte ihr die Karteikarte. Saubere Druckbuchstaben in grüner Tinte; eine Liste.
Adrian Drummond, 16. (Eine Adresse in Los Feliz, die Petra als mit einem Schlagbaum versehene Straße im Laughlin Park erkannte. Kind aus reicher Familie? Das passte, aber sechzehn schien jung für einen Verleger, selbst bei einem Fan-Magazin mit niedriger Auflage.)
Kevin Drummond, 24. (Ein Apartment an der North Rossmore.)
Randolph Drummond, 44. (Ein Apartment am Wilton Place.)
»Gegen die ersten beiden liegt nichts vor«, sagte Stahl. »Randolph Drummond hat eine fünf Jahre alte Vorstrafe wegen fahrlässiger Tötung und Alkohol am Steuer. Sollen wir mit ihm anfangen?«
»Schwerer Autounfall?«, fragte Petra. »Das ist nicht gerade Serienmord.«
»Es ist asozial«, erwiderte Stahl. Etwas Neues trat in seine Stimme – sie war härter, nachdrücklicher. Seine Augen waren schmal geworden.
Petra sagte: »Trotzdem setze ich mein Geld auf den zweiten – Kevin. Die Stimme, die ich gehört habe, war jünger als vierundvierzig, und das Blättchen hat einen Anstrich von Unreife. Immer vorausgesetzt, einer von diesen hier ist unser Mann. Er könnte genauso gut draußen im Valley wohnen.« Aber noch während sie das sagte, kamen ihr Zweifel. Das Postfach für GrooveRat war in Hollywood gemietet worden. Stahl lag richtig mit seinem Instinkt.
Er sagte: »Okay.«
»Er muss noch nicht mal Drummond heißen«, erklärte Petra. »Yuri ist vermutlich nicht sein richtiger Name, warum sollte also der Nachname richtig sein?« Der Zwischenfall mit Olive Gilwhite hatte sie aggressiv gemacht.
Stahl antwortete nicht.
»Gehen wir«, sagte Petra, hielt ihm die Karteikarte hin und griff nach ihrer Handtasche.
»Wohin?«
»Auf Drummond-Suche.«
19
Kevin Drummonds Rossmore-Adresse passte zu einem achtzig Jahre alten, dreistöckigen Haus im Tudor-Stil mit Ziegelsteinfassade direkt unterhalb der Melrose Avenue, wo sie zur Vine Street wurde und das kommerzielle Hollywood begann.
Die Villen vom Hancock Park lagen einen kurzen Spaziergang nach Süden, und zwischen diesen teuren Immobilien und Drummonds Häuserblock lagen das Royale und das Majestic und andere elegante, von Portiers bewachte Gebäude. Herrliche, elfenbeinfarbene Anwesen mit Blick auf die grünsamtenen Fairways des Wilshire Country Clubs, die errichtet worden waren, als Arbeitskräfte billig waren und Architektur Ornament bedeutete. Petra hatte gehört, dass Mae West ihre letzten Jahre in einem dieser Häuser verbracht hatte, in Gewänder aus Satin gekleidet und bis zum Ende von jungen Männern umgeben. Gott segne sie.
Aber jeder Anflug von Glamour war verblasst, wenn man zu Drummonds Straße kam. Die meisten Häuser waren hässliche Kästen, die während der Fünfzigerjahre hingeklotzt worden waren, und die verbliebenen
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