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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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andere Ausgabe von GrooveRat, oder?«
    »Wohl kaum«, sagte Drummond. Die beiden Worte troffen vor Hohn – der gleiche Anflug von Verachtung, den Petra gerade von Onkel Randolph vernommen hatte.
    Die Abfuhr, die der Macho-Mann Kevins letztem Unsinn erteilt.
    Der Vater hier, der Onkel dort, zwei Brüder und Sportskanonen. Als unsportlicher und exzentrischer Junge aufzuwachsen dürfte für den armen Kevin nicht leicht gewesen sein. War es so traumatisch, dass er auf die schlimmstmögliche Weise verkorkst wurde?
    »›Wohl kaum‹?«, sagte Petra.
    »Kevin hat alle seine Sachen mitgenommen, als er ausgezogen ist.«
    »Wann war das?«
    »Nach dem Examen.«
    Randolph Drummond hatte ein Heft des Magazins um diese Zeit erhalten. Beim Erscheinen des ersten Hefts hatten sich die Wege von Junior und Dad getrennt. Kreative Differenzen, oder war Dad es leid gewesen, weiter den Eskapaden seines Sohnes zuzusehen?
    »Geht Kevin zur Universität, Sir?«
    »Nein.« Frank Drummonds Mund wurde schmal.
    »Warum beunruhigen Sie diese Fragen, Sir?«
    »Sie beunruhigen mich. Weil ich glaube, dass Sie mir etwas vormachen. Wenn Sie hinter dem Magazin her sind, warum dann all diese Fragen nach Kevin? Wenn er irgendeiner Sache verdächtigt wird – nun ja, das ist einfach Quatsch. Kevin ist ein sanfter Junge.«
    Aus seinem Mund klang das wie ein Charakterfehler.
    Vierundzwanzigjähriger Junge.
    Petra fragte: »Haben Sie eine Ahnung, wer außer Kevin für GrooveRat geschrieben hat?«
    Drummond schüttelte den Kopf und bemühte sich, gelangweilt auszusehen.
    »Wie hat Kevin sein Baby finanziert?«
    Drummonds rechte Hand wanderte zu der schönen blauen Krawatte, quetschte sie zusammen und ließ sie wieder los. »Ich bin sicher, Kevin hat ein paar Hefte in seinem Apartment, falls Sie welche haben wollen. Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, er soll seine Mutter anrufen. Sie vermisst ihn.«
    »Im Gegensatz zu«, sagte Stahl, als sie wegfuhren.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Seine Mutter vermisst ihn. Sein Vater nicht.«
    »Funktionsgestörte Familie«, sagte Petra. »Kevin war die Haustunte. Was bringt uns das?«
    »Frank Drummond ist Ihnen mehrfach ausgewichen.«
    »Oder nur ein Anwalt, der lieber Fragen stellt, als sie zu beantworten. Wir haben kaum Zweifel daran gelassen, dass wir hinter mehr her sind als hinter alten Heften. Was mir ganz recht ist. Ein bisschen Bewegung in die Angelegenheit bringen und zusehen, was passiert.«
    »Was könnte denn passieren?«, fragte Stahl.
    »Ich weiß nicht. Mir macht Sorgen, dass wir die ganze Zeit damit verbringen, einem Jungen und seinem blöden Magazin nachzujagen.«
    »Sie haben gesagt, er wäre ein Junge mit schaurigen Gelüsten.«
    »Hab ich das?«
    »Bei dem Treffen«, erklärte Stahl. »Sie sagten, Yuri hätte die blutigen Details haben wollen. Wäre ein Junge mit schaurigen Gelüsten.«
    »Richtig«, sagte Petra. »Und?«
    Einen halben Häuserblock lang Schweigen.
    Stahl sagte: »Versuchen wir’s noch mal bei seinem Apartment.«
    Es war kurz vor 18 Uhr. Petra, die daran gewöhnt war, nachts zu arbeiten, duschte sonst oft um diese Zeit und schlang dann eine Schüssel Müsli hinunter. Der ganze Papierkram und die Meetings in dem Armenier-Fall und das Einarbeiten Stahls und das Mittagessen mit Milo und Alex und dieser gesamte fruchtlose Nachmittag hatten ihren Biorhythmus völlig durcheinander gebracht. Ihr war leicht übel, und sie fühlte sich erschöpft.
    »Klar«, sagte sie. »Warum nicht?«
    Kevin Drummond war noch immer nicht da, aber nachdem Petra auf die Klingel des Hausverwalters gedrückt hatte, war ein hohes »Ja?« zu hören.
    Petra sagte, wer sie waren, und die Tür öffnete sich mit einem Summton, und die Detectives standen einer kleinen, untersetzten Frau Mitte fünfzig gegenüber, die eine weiße Bluse über schwarzen Leggings und Turnschuhen trug. Eine Brille baumelte an einer Kette um ihren Hals. Ein riesiger Lockenwickler saß oben auf einer Fülle von zu schwarzem Haar. Frisch gewellte Locken hingen ihr bis auf die Schultern. Sie fragte: »Ist alles okay?«
    »Mrs. Santos?«
    »Guadalupe Santos.« Ein offenes Lächeln. Jemand, der freundlich war. Endlich.
    »Wir sind auf der Suche nach einem Ihrer Mieter, Mrs. Santos. Apartment vierzehn, Kevin Drummond.«
    »Yuri?«, sagte Santos.
    »Nennt er sich so?«
    »Ja. Ist alles okay?«
    »Was für ein Mieter ist Yuri?«
    »Netter Junge. Still. Warum wollen Sie ihn sprechen?«
    »Wir würden gern im Zusammenhang mit einer Ermittlung mit ihm

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