Blutnacht
sehr gut gepflegtes, riesiges Ranchhaus auf dem am höchsten gelegenen Grundstück einer hügeligen Straße im Süden des Ventura Boulevard. Jacaranda-Bäume spendeten Schatten auf dem Bürgersteig. Wie in den meisten schönen Wohngegenden L.A.s war kein Mensch zu sehen.
Jede Menge fahrbare Untersätze. Drei oder vier Fahrzeuge für jedes Haus. Vor Franklin Drummonds stand ein neu aussehender Baby Benz, der sich die kreisförmige Zufahrt mit einem weißen Ford Explorer, einem roten Honda Accord und etwas Niedrigem unter einer beigefarbenen Autoplane teilte.
Der Mann, der die Tür aufmachte, lockerte seine Krawatte. Mitte vierzig, stämmig gebaut, ein breites Gesicht unter lockigen graubraunen Haaren und eine fleischige Nase, die so aussah, als hätte er einige Zeit im Boxring verbracht. Eine goldgerahmte Brille saß darauf. Hinter den Gläsern kühle braune Augen, die sie musterten.
Bei drei erwachsenen Söhnen müsste Franklin Drummond eigentlich älter als sein Bruder sein. Aber er sah jünger aus als Randolph.
»Ja?«, sagte er. Die Krawatte war aus königsblauer Seide. Der Knoten ließ sich leicht lockern, und Drummond drapierte die Krawatte über seiner breiten Brust. Petra bemerkte eine kleine goldene Kette auf der Rückseite. Brioni-Etikett. Drummonds Hemd war maßgeschneidert und hellblau mit einem gestärkten weißen Kragen, und seine Hose hatte graue Nadelstreifen.
Petra sagte ihm, dass sie nach seinem Sohn suchten.
Frank Drummonds Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und seine Brust schwoll an. »Was ist los?« »Haben Sie in letzter Zeit etwas von Kevin gehört, Sir?«
Drummond trat vor und schloss die Haustür hinter sich. »Worum geht es hier?«
Misstrauisch, aber gelassen. Dieser Mann war ein viel beschäftigter Anwalt. Eine Ein-Mann-Kanzlei, gewohnt, seine geschäftlichen Angelegenheiten selbst zu regeln. Irgendwelche Tricks würden mit Sicherheit an ihm abprallen, also hielt Petra den direkten Weg für den besten.
»Wir sind an Kevins Magazin interessiert«, sagte Petra. »GrooveRat . Ein paar Leute, über die er geschrieben hat, sind ermordet worden.«
Als sie das sagte, klang es weit hergeholt. Die ganze Zeit suchten sie nach einem verstörten kleinen Möchtegern, und wahrscheinlich würde nichts dabei herauskommen.
»Und?«, erwiderte Frank Drummond.
»Und wir würden gern mit ihm sprechen«, sagte Stahl.
Drummonds Augen schwenkten zu Stahl hinüber. Anders als sein Bruder war er von Stahls Zombie-Aussehen nicht beeindruckt. »Dieselbe Frage.«
»Dies sind allgemeine Ermittlungen, Sir«, erklärte Petra.
»Dann finden Sie ihn und ermitteln Sie, was das Zeug hält«, sagte er. »Er wohnt nicht mehr hier.«
»Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«, fragte Petra.
»Warum soll ich mich hierauf einlassen?«
»Warum nicht?«
»Allgemeine Prinzipien«, erwiderte Frank Drummond. »Wenn du den Mund nicht aufmachst, kommen keine Fliegen rein.«
»Wir sind keine Fliegen, Sir«, sagte Petra. »Wir tun nur unsern Job, und es wäre uns wirklich eine Hilfe, wenn Sie uns sagen könnten, wo wir Kevin finden.«
»Kevin hat eine eigene Wohnung.« »In dem Haus an der Rossmore?«
Drummond sah sie verärgert an. »Wenn Sie das wissen, warum sind Sie dann hier?«
»Bezahlt Kevin seine Miete selbst?«
Drummond schürzte die Lippen. Er schnalzte mit der Zunge. »Ich kann nicht erkennen, inwiefern Kevins finanzielle Arrangements relevant für Ihre Ermittlungen sind. Falls Sie das Magazin lesen wollen, fragen Sie ihn, und ich bin sicher, er wird es Ihnen mit Freuden zur Verfügung stellen. Er ist stolz darauf.«
Eine leichte Betonung bei »das Magazin« und »stolz«.
»Er war nicht zu Hause«, sagte Petra.
»Dann versuchen Sie’s noch mal. Es war ein langer Tag für–«
»Sir, wir dachten, wenn Sie seine Miete zahlen, dann wissen Sie vielleicht, zu welchen Zeiten er zu Hause ist.«
»Ich zahle«, sagte Drummond, »und das ist alles, was ich tue.«
Petra lächelte. »Die Freuden der Elternschaft.«
Drummond biss nicht an. Er streckte die Hand nach der Türklinke aus.
»Sir, warum nennt sich Kevin ›Yuri‹?«
»Fragen Sie ihn.«
»Keine Ahnung?«
»Er denkt vermutlich, es klänge cool. Wen kümmert das?«
»Also sehen Sie Ihren Sohn überhaupt nicht?«, fragte Petra.
Drummond zog seine Hand zurück und verschränkte die Arme vor der Brust und änderte seine Meinung. »Kevin ist vierundzwanzig. Er führt sein eigenes Leben.«
»Sie haben nicht zufällig die eine oder
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