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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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CoCo Barnes im Nebenraum war. Das riecht nach Unverfrorenheit. Es könnte sein, dass er sein Handwerk praktiziert hat und sich wie ein Virtuose vorkommt.«
    »Praktiziert – das bedeutet andere Morde, von denen wir nichts wissen.«
    »Dreizehn Monate liegen zwischen Angelique Bernet und China, dann eine Pause von fast zwei Jahren bis zu Baby Boy. Danach haben wir sechs Wochen bis zu Julie und neun Wochen bis zu Levitch.«
    »Großartig«, sagte er.
    »Die Alternative ist, dass er seinen Drang jahrelang unterdrückt hat, und jetzt verliert er die Kontrolle.«
    »Wie könnte er ihn unterdrücken?«
    »Indem er sich auf ein neues Projekt stürzt.«
    »GrooveRat.«
    »Ein Verleger zu sein könnte ernsthafte Machtphantasien nähren. Vielleicht hat er schließlich begriffen, dass das Fan-Magazin ein Fehlschlag ist. Ein weiterer.«
    »Daddy hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen?«
    »Soweit ich Petra verstanden habe, war Daddy zu keinem Zeitpunkt begeistert.«
    »Die Kunstszene enttäuscht ihn«, sagte Milo. »Also lässt er es an den Künstlern aus. Zurück zu dem sexuellen Aspekt. Wir haben männliche und weibliche Opfer. Was bedeutet das? Ein bisexueller Mörder?
    »Oder ein sexuell verwirrter Mörder«, erklärte ich. »Mit Sicherheit ein sexuell unzulänglicher Mörder. In keinem Fall ist es zu einer Penetration gekommen. Er ist eingeschüchtert vom Zusammenprall der Geschlechtsteile, setzt stattdessen auf die Erotik des Talents. Indem er im Aufstieg begriffene Talente aufs Korn nimmt, bemächtigt er sich ihrer Essenz auf dem Gipfel. Wie gefällt dir das als freudianischer Schnellschuss?« »Du redest von einem künstlerischen Kannibalen«, sagte er.
    »Ich rede«, erwiderte ich, »von dem ultimativen Kritiker.«
    Ich war wieder zu Hause, allein.
    Allison war auf einer Konferenz in Boulder, Colorado. Danach würde sie weiterfahren, um am Geburtstag ihres ehemaligen Schwiegervaters teilzunehmen.
    Ich hatte sie zum Flughafen gefahren, und sie hatte die Nacht davor bei mir verbracht. Nachdem ich ihre Koffer im Wagen verstaut hatte, nahm sie etwas aus ihrer Handtasche und gab es mir.
    Eine kleine, verchromte Selbstladepistole. Als ich sie nahm, sagte sie: »Hier ist das Magazin«, und gab es mir ebenfalls. »Ich hab vergessen, sie zu Hause zu lassen«, erklärte sie, »und kann sie nicht mit ins Flugzeug nehmen. Könntest du sie für mich aufbewahren?«
    »Klar.« Ich steckte die Pistole in meine Tasche.
    »Sie ist auf mich zugelassen, aber ich habe keine Erlaubnis, sie bei mir zu führen. Falls du dir Sorgen machst, kannst du sie ins Haus bringen.«
    »Das Risiko gehe ich ein. Abfahrbereit?«
    »Ja.«
    Als wir uns dem Highway 405 South näherten, sagte sie: »Willst du nicht danach fragen?«
    »Ich nehme an, du hast einen Grund.«
    »Der Grund ist, dass ich, nachdem mir das zugestoßen ist und ich schließlich wieder klar denken konnte, mir gesagt habe, dass ich mich nie wieder so hilflos fühlen wollte. Ich hab mit dem üblichen Zeug angefangen – Kurse zur Selbstverteidigung, Sicherheitshandbücher. Dann hab ich Jahre später, nach meiner Promotion, eine Frau behandelt, die zweimal vergewaltigt worden war. Zwei verschiedene Vorfälle mit mehreren Jahren dazwischen. Das erste Mal hat sie sich selbst die Schuld gegeben. Sie war besinnungslos betrunken und hat sich von einem üblen Zeitgenossen in einer Kneipe mitnehmen lassen. Das zweite Mal war es irgendein Ungeheuer, das es geschafft hat, ein geschlossenes Schlafzimmerfenster aufzustemmen. Ich hab für sie getan, was ich konnte, hab mir die Waffengeschäfte in den Gelben Seiten angesehen und meine kleine verchromte Freundin gekauft.«
    »Klingt gut.«
    »Tut es das?«
    »Du hast sie behalten.«
    »Sie gefällt mir«, sagte sie. »Ich denke wirklich als meine Freundin an sie. Ich bin eine ziemlich gute Schützin. Hab eine Schießausbildung für Anfänger und Fortgeschrittene gemacht. Und ich gehe immer noch einmal im Monat auf den Schießstand. Allerdings hab ich zwei Monate ausfallen lassen, weil wir zusammen waren.«
    »Tut mir Leid, wenn ich dich abgelenkt habe.«
    Sie berührte mein Gesicht. »Macht es dir was aus?«
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    Innerhalb von zehn Jahren hatte ich zwei Männer erschossen. Beide hatten die Absicht gehabt, mich zu töten. Üble Typen, Notwehr, keine Alternative. Manchmal träumte ich immer noch von ihnen und wachte schweißgebadet auf.
    Ich sagte: »Am Ende haben wir unsere eigenen Interessen im Auge.«
    »Das stimmt«,

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