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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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erwiderte sie. »Ich habe nicht wirklich vergessen, sie zu Hause zu lassen. Ich wollte, dass du es weißt.«

22
    Eric Stahl saß da und trank Wasser.
    Leitungswasser aus einer Zweiliterflasche Sprite, die er von zu Hause mitgebracht hatte.
    Und beobachtete Kevin Drummonds Apartment in der Rossmore.
    Er war vor Sonnenaufgang angekommen und hatte die Rückseite des Hauses überprüft. Leise wie eine Katze, in alten Freizeitschuhen, die bestimmt nicht quietschten.
    Kein Zeichen von Kevin Drummonds Wagen.
    Keine Überraschung.
    Er suchte sich eine gute Stelle, schräg gegenüber dem schmuddeligen Ziegelsteinhaus. Er konnte den Hauseingang beobachten, ohne den Kopf verdrehen zu müssen, ein Passant hätte keine Ahnung, worauf er aus war.
    Nicht dass ein Passant ihn ohne weiteres bemerken würde. Hier standen viele Fahrzeuge auf der Straße, und Stahl hatte seinen eigenen fahrbaren Untersatz benutzt: ein beigefarbener Chevy-Transporter mit Fenstern, die erheblich dunkler getönt waren, als das Gesetz es vorsah.
    Während der ersten Stunde war ein Blauhäher herabgestoßen und hatte einen Schatten quer über das Haus geworfen. Seitdem sehr wenige Anzeichen von Leben.
    Sieben Stunden und zweiundzwanzig Minuten auf Beobachtungsposten .
    Für jemand anderen eine Qual; Stahl war so zufrieden, wie er sein konnte.
    Sitzen. Wasser aus der Flasche trinken. Sitzen. Starren.
    Die Bilder aus dem Kopf vertreiben.
    Ihn klar behalten, alles klar behalten.

23
    Ich meldete mich freiwillig.
    Ein Besuch am Charter College, wo ich versuchen würde, eine Kostprobe von Kevin Drummonds Prosa zu finden.
    »Danke«, sagte Milo. »Gute Idee, wo du professoral bist und so.«
    »Ich bin professoral?«
    »Du kannst es sein – es ist ein Kompliment. Ich habe großen Respekt vor Akademikern.«
    Bevor ich losfuhr, kümmerte ich mich um eine unerledigte Sache: zweiter Versuch, Christian Bangsley zu erreichen, vormals Sludge, inzwischen Geschäftsführer der Restaurantkette Hearth and Home. Seit meinem ersten Anruf waren Monate vergangen. Diesmal stellte mich die Sekretärin, die sich jung anhörte, durch. Als ich mich vorstellte, unterbrach mich Bangsley.
    »Ich hab Ihre erste Nachricht bekommen«, erklärte er. »Ich hab nicht zurückgerufen, weil ich Ihnen nichts zu sagen habe.«
    »Ist irgendjemand China nachgestiegen?«
    Schweigen.
    Er fragte: »Warum dieses Interesse nach all den Jahren?«
    »Der Fall ist immer noch offen. Was können Sie mir sagen?«
    »Ich hab nie gesehen, dass jemand China belästigt hat.«
    Eine gewisse Anspannung in seiner Stimme ließ mich nachfragen. »Aber sie hat Ihnen etwas erzählt?«
    »Scheiße«, sagte er. »Hören Sie, all das liegt hinter mir. Aber es gibt Arschlöcher da draußen, denen das nicht recht ist.«
    Ich erinnerte mich an die Empörung im Internet – »ehemaliger Chinawhiteboy verkauft sich … endet als grooooßes Krebsgeschwür« – und fragte: »Werden Sie selbst belästigt?«
    »Nicht regelmäßig, aber manchmal bekomme ich Briefe. Leute, die behaupten, sie wären Fans, und denen nicht gefällt, was ich mache. Leute, die in der Vergangenheit leben.«
    »Haben Sie die Polizei eingeschaltet?«
    »Meine Anwälte sagen, es lohne sich nicht. Dass Leute mir sagen, sie wären nicht glücklich damit, wie ich mein Leben führe, ist kein Verbrechen. Freies Land und das alles. Aber ich will keine Publicity. Ich rede jetzt nur aus dem Grund mit Ihnen, weil meine Anwälte gesagt haben, das sollte ich, wenn Sie wieder anrufen. Wenn ich es nicht täte, würden Sie glauben, ich hätte was zu verbergen. Das hab ich nicht. Ich kann Ihnen nur nicht helfen. Okay?«
    »Es tut mir Leid, dass man Sie belästigt. Und ich verspreche Ihnen, alles, was Sie mir sagen, geheim zu halten.«
    Schweigen.
    Ich sagte: »Was mit China passiert ist, ging weit über Belästigung hinaus.«
    »Ich weiß, ich weiß. Herrgott – okay, hier ist es: China hat sich einmal darüber beschwert, dass jemand ihr auf den Wecker geht. Ihr nachsteigt. Ich hab es nicht ernst genommen, weil sie immer wegen irgendwas paranoid war. Nervös. In der Band kursierte der Witz, sie wäre als Baby mit Chilischoten ernährt worden.«
    »Wann hat sie angefangen sich zu beklagen?«
    »Ein oder zwei Monate, bevor sie verschwunden ist. Als ich es den Cops erzählte, haben sie mich abgewimmelt und gesagt, sie bräuchten mehr Details, so wäre es wertlos.«
    »Worüber genau hat sich China beklagt?«
    »Sie war überzeugt, sie würde heimlich beobachtet, verfolgt,

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