Blutnächte - 2
ihrem Kopf hinaufspülte. Keuchend ergab sie sich dem Schauder der Lust. Beinahe gleichzeitig mit ihr erreichte Pierre seinen Höhepunkt und verbiss sich in ihrem Nacken. Chantal blieb regungslos liegen, als er sich an ihrem Blut labte.
Sie glaubte bereits, er würde nicht mehr von ihr ablassen, da hob er schließlich den Kopf.
„Mit einem Mensch wäre ich weit weniger gnädig umgegangen“, flüsterte er an ihrem Ohr.
~~~
Isabella faltete den Zettel mit der Wegbeschreibung wieder zusammen und steckte ihn in ihre Handtasche zurück. Sie stand am Anfang einer Straße, die nur spärlich von Laternen beleuchtet wurde. Ein Haus ragte zwischen all den anderen Gebäuden heraus. Es war sehr breit und hoch angelegt, aber vor allem wirkte es unglaublich düster. Als sie darauf zuging, bemerkte sie, dass Vorhänge an jedem der Fenster einen Blick nach innen verhinderten.
Isabella sah sich um. Keine Menschenseele hielt sich in ihrer Nähe auf. Gerade so, als wäre dieser Teil der Stadt vom Leben abgeschnitten. Ihr wurde mulmig zumute.
Konnte das dort vor ihr wirklich ein Nachtclub sein? Darin sollte sich die High Society aufhalten?
Ein Schauder durchfuhr sie, und sie hätte nicht sagen können, ob es an dem kühlen Wetter oder an ihrer Angst lag. Dennoch ging sie weiter. Sie entdeckte die verschlungenen Buchstaben, die über der Eingangstür prangten. Tatsächlich stand da „Club Noir“.
Etwas Bedrohliches ging von dem Gebäude aus. Isabella stockte der Atem. Der Mut verließ sie.
Plötzlich hatte sie kein Verlangen mehr danach, die Vampire zu finden. Sie wollte nur noch fort!
Heftig wirbelte sie herum, fuhr aber sogleich zusammen. Eine Gestalt schälte sich aus dem Schatten und versperrte Isabella den Weg. Die Gestalt entpuppte sich als eine Frau, die nicht nur schwarze Kleidung trug, sondern auch von dunkler Hautfarbe war mit langen schwarzen Haaren. Einzig die vollen Lippen glänzten blutrot.
Isabella erschrak, auf welch merkwürdige Weise sie von dem sinnlichen Mund der Fremden angezogen wurde. Sie konnte sich nicht von dem Anblick lösen. Und als die Frau nun zum Sprechen ansetzte, klangen ihre Worte wie eine betörende Melodie.
„Du bist noch nie da drin gewesen – habe ich recht?“
Stumm und nur mit einer Kopfbewegung verneinte Isabella.
„Ah! Da hat jemand Angst, gebissen zu werden!“
Die schöne Fremde lachte glockenhell auf. Für einen Moment war es Isabella, als schoben sich da zwei spitze Eckzähne hervor. Doch schon im nächsten Augenblick verflog dieser Eindruck wie eine Illusion.
„Na, komm.“ Sie hakte sich bei Isabella unter und zog sie mit sich auf den Eingang zu.
„Ich kenne keine junge Frau, der es im Club nicht gefallen hätte.“
Wie von selbst öffnete sich die Tür. Sie gab den Weg frei in einen verräucherten Flur. Wie Nebelschwaden kroch es die dunklen, rot durchwirkten Wände hinauf. Goldene Kerzenleuchter prangten überall, und die brennenden Kerzen tauchten den Gang in eine mysteriöse Atmosphäre.
Friedhofsatmosphäre, schoss es Isabella in einem Anflug von Sarkasmus durch den Kopf.
Oder die eines Bordells, fügte sie ihren Gedanken hinzu, als sie mehr und mehr hübsche Gestalten in knapper Kleidung entdeckte.
Die Fremde verließ sie ebenso schnell, wie sie an ihrer Seite aufgetaucht war, und hakte sich stattdessen bei dem nächstbesten attraktiven Mann unter. Der küsste sie stürmisch, als hätte er sich schon eine halbe Ewigkeit nach ihr verzehrt. Mit einem Augenzwinkern bedeutete die Fremde Isabella, es ihr gleich zu tun. Dann verschwand das Paar in einem Nebenraum, aus dem eindeutige Geräusche drangen.
Isabella blieb allein zurück. Inmitten einer unbekannten Szene. Waren es einfach nur leichte Mädchen und ihre Freier? Oder ein viel düsterer Zusammenschluss von Gleichgesinnten?
Nun, da sie schon einmal im Flur des Gebäudes stand, wollte sie nicht gleich wieder davonlaufen. Sie nahm all ihren Mut zusammen, setzte ein falsches Lächeln auf und betrat den Innenraum des Clubs.
Auch dort wimmelte es von leicht bekleideten Frauen, die sich im Takt der berauschenden Musik wiegten. Die Männer wirkten wie Geschäftsleute, teils in Gespräche vertieft. Der ein oder andere zog sogar genüsslich an einer Zigarre.
Isabella entschied, dass sich ganz sicher auch Gangster und Ganoven unter ihnen verbargen. Sie ging auf die Theke zu und wurde dort von einem freundlich lächelnden Barkeeper empfangen.
„Einen Rotwein?“ Pierre – der Barkeeper – hob neugierig eine
Weitere Kostenlose Bücher