Blutnächte - 2
Gesäß gegen die Kante. Eine stumme Aufforderung lag in seiner Haltung.
Das Mädchen zog die Nase kraus. Sie fühlte sich gereizt. „Und wann wird er wieder hier sein?“
Pascal schmunzelte. Ihr resoluter Auftritt amüsierte ihn. „Das könnte noch eine Weile dauern.“
Resignierend ließ sie die Schultern hängen. „Dann muss ich wohl warten.“ Damit wollte sie ihn einfach zurücklassen. Aber ehe sie auch nur herumwirbeln konnte, war Pascal auch schon an ihrer Seite und fasste sie um die Taille. Seine Lippen schmiegten sich kühl gegen ihre Wange.
„Vielleicht könnte ich etwas für dich tun?“ Er hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe.
„Nicht für mich!“ Energisch entzog sie sich seiner Umarmung.
„Es ist …“ Als sie zu ihm aufsah, bemerkte sie ein böses Funkeln in seinen Augen. Sie fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Schließlich hatte sie als einfache menschliche Frau kein Recht, die Räumlichkeiten eines Vampirs zu stürmen, um sich gleich darauf derart unverschämt wieder entfernen zu wollen. Schuldbewusst biss sie sich auf die Unterlippe. „Es ist nur … Isabella braucht vielleicht Hilfe. Andrew würde bestimmt nicht wollen, dass sie …“ Ihr blieben die Worte im Hals stecken. Sie wusste nicht, was mit ihrer Kommilitonin möglicherweise geschehen konnte. Was ging es sie auch an? Warum mischte sie sich nur in solche Angelegenheiten ein?
„Wer ist diese Isabella?“
Das Mädchen wandte den Kopf zur Seite, so dass sich die Haare wie ein Vorhang vor ihrem Gesicht zusammenschlossen. „Ich sollte dir nicht davon erzählen. Andrew hätte …“
„Andrew ist nicht hier!“ Pascal musterte sie scharf. Er legte seine Hände auf ihre Schultern. Sein Griff wurde bedrohlich fest, als wollte er eine Antwort mit aller Gewalt erzwingen. „Ich bin jetzt für Andrews Angelegenheiten zuständig. Also, erzähl mir von dieser Isabella!“
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Es war kein leichtes Unterfangen gewesen, Isabella den Gang zum Kerker entlang zu zwingen. Am Ende hatte Pierre sich ihren wild zappelnden Leib über die Schulter geworfen und sie getragen. Sie fluchte und beschimpfte ihn unablässig. Selbst der mächtigste Vampir hätte dies als reine Strapaze empfunden.
Als Pierre seine Geisel schließlich in das Verlies gebracht hatte, band er sie mithilfe eiserner Ketten an die kalte, feuchte Wand. Er nahm ihr gegenüber auf einem Hocker Platz und betrachtete sie in aller Ruhe mit sehr eindringlichen Blicken. Isabella begann sich nackt zu fühlen, obwohl sie noch immer in ihrem schwarzen Overall steckte. Ihr Körper hätte kaum verhüllter sein können. Dennoch zeichneten sich ihre verführerischen Rundungen mehr als deutlich ab. Sie schämte sich für das enge Kleidungsstück und zog die Beine noch näher an ihren Oberkörper heran. Wie ein verängstigtes Tier hockte sie dort in der Ecke des düsteren Kerkers. Nur durch ein winziges Fenster, hoch über ihrem Kopf, schien ein wenig Mondlicht herein. Direkt auf Pierres Gesicht, das teuflisch markant und attraktiv war, und gleichwohl eine unsagbare Gefahr ausstrahlte.
Er beugte sich lässig vor. Die Unterarme stützte er auf seinen Knien ab. In seine Züge legte sich ein überlegenes Grinsen.
„Du bist so schön. Eigentlich ein Jammer, dass du da im Dreck sitzt.“
Sie zeigte keine Reaktion, sondern verharrte stumm in ihrer Position.
„Weißt du, Kleines, ich würde dich ja losbinden, wenn du versprichst, mir zu gehorchen.“
Ein verächtliches Schnaufen war alles, was sie ihm darauf zur Antwort gab.
„Du machst es dir doch nur unnötig schwer. Ich könnte dich hier tagelang gefangen halten, ohne dass irgendjemand davon erfährt.“
In seine Augen schlich sich ein diabolisches Glitzern. „Ich könnte auch noch ganz andere Dinge mit dir anstellen. Und du hättest keine Chance, dich zu wehren. Oder glaubst du etwa, du könntest gegen einen mächtigen Vampir irgendetwas ausrichten?“
Endlich hob sie den Kopf und warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Du Missgeburt!“, schleuderte sie ihm voller Hass entgegen. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Zwar wollte sie sich keine offensichtliche Blöße geben, doch in ihrem Inneren tobte ein entsetzlicher Kampf um ihre Selbstbeherrschung. Sie wusste nicht nur, dass da ein Vampir vor ihr saß, sondern noch viel mehr. Sie hatte Wesen wie ihn studiert.
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Nachdem Alice ihre Erzählungen beendet hatte, ließ Pascal sich von ihr in den Flur des Geschehens führen. Ein geheimer Gang, wie er bald feststellte, den nur
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