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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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geschwebt.
    »Es waren bestimmt viele da.« Ohne bewusst nachzudenken, trat Ramsey näher an den Baumstamm heran, hinter dem er sich versteckte. »Und bevor die Cops gekommen sind?«
    »Tot is’ tot. Sie is’ tot. Sie war unartig.«
    Ramsey hakte nach. »Wer, Ezra T.? Wer war unartig?«
    »Aber jetzt is’ sie wieder da. Schreit die ganze Zeit. Hört ihr sie nich’ schreien?«
    »Ramsey, er kann uns nicht helfen«, flüsterte Dev ihr zu.
    Doch sie war anderer Meinung. Indem sie die Taschenlampe weiter auf den Boden gerichtet hielt, ging sie um den Baum herum, bis sie den jungen Mann im Blick hatte. »Hast du die Frau gesehen, die in den Ashton’s Pond geworfen wurde, Ezra T.? Hast du gesehen, wer sie dort reingeworfen hat?«
    »Mach, dass sie zu schreien aufhört.« Seine Stimme wurde schrill, und er schlug sich beide Hände über die Ohren. »Mach, dass sie aufhört.«
    »Du hast sie schreien hören? Hat sie um Hilfe geschrien? Wer hat ihr wehgetan, Ezra T.? Hast du gesehen, wer sie in den Teich geworfen hat?«
    »Gibt nur ein Mittel, dass sie zu schreien aufhört. Mach sie tot. Mach, dass sie aufhört.« Seine Worte kamen jetzt schneller, hektischer. Und sein Gesichtsausdruck ließ Ramsey erneut das Blut in den Adern stocken.
    »Hat jemand dafür gesorgt, dass sie zu schreien aufhört, Ezra. T.? Hast du gesehen, wer es war? Hast du …?«
    Auf einmal machte er einen Satz auf sie zu. Sie wich zu spät aus und stolperte rückwärts, wobei sie mit dem Fuß an einer Baumwurzel hängen blieb und fast hinfiel. In null Komma nichts hatte er ihr einen Arm um die Kehle geschlungen und sie mit erstaunlich festem Griff an seine Brust gerissen.
    »Du bist auch unartig!« Er dünstete alten Schweiß und den leichten Fäulnisgeruch des Waldes aus. Ramsey verzog das Gesicht und versuchte seinen Griff zu lösen, ohne ihm wehzutun. »Echt wahr. Du bist auch bald tot. Aber fang bloß nich’ an zu schreien, hörst du? Kein Geschrei mehr.«
    Dunkel nahm sie wahr, wie Dev ihr zur Seite sprang, Ezra T. anbrüllte und versuchte, ihn von ihr loszumachen. Doch vor ihren Augen begannen bereits Flecken zu tanzen, als er noch fester gegen ihre Luftröhre drückte. Und jede noch verbliebene Sorge um den jungen Mann schwand abrupt.
    Sie rammte ihm mit voller Wucht den Ellbogen in den Bauch. Er jaulte erstaunt auf, ein seltsam kindlicher Laut, und lockerte seinen Griff. Dev machte Ezras Arm von Ramsey los und schob sie von ihm weg.
    »Was zum Teufel ist mit dir los, Ezra T.? Du weißt doch, dass du so was nicht machen darfst!«
    »Sie war unartig, sie war unartig«, quäkte er und zeigte mit dem Finger auf Ramsey. »Sie is’ bald tot.«
    »Ezra T. …«
    Da rannte der junge Mann los, so schnell und unvermittelt wie ein Vogel, der davonfliegt. Doch als Dev hinter ihm hersetzen wollte, sagte Ramsey: »Lass ihn laufen.«
    Er musterte sie und sah dabei so grimmig drein, wie Ramsey ihn noch nie erlebt hatte. »Du hattest recht. Er muss einiges erklären. Jetzt mehr denn je.«
    Müde schüttelte sie den Kopf. »Nein, du hattest recht. Du und Rollins habt beide gesagt, dass es sinnlos ist, ihn zu befragen. Er kann uns nicht helfen. Gehen wir.«
    Sein Zögern wurde offensichtlich, als er zu ihr zurückkam. Doch dann blieb er direkt vor ihr stehen und strich ihr mit sanften Fingern über den Hals. »Hat er dir wehgetan?«
    Seine Zärtlichkeit nach all den Qualen dieses Abends machte sie schwach. Um sich erneut zu wappnen, zuckte sie die Achseln. »Ich hab schon Schlimmeres erlebt, als ich mal eine fuchsteufelswilde Crack-Hure gejagt habe.«
    »Ein lebhaftes inneres Bild.« Er legte ihr einen Arm um die Taille und ging mit ihr auf die Lichtung zu. Da fiel Ramsey ein, dass die Ereignisse um Ezra T. sie komplett von ihrer Reaktion auf den Wald abgelenkt hatten.
    Irgendwie konnte sie ihm aber nicht so richtig dankbar dafür sein.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass mir nichts fehlt. Und auch wenn dieses Date unvergesslich war, muss ich wieder an die Arbeit.«
    Unerschüttert wartete Dev, bis die Mikrowelle Ping machte, ehe er den Becher entnahm. »Marshmallows?«
    »Ich habe gesagt …« Sie hielt inne, um ihn eindringlicher zu mustern. »Marshmallows?«
    »Als Kind fand ich heißen Kakao nie so ganz den Knüller, solange es keine geschmolzenen Marshmallows obendrauf gab.«
    »Ich bin keine sechs mehr, Stryker.«
    Indem er ihre Antwort als Nein auffasste, griff er nach dem Bailey’s, gab einen Schuss in den Kakaobecher und rührte das Ganze um, ehe er

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