Blutnebel
nach ihrem Pizzastück, biss ab und begann heftig zu kauen. »Wissen wir irgendwas über diesen Kirchenableger, den Ashton gegründet hat? Die Hochheiligkeit? Gibt’s die noch?«
»Denny sagt, es gibt nirgends einen Hinweis auf sie, obwohl einige sektenartige Religionen ein oder zwei ähnliche Glaubensgrundsätze in ihren Richtlinien stehen haben.«
»Wie viele Kirchen gibt es in Buffalo Springs?«
Auf diesem Gebiet kannte er sich wirklich nicht gut aus. »Hmm, mal sehen.« Er rieb sich das Kinn. »Wir haben natürlich unsere Southern Baptist Church. Dann gibt’s die United Methodist drüben an der East Union. Die sind schon immer ein bisschen argwöhnisch von den Baptisten beäugt worden, aber ich glaube, das liegt nur daran, dass sie jedes Jahr mehr Spendengelder aufbringen, obwohl sie nur halb so viele Gemeindemitglieder haben.« Er dachte angestrengt nach und sagte dann: »Außerdem gibt es eine Presbyterianerkirche. Bestimmt hast du nicht gewusst, dass Mark Rollins dort Diakon ist.«
Als er innehielt, fing er ihren amüsierten Blick auf und zuckte die Achseln. »Okay. Ich bin kein Fachmann für die Kirchengemeinden von Buffalo Springs. Gelegentlich gehe ich mit meinem Opa zur Kirche, wenn ich hier bin. Er war zeit seines Lebens Mitglied bei den United Methodists. Aber wenn du wirklich mehr über die hiesigen Kirchen erfahren willst, können wir auch einen Pastor aufsuchen. Dauert nur zehn Minuten.«
»Ist wohl eher Zeitverschwendung. Wie gesagt, es hat nichts mit meinem Fall zu tun.«
Obwohl alles dafür sprach, ihr recht zu geben, durchzuckte ihn ein Stich der Enttäuschung. »Noch nicht.«
»Überhaupt nicht«, entgegnete sie kategorisch. »Die Schwester des Opfers sagt, dass Cassie in keiner Kirche Mitglied war. Und es deutet auch nichts anderes in den Ermittlungen auf einen religiösen Aspekt hin.«
»Es sei denn, die Pflanze, für die du dich interessiert hast, hat irgendwelche religiösen Hintergründe.« Er schnappte sich das letzte Stück Pizza und sah zu, wie sie innerlich mit seinen Worten rang. Ramsey hatte keine Spur von Impulsivität am Leib. Jede ihrer Bewegungen wurde sorgfältig erwogen und bedacht, ehe über sie entschieden wurde. Was sie zu einer guten Polizistin machte, könnte andererseits ihn in den Wahnsinn treiben, wenn er es zuließ.
»Hast du eine Idee, mit welchem Pastor man sprechen könnte? Viel mehr Zeit als die zehn Minuten, von denen du gesprochen hast, hab ich nämlich nicht. Ich muss wieder an die Arbeit. Und irgendwann im Lauf des Tages muss ich einen Laden finden, wo ich meine Klamotten waschen kann.«
Zufrieden verbarg er sein Lächeln, indem er den Kopf senkte und den Abfall aufklaubte. Er hatte auf ihre intelligente Neugier gesetzt, um die Abmachung zu besiegeln. »Vielleicht hab ich ja die Zeit unterschätzt, die es in Anspruch nehmen wird, aber viel länger dauert es bestimmt nicht. Und ich habe eine Lösung für dein Wäscheproblem. Du kannst bei mir waschen. Nach der Arbeit«, fügte er hastig hinzu, als sie ihn nachdenklich ansah. »Ich werfe den Grill an. Hast du Lust auf Hamburger?«
»Könnte mich ehrlich gesagt reizen.«
»Du bringst den Wein mit.«
Sie stand auf und schlüpfte wieder in ihr Jackett. »Wein? Zu Hamburgern?« Sie wartete, bis er sich von der Steppdecke entfernt hatte, ehe sie die Decke aufhob, leicht ausschüttelte und zusammenfaltete.
»Genau deshalb. Wir müssen die Hamburger aufwerten.«
»Wo kann man hier am besten Wein kaufen, der nicht aus dem Tetrapak kommt?«
»Hurley’s Liquor – das ist an der Main Street gegenüber dem Polizeirevier. Sie machen um Punkt fünf zu.« Sofort verzog sie die Miene, und er wusste, dass es sie störte, ihre Arbeit unterbrechen zu müssen, um einkaufen zu gehen. Doch er erbot sich nicht, ihr die Besorgung abzunehmen. In seinen Augen war es höchste Zeit, dass die Frau anfing, sich auch einmal für ihre Beziehung ins Zeug zu legen.
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. »Ob sie wohl auch Liebfrauenmilch haben?«
Sicher machte sie einen Witz. »Vergiss bloß nicht, dass du auch trinken musst, was du kaufst. Aber wenn du eine Empfehlung haben willst, brauchst du nur zu fragen.« Sie gingen aufs Auto zu und machten nur kurz am Abfalleimer halt, um den Müll zu entsorgen.
»Mir fehlt nicht jede soziale Kompetenz, Stryker.«
Er konnte seine Erleichterung nicht ganz verhehlen. »Dann kauf zwei Flaschen.«
20. Kapitel
Teddy Molitor, der leitende Pastor der United Methodist Church, besaß eines
Weitere Kostenlose Bücher