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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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jener Gesichter, die auch im Alter noch jung aussehen würden. Neben seinen Apfelbäckchen und der glatten Haut hatte er kurzes braunes Haar und blickte mit seinen freundlichen grauen Augen durch eine Brille mit dunkler Fassung. Er war genauso groß wie Dev, sodass er diesem direkt in die Augen blickte und ihn – zumindest in Devs Vorstellung – mit einem stillen Vorwurf bedachte.
    »Devlin.« Der Pastor hielt ihm die Hand hin, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sie zu schütteln. »Ich habe schon gehört, dass Sie wieder hier sind. Ich dachte, Sie begleiten Ihren Großvater vielleicht mal sonntags in die Kirche.«
    Dev schluckte schwer an einem Kloß aus schlechtem Gewissen, der jahrzehntelang herangereift war. »Werde ich. An einem der nächsten Sonntage.«
    Scheinbar zufrieden wandte der Mann seinen Blick Ramsey zu, worauf Dev merklich erleichtert reagierte. »Das ist Ramsey Clark. Sie ermittelt zusammen mit Mark Rollins in dem Mord an der Frau von vor zwei Wochen.«
    Molitor verzog kummervoll das Gesicht und nahm Ramseys Hand in seine beiden Hände. »Vielen Dank dafür, Ma’am. Es kann nicht leicht für Sie sein, diese Art von Arbeit zu machen. Gott segne Sie, dass Sie die Kraft dafür aufbringen.«
    Ramsey sah noch beklommener aus als der Pastor. »Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Ich hoffe, wir halten Sie nicht von irgendetwas ab.«
    Dev zog die Brauen hoch und warf ihr einen anerkennenden Blick zu. Entweder spornten Geistliche Ramsey stets zu untadeligem Benehmen an, oder sie lernte langsam die Umgangsformen des ländlichen Südens. So nah war sie zumindest in seiner Gegenwart noch nie an Smalltalk herangekommen.
    Natürlich war auch sie ein Kind des Südens, wie er wusste. Mississippi, hatte sie gesagt. Obwohl sie sich den verräterischen Akzent abgewöhnt hatte, vermochte sie ihn ganz nach Wunsch jederzeit wieder anzuknipsen. Sie hatte ihm gerade genug von sich offenbart, um zu vermitteln, dass der Akzent wahrscheinlich das gewesen war, was sich von ihrer Vergangenheit am leichtesten abschütteln ließ.
    »Wir haben ein paar Fragen, aber ich verspreche, wir halten Sie nicht lange auf«, erklärte sie. »Dev konnte mir nicht genau sagen, wie viele Kirchen es in Buffalo Springs gibt.«
    Dev zuckte kaum merklich zusammen, als Teddy Molitors nachdenklicher Blick ihn streifte. »Ich war eben immer am vertrautesten mit dieser hier«, beeilte er sich zu versichern. Der Pastor wirkte nicht überzeugt, war jedoch zu höflich, um ihm zu widersprechen.
    Molitor wandte sich erneut Ramsey zu. »Suchen Sie nach einem Ort zum Beten, Ms Clark?«
    Wäre Dev nicht so erleichtert gewesen, dass sich Molitor ein neues Opfer gesucht hatte, hätte Ramsey ihm vielleicht leidgetan. Der Schreck auf ihrer Miene wurde rasch von kaltem Grauen abgelöst. »Äh … nein. Muss ich Gemeindemitglied sein, damit Sie meine Fragen beantworten?«
    Molitor lachte. »Nein, Ma’am. Ich wollte nur … na ja, offen gestanden bin ich einfach furchtbar neugierig. Ihr Interesse hat ja sicher nichts mit dem Fall zu tun, an dem Sie gerade arbeiten.«
    »Nein … Reverend.« Das letzte Wort kam wie ein Anhängsel heraus, als wüsste sie nicht, wie man einen Geistlichen anspricht.
    »Ich schaue mir gern Krimis im Fernsehen an«, gestand er leicht verschämt. »Ach, ich weiß natürlich, dass Fernsehkrimis nichts mit dem richtigen Leben zu tun haben. Aber ich ertappe mich trotzdem ein paarmal die Woche vor dem Gerät und versuche, die Fälle noch vor den Detectives im Film aufzuklären.« Er sah sie erwartungsvoll an. »Welche Fernsehkrimis sind denn in den Augen einer Expertin wie Ihnen die realistischsten?«
    »Tut mir leid. Ich sehe nicht viel fern.«
    »Natürlich.« Er winkte ab. »Und wenn Sie es täten, warum sollten Sie sich dann das Gleiche anschauen, mit dem Sie auch in Ihrer Arbeit zu tun haben? Nun, mal sehen.« Er hielt kurz inne. »Sie haben nach den Kirchen in Buffalo Springs gefragt. Bei der letzten Zählung waren es elf.«
    Ramsey starrte ihn an. Auch Dev staunte nicht schlecht. Natürlich wusste er, dass es etliche Kirchen gab, doch er hätte sich enorm schwergetan, wenn er ihre genaue Zahl hätte nennen sollen.
    »Aber Buffalo Springs hat doch nicht einmal dreitausend Einwohner.« Sie rechnete kurz nach. »Das wären etwa zweihundertfünfzig Personen pro Kirche.«
    »Leider sind es weitaus weniger. Selbst wenn wir die Leute mitzählen, die draußen auf dem Land wohnen.« Molitors Miene war nun ganz geschäftsmäßig,

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