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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rücken. Sie schoss senkrecht im Bett in die Höhe und zitterte, als hätte sie plötzlich Schüttellähmung bekommen.
    Sie brauchte mehrere Anläufe, bis sie mit ihren zitternden Händen die Bettdecke greifen und sie sich um den kältestarren Körper schlingen konnte. Und äußerste Konzentration, um die Rückstände der beklemmenden Szene zu verdrängen, die immer noch im Dunkeln lauerte und nur darauf wartete, erneut abzulaufen, sobald der Schlaf sie wehrlos machte.
    Ramsey holte tief Luft. Erst einmal, dann noch einmal. Und schaffte es, durch diese einfache Handlung die Bilder zu unterdrücken, die sie erneut zu überfallen drohten.
    Etwas ruhiger geworden, lehnte sie sich ans Kopfteil, während ihr Herz nach wie vor galoppierte wie ein Vollblutpferd, dem man die Sporen gegeben hat. Das Mädchen im Traum existierte nicht mehr. Dafür hatte sie gesorgt. Ramsey würde nie wieder so verletzlich sein. Und die Erinnerungen daran, als sie derart wehrlos gewesen war, hatten nicht mehr die Macht, sie zu schwächen.
    Das sagte sie sich immer wieder, während sie den Schlaf abwehrte und auf den Vorhang starrte, der das einzige Fenster verdeckte. Sie wartete darauf, dass der Himmel heller wurde und erste Lichtstreifen an seinem Rand vorbeisandte. Das Einzige, was von ihrer Vergangenheit übrig geblieben war, waren Erinnerungen, und die konnten ihr nichts anhaben.
    Doch selbst als durch ihre mentalen Beruhigungsmaßnahmen ihr Puls langsamer wurde und sich ihre Atmung vertiefte, hielt sie den Blick nach wie vor aufs Fenster gerichtet. Und zählte im Stillen die Stunden bis zum Morgen.

8. Kapitel
    Dev stand auf dem Gehweg vor dem Historischen Museum, als Ramsey fünfzehn Minuten nach zehn herangefahren kam. Er wollte gerade den Mund aufmachen und eine geistreiche Bemerkung darüber machen, dass er sie eigentlich nicht für die Sorte Frau gehalten hätte, die einen Mann warten lässt, doch als sie die Tür ihres Geländewagens ins Schloss warf, erstarben ihm angesichts ihrer Miene die Worte auf der Zunge.
    »Was ist denn los?« Er kam herüber, um sie zu begrüßen, während sie um die Motorhaube des Wagens herumging.
    »Nichts. Ich hoffe, Sie mussten nicht lange warten.«
    Er legte ihr sachte eine Hand auf den Arm und hielt sie auf, da sie sonst an ihm vorbeigerauscht wäre. »Was ist los?«, fragte er noch einmal.
    Da sah sie ihn an, sah ihn richtig an, und es war, als hätte er einen Faustschlag in den Magen bekommen. Ihre grüngoldenen Augen waren umringt von Schatten. Doch es war vor allem der gehetzte Blick in ihnen, der ihn aufschreckte.
    »Wir haben das Opfer identifiziert. Sie hat ein paar Countys weiter gewohnt. Ihre Schwester wird bald eintreffen, um die Leiche zu identifizieren, und dann will ich ihre Freunde und Nachbarn befragen. Unser Mittagessen müssen wir leider verschieben.«
    Er schob beide Hände in die Taschen seiner Jeans und schlenderte neben ihr her zum Museumseingang. »Das ist natürlich ein triftiger Grund, um unser Date abzusagen, also muss ich mich fügen.« Er hielt einen Moment lang inne. »Aber jetzt muss ich das Date natürlich von einem Mittagessen zu einem Abendessen upgraden, als eine Art Inflationsausgleich.«
    Sie lächelte ansatzweise, genau wie er es bezweckt hatte. »Warum wundert mich das nicht?«
    Er zog die Tür auf und wartete, bis sie hindurchgegangen war, wobei er sich fragte, ob er sie irgendwann einmal ohne einen Blazer über langen Hosen zu sehen bekäme. Zwar waren die Temperaturen in diesem Teil Tennessees recht mild und lagen nur bei gut fünfundzwanzig Grad, aber ihr musste doch in dieser Aufmachung trotzdem warm sein.
    Im nächsten Moment dämmerte ihm, dass sie den Blazer wohl trug, um eine Waffe zu verbergen, was sein Interesse an ihr nur noch weiter anfachte. Man musste schon ein besonderer Mann sein, sinnierte er, während er Ramsey ins dämmrig-kühle Innere des Museums folgte, um die Vorstellung einer bewaffneten Frau so erregend zu finden.
    Aber schließlich war Ramsey Clark auch keine Durchschnittsfrau.
    Er schmuggelte sich im letzten Moment vor sie, um Donnelle als Erster begrüßen zu können. Als sie von einer Ausstellungsvitrine aufsah, an der sie gerade arbeitete, war ihre Miene freundlich.
    »Devlin, du alter Herzensbrecher. Es freut mich ja so, dass du vorbeischaust!« Ihre Freude wurde rasch gedämpft, als sie Ramsey hinter ihm erblickte. »Ms Clark. Wie schön, Sie wiederzusehen.«
    Da er extra darauf geachtet hatte, hörte Dev die in dem höflichen Ton

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