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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ramsey, während sie das Auto über einen unsanften Buckel lenkte. Falls ihm diese Frage je gestellt worden war, so fand sich die Antwort jedenfalls nicht im offiziellen Polizeibericht.
    »Es besteht also kein Zweifel an seiner Schuld.«
    Seine Worte kamen ein bisschen zu unbekümmert heraus, als dass sie die Emotionen nicht wahrgenommen hätte, die direkt unter der Oberfläche brodelten. »Das hab ich nicht gesagt.« Ramsey hielt vor einem einfachen, in fröhlichem Gelb gestrichenen Holzhaus mit weißen Fensterläden. »Es sind jede Menge Fragen unbeantwortet geblieben. Aber was mich nach wie vor am meisten umtreibt, ist die Frage, wo dein Vater die Stunden zwischen seinem ersten Besuch bei Jessalyn und dem zweiten verbracht hat. Dafür, dass sich jemand so gezielt einen Vollrausch angetrunken hat, müsste es doch einen Haufen Zeugen geben.«
    In einem der vorderen Fenster sah sie einen Vorhang wackeln, ein Beleg dafür, dass drinnen jemand über ihre Anwesenheit Bescheid wusste. »Bei seinem Alkoholpegel kann er in der Zwischenzeit kaum etwas anderes getan haben, als zu trinken. Laut Aussage deiner Mutter hat er das aber nicht zu Hause getan, ja, er war in der Zwischenzeit nicht einmal dort. Wo war er also?«
    Da sah er sie an, und der untröstliche Ausdruck in seinen Augen versetzte ihr einen Stich. »Ich weiß es nicht. Aber wenn das die einzige Frage ist, die du hast, nachdem du in den Polizeibericht geschaut hast, dann hör ich wohl lieber auf, weiter nachzuforschen.«
    »Das ist nicht die hervorstechendste Frage, Stryker.« Sie stieß die Wagentür auf, stieg aus und hoffte inständig, dass Cora Beth Truman diesmal entgegenkommender gestimmt sein würde als bei ihrem letzten Besuch.
    Auf dem Weg zum Haus sprach sie weiter. »Das Wichtigste, was ich mich nach wie vor frage, ist, warum im Polizeibericht nichts davon steht. Sind sie der Sache überhaupt nachgegangen? Falls ja, warum wird es mit keinem Wort erwähnt? Falls nicht, warum nicht?« Die zahlreichen weiteren Fragen, die ihr ungeordnet durch den Kopf schossen, behagten ihr ebenso wenig. Der Fall Lucas Rollins hatte nichts mit den aktuellen Ermittlungen zu tun. Sie konnte sich auf der Suche nach Cassie Frosts Mörder nicht noch eine Ablenkung erlauben.
    Sie warf einen Blick auf den Mann neben ihr, während sie auf das Haus zugingen. Ablenkung war ein ziemlich treffender Begriff für seine Wirkung auf sie und ihre Konzentration auf den aktuellen Fall. Sie hoffte nur, dass er sich diesmal als nützliche Ablenkung erweisen würde.
    Natürlich musste zuerst der unerlässliche Smalltalk betrieben werden, und mit der offenen Begeisterung der Frau über Strykers Besuch hatte Ramsey bereits gerechnet. Sie hatte sogar den grünen Tee angenommen, den Cora Beth ihr aufgedrängt hatte, während sie sich nach der Cola light sehnte, die sie im Auto gelassen hatte. Doch die vertraute Ungeduld war immer unerträglicher geworden, als das Gespräch sich Cora Beth’ Sohn zuwandte und Dev von ihr über die Ereignisse in dessen Leben der letzten zwanzig Jahre unterrichtet wurde.
    Das Gefühl legte sich allerdings schlagartig, als Cora Beth ein paar verblichene Fotos von zwei Jungen mit Baseballschlägern und tief ins Gesicht gezogenen Baseballkappen hervorholte. Ramsey wusste sofort, dass der Blonde Dev war.
    Das berühmte Grinsen war einfach unverkennbar. Hier wurde es von einem Ausdruck strahlender Freude begleitet, der einem sofort ins Auge stach. Devs zwiespältiger Charme war bereits damals sichtbar gewesen, womit er jahrzehntelang Zeit gehabt hatte, an seinem unwiderstehlichen Charisma zu feilen.
    Schließlich wandte Cora Beth sich Ramsey zu, die hätte schwören können, dass sie sich den leicht vorwurfsvollen Unterton in den milden Worten nicht einbildete.
    »Sie hätten mir gestern gleich sagen sollen, dass Sie eine Freundin von Devlin sind, Ms Clark. Ich bin leider ein bisschen vorsichtig gegenüber Fremden, nachdem ich hier so abgelegen wohne. Vor allem seit mein Mann vor fünf Jahren gestorben ist.«
    »Ich kann Ihre Vorsicht gut verstehen, Mrs Truman.« Wie auch immer sie es empfand, dass sie Stryker vorschieben musste, damit die Leute mit ihr redeten, Ramsey wollte jetzt unbedingt an die dringend benötigten Informationen kommen. »Als allein lebende Frau muss man besonders auf der Hut sein. Aber ich habe schon so viel über Ihr Können als Heilerin gehört, dass ich unbedingt mit Ihnen reden wollte.« Sie ignorierte Devs verblüffte Miene. Nun sah er selbst,

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