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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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während sich der Spion ausführliche Notizen machte, schilderte er präzise alles, was er in der Waffenfabrik gesehen hatte. »Vieles davon«, schloss er seinen Bericht, »sieht reichlich abgenutzt aus.«
    »Das verwundert kaum.«
    Völlig überfordert und nur unzureichend ausgerüstet, hatte die Naval Gun Factory alles von Munitionsflaschenzügen bis hin zu Torpedorohren produziert, damit die Große Weiße Flotte schnellstens in See stechen konnte. Nachdem die Kriegsschiffe ihre Liegeplätze verlassen hatten, lieferte die Fabrik ganze Zugladungen von Ersatzteilen, Visiereinrichtungen, Zündvorrichtungen, Verschlusskappen und Geschützlafetten nach San Francisco. In einem weiteren Monat würde sich die Flotte dort von ihrer vierzehntausend Meilen langen Reise um das Kap Hoorn von Südamerika erholen und im Marc Island Ship Yard einer Generalinspektion unterziehen, um danach den Pazifik zu überqueren.
    »Ich würde sie nicht unterschätzen«, erwiderte Yamamoto Kenta düster. »Abgenutzte Maschinen lassen sich ersetzen.«
    »Wenn sie dazu die Energie haben.«
    »Nach dem, was ich gesehen habe, haben sie durchaus die Energie. Und die Erfindungsgabe. Sie machen nur eine kurze Pause und sammeln ihre Kräfte.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch spürte, dass Yamamoto Kenta von seiner Furcht vor der amerikanischen Marine gelähmt, wenn nicht gar vollkommen beherrscht wurde. Er hatte diese Tiraden schon früher gehört und wusste inzwischen, wie er das Thema wechseln konnte, indem er den Japaner mit überschwänglichem Lob aus dem Konzept brachte.
    »Ich habe nie an Ihrer hervorragenden Beobachtungsgabe gezweifelt. Aber ich staune über die Vielfalt Ihres Wissens und Ihrer Fähigkeiten in den Bereichen Chemie, Maschinenbau und Fälscherhandwerk. Mit einem einzigen genialen Schachzug haben Sie die weitere Entwicklung amerikanischer Waffentechnik gestoppt und dem Kongress die Nachricht übermittelt, dass die Navy korrupt ist.«
    Er beobachtete, dass sich Yamamoto Kenta wie ein Pfau spreizte. Selbst die fähigsten Agenten hatten eine Achillesferse. In Yamamoto Kentas Fall war es eine übermäßige Eitelkeit, die ihn blendete.
    »Ich bin schließlich schon lange in diesem Gewerbe tätig«, erwiderte Yamamoto Kenta mit falscher Bescheidenheit.
    Tatsächlich, dachte der Mann hinter dem Schreibtisch, konnte man die chemischen Details für die Herstellung des Stickstoffjodid-Zünders in jedem einigermaßen ausführlichen Schülerlexikon nachschlagen. Was jedoch Yamamoto Kentas andere Fähigkeiten sowie sein fundiertes Wissen über Seekriegsführung keinesfalls schmälern sollte.
    Nachdem er ihn ein wenig besänftigt hatte, schickte er sich an, den Japaner einem Test zu unterziehen. »Letzte Woche an Bord der Lusitania«, sagte er, »ist mir zufällig ein britischer Attaché über den Weg gelaufen. Sie kennen doch diese Typen. Halten sich selbst für Gentleman-Spione.«
    Er hatte eine erstaunliche Begabung für Akzente, und er imitierte perfekt die gestelzte Sprechweise eines englischen Adligen. »›Die Japaner‹, verkündete dieser Gentleman allen Anwesenden im Rauchsalon, ›verfügen über eine natürliche Gabe für Spionage und eine Gerissenheit und Selbstkontrolle, wie man sie sonst nirgendwo im Westen finden kann.‹«
    Yamamoto Kenta lachte. »Das klingt wie Commander Abbington-Westlake aus der Foreign Division des Naval Intelligence Department der Admiralität, der im vergangenen Sommer dabei beobachtet wurde, wie er ein Aquarell vom Long Island Sund anfertigte, auf dem zufälligerweise auch Amerikas jüngstes U-Boot der Viper-Klasse zu sehen war. Glauben Sie, dass der Windbeutel es als Kompliment gemeint hat?«
    »Die französische Marine, die er im vergangenen Monat so erfolgreich infiltriert hat, würde Abbington-Westlake kaum einen Windbeutel nennen. Haben Sie das Geld behalten?«
    »Wie bitte?«
    »Das Geld, das Sie in Arthur Langners Schublade legen sollten. Haben Sie es für sich behalten?«
    Der Japaner erstarrte. »Natürlich nicht. Ich habe es im Schreibtisch deponiert.«
    »Die Feinde der Navy im Kongress sollen glauben, dass sich ihr Star-Designer, der sogenannte Gunner, der Annahme eines Schmiergeldes schuldig gemacht hat. Dieses Geld sollte unseren Hinweis an den Kongress untermauern, so dass man sich dort fragt, was in der Navy sonst noch im Argen liegen mag. Also, haben Sie das Geld behalten?«
    »Es sollte mich eigentlich überraschen, dass Sie einem loyalen Partner eine solche Frage stellen. Da Sie

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