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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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presste. Dann straffte sie sich, sammelte sich, bog in den Korridor ein und verschwand in der Van Dorn Detective Agency - und damit aus Katherines Blickfeld.
    Joseph Van Dorn warf einen Blick durch den Türspion. Der Angestellte am Empfang war ein gestandener Mann - anderenfalls hätte er am Empfang der Van Dorn Agency auch nichts zu suchen gehabt. Aber er war von der weiblichen Schönheit, die ihm ihre Karte reichte, anscheinend völlig überwältigt, und Van Dorn erkannte, dass in diesem Augenblick die Wild Bunch hätte hereinstürmen und sämtliche Möbel hinaustragen können, ohne dass er es bemerkt hätte.
    »Mein Name ist Dorothy Langner«, sagte sie mit fester, wohlklingender Stimme. »Ich bin mit Mr Joseph Van Dorn verabredet.«
    Van Dorn betrat den Empfangsraum und begrüßte sie zuvorkommend.
    »Miss Langner«, sagte er, und der Anflug eines irischen Akzents milderte den harten Chicago-Slang. »Darf ich Sie meiner tief empfundenen Anteilnahme versichern?«
    »Vielen Dank, Mr Van Dorn. Ich weiß zu schätzen, dass Sie mich empfangen.«
    Van Dorn geleitete sie in sein Heiligtum.
    Dorothy schlug sein Angebot einer Tasse Tee oder eines Glases Wasser aus und kam sofort zum eigentlichen Grund ihres Besuchs.
    »Die Navy hat in einer offiziellen Stellungnahme verlauten lassen, dass sich mein Vater das Leben genommen hat. Ich möchte Ihre Agentur engagieren, um seinen Namen von diesem Makel reinzuwaschen.«
    Van Dorn hatte sich so gründlich wie möglich auf diese heikle Unterredung vorbereitet. Es gab gewichtige Gründe, an der geistigen Gesundheit ihres Vaters zu zweifeln. Aber seine zukünftige Ehefrau kannte Dorothy seit ihrer gemeinsamen Zeit am Smith College, daher fühlte er sich verpflichtet, sich die Argumente der armen Frau anzuhören.
    »Ich stehe Ihnen natürlich gerne zu Diensten, aber ...«
    »Die Navy behauptet, dass er die Explosion, die ihn tötete, selbst verursacht habe, aber sie wollen mir nicht verraten, woher sie das wissen.«
    »Ich würde nicht allzu viel dahinter vermuten«, sagte Van Dorn. »Die Navy ist von Natur aus sehr verschwiegen. Was mich überrascht, ist vielmehr, dass sie sich gewöhnlich sehr umsichtig um die Belange ihrer Leute und ihrer Angehörigen kümmert.«
    »Mein Vater hat von Anfang an darauf geachtet, dass die Gun Factory ein eher ziviles Unternehmen und weniger ein Ableger der Navy ist«, erwiderte Dorothy Langner. »Daher ist sie so etwas wie ein rein kommerzieller Betrieb.«
    »Und dennoch«, wandte Van Dorn behutsam ein, »soweit ich verstanden habe, haben einige zivile Fabriken einen Teil seiner Produktion übernommen.«
    »Ganz sicher nicht! Vielleicht die Herstellung der Vier oder Sechs-Zöller. Aber nicht den Bau der schweren Geschütze für die Großkampfschiffe, die Dreadnoughts.«
    »Ich frage mich, ob dieser Wechsel Ihrem Vater nicht allzu große Sorgen bereitet hat.«
    »Vater war an solche Veränderungen gewöhnt«, entgegnete sie ruhig und fügte mit dem Anflug eines Lächelns hinzu: »Er sagte immer: ›Die Pfeile und Schleudern meines wütenden Geschicks sind die Forderungen und Einschränkungen von Kongress und lokalen Interessent Er hatte einen Sinn für Humor, Mr Van Dorn. Er lachte gern. Solche Männer begehen keinen Selbstmord.«
    »Natürlich nicht«, sagte Van Dorn ernst.
    Das Kellogg-Telefon klingelte wieder.
    Gerettet, dachte Van Dorn. Er ging zur Wand, an der das Telefon befestigt war, nahm die Hörmuschel ab und lauschte.
    »Schicken Sie ihn herein.«
    Zu Dorothy Langner sagte er: »Ich habe Isaac Bell, meinen besten Agenten, gebeten, die Arbeit an einem wichtigen Bankraub-Fall zu unterbrechen, um die Umstände des Todes Ihres Vaters zu untersuchen. Er wird gleich darüber berichten.«
    Die Tür öffnete sich. Ein Mann in einem weißen Anzug trat ein, und zwar mit sparsamen Bewegungen, wie man sie bei jemandem von seiner Größe und Statur niemals erwarten würde. Er maß deutlich mehr als eins achtzig, war schlank - er wog nicht mehr als einhundertfünfundsiebzig Pfund - und musste um die dreißig Jahre alt sein. Der markante Schnurrbart, der seine Oberlippe zierte, schimmerte ebenso golden wie auch sein volles, sorgfältig frisiertes Haar. Sein Gesicht hatte das robuste Aussehen eines Freiluftfanatikers, der Sonne und Wind liebt.
    Seine großen Hände hingen ruhig herab. Die Finger waren lang und bis zur Makellosigkeit gepflegt, obgleich einem aufmerksameren Beobachter als der trauernden Dorothy Langner gewiss nicht entgangen wäre, dass die

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