Blutorangen
in einem Baseball-Team werden. Badminton oder Squash oder Bingo spielen. Wenn ich aus dem Gebäude Nummer 16 öfter herauskäme, dann wäre ich vielleicht nicht so »besessen«.
Als ich in Baker ankam und anhielt, war es so warm, daß es woanders schon für den Hochsommer reicht. In den letzten Dezemberwochen hatte der sogenannte Yukon-Express Versuche unternommen, durch die Wüste zu stürmen, aber es war ihm nicht gelungen. Mein Körper hätte keine trockene Haut an den Stellen, wo ich noch nicht mal wußte, daß ich Haut habe, wenn der Sturm so weit gekommen wäre, denn er wäre weiter in Richtung Kalifornien gegangen. Orange County litt unter der Trockenheit, und zur gleichen Zeit vergeudeten Landschaftspfleger Millionen Liter Wasser für planiertes Land, um den Staub am Boden zu halten, und in Städten haben sie eine Wasserpolizei eingerichtet und Ermahnungen an die Bürger verschickt, nur eine Minute lang zu duschen. Nein, danke. Ich werde weiterhin Wasser bestellen, wenn ich in ein Restaurant gehe. Steckt mich doch ins Gefängnis. Dann laßt mich nach einer Viertelstunde wieder heraus.
Ich fuhr zu »Bun Boy« und sah, daß es zu war, dann fuhr ich zu »Denny’s« wo ich im unpassenden Schatten einer Palme parkte und neben meinem Auto stand, um mein langärmeliges Jeanshemd auszuziehen, daß ich über einem weißen T-Shirt trug. Ein Sticker auf dem Auto neben mir mit dem blau-schwarzen Nummernschild aus Baja, California hatte die Aufschrift NO A LAS DROGAS! Also mochten einige Mexikaner Drogen genausowenig wie wir. Bevor er zu Yolanda zog, fragte mich Raymond einmal, ob ich mit ihm in Mexiko Blauhaie fangen gehen wollte. Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber ich war damals krank. Er kam mit einem 70-Pfünder zurück, zeigte das Bild überall herum und sagte: »Ist das nicht ein ekliger Kerl?« Ich fragte: »Wer, der, der auf seinem Schwanz steht oder der daneben?« und er sagte, daß ich ganz schön eifersüchtig klingen würde für jemanden, der vor Angst nicht mitgekommen ist.
Drinnen bestellte ich einen Kaffee und ein Brötchen und träumte, wie es sein würde, mit Joe in den Urlaub zu fahren. Ich könnte stundenlang mit ihm reden, ihn fragen, wie er als kleiner Junge war, was er hatte werden wollen; wie seine Eltern gewesen waren. Ich könnte fragen, wer sein bester Freund in der Grundschule gewesen war — all solche Sachen. Ich fragte mich, wen Joe als Gouverneur wählte, und ich hatte Angst, es herauszufinden. Und ich fragte mich, ob er und Jennifer mehr als ein Kind gewollt hatten. In der Nacht in seiner Wohnung, nachdem wir das erstemal miteinander geschlafen hatten, lachte er und sagte: »Ein alter Mann mit einem schwachen Herzen wurde gerade von einer herzlosen Frau verführt.« Ich sagte: »Warte mal. Wer hat hier wen im Büro auf ihre süßen Lippen geküßt? Du hast mit allem angefangen.« Und dann fragte ich ihn, wann er das erste Mal über mich nachgedacht hatte und er sagte: »Das ist gemein.« Ich umarmte ihn, und er sah aus, als ob er nachdächte und fragte: »Wie war doch gleich dein Name?«
In einem stillen Moment strich er mit seinem Finger über meine immer noch schmerzende Wunde und nannte sie mein diabolisches Lächeln. Dieser Gedanke ließ mich, während ich bei »Denny’s« saß, überlegen wo mich Joe noch lieben würde — im Badezimmer, in der Küche, in einem Auto, in einem Schlafsack, eine meiner heimlichen Fantasien. Oh, wir haben uns in den Bergen verlaufen, und nur ein Schlafsack trennte uns, na, na, na. Und dann dachte ich, daß ich gerne mit ihm einen Film sähe. Ich würde ihn gerne bei irgendeiner Arbeit oder beim Kochen beobachten.
Und bevor ich es selbst bemerkte, dachte ich schon wieder an Patricia. Sie hatte mir nicht nur bei Chi-Chi’s, sondern öfter gesagt, daß sie mir einen Mann besorgen mußte. Patricia mit ihren lilafarbenen Ohrringen und dem Spott in den Augen — stark und selbstsicher. Das einzige Mal, wo sie Unsicherheit zeigte, war im Gefängnis gewesen. Und das einzige Mal, wo sie unsicher geklungen hatte, war, als sie mir am Telefon sagte, daß Phillip mit einem Mädchen etwas angestellt hätte; oh, und als sie mir sagte, daß jemand in ihrer Wohnung gewesen wäre. Wie war meine Freundin Patricia Harris bloß mit Roland »Dummkopf« Dugdale zusammengekommen, der aussieht wie Chuck »The Rifleman« Connors, ganz genau so.
Ich nahm die Kaktus-Postkarte aus meiner Tasche und studierte sie ein wenig. Auf der Vorderseite winkte der Kaktus und
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