Blutorangen
Und er füllte die Tasche auf der anderen Seite.
Ich ging zum Strip und fragte nach einem Job im nächsten Casino, war aber zu dumm, bei der Altersangabe zu lügen. Ich tat das noch ein paar Mal, ließ dabei keinen Souvenirladen aus und fragte sogar bei einer Tankstelle nach. Ich wußte, daß ich lügen mußte und sagen sollte, ich sei 21, aber ich dachte, sie würden mich nur auslachen. Es wurde langsam dunkel und mittlerweile war ich völlig deprimiert und einige Kilometer von dem Ort entfernt, an dem ich begonnen hatte, und hatte Angst und war wütend. Draußen vor einer Drogerie sah ich, wie ein Mädchen die Fenster putzte, und ich stellte ihr ein paar Fragen. Sie sah mich von oben bis unten an und sagte, daß sie in einen Stadtteil ginge, wo es mehr Jobmöglichkeiten gibt. Sie hätte bald Feierabend und würde mich dort absetzen, wenn ich wollte. In dieser Nacht übernachtete ich in einem Motel im Norden von Las Vegas und bezahlte mit den Fünf-Cent Stücken aus dem Automaten.
Am nächsten Tag ging ich den Bürgersteig auf und ab, ging in jeden Möbelladen, jedes Teppichgeschäft, jede Bäckerei, an jeden kleinen Zeitungsstand und suchte nach Arbeit. Ich kann euch sagen, der Wüstenwind schlägt einem ganz schön hart ins Gesicht. Außerdem gibt es ein dreizackiges Unkraut, das Teufelskraut heißt, und das zurecht, es springt nämlich direkt in deine Schuhe. Die Leute erzählten mir, daß Las Vegas vor vier Monaten das schlimmste Gewitter seiner Geschichte hatte. Jetzt noch konnte man am Wegesrand die Überreste sehen. Doch dieses Kraut wurde nicht vernichtet. Aber ich war jung, und ich machte mir keine Sorgen. Es machte Spaß.
Eines Tages traf ich dann Cipriano Rycken, alleiniger Inhaber von »Randy’s«, einer schönen Bar, die junge Frauen einstellten, die gerne tanzten und denen es nichts ausmachte, ihre Kleider abzulegen.
Cipriano oder Cip war ein netter Mann mit einem ruhigen Charakter, der eigentlich ein Restaurant oder einen Holzhandel managen sollte und kein Striplokal. Als ich ihn zum ersten Mal sah trug er eine beigefarbene Leinenschürze und hielt, draußen vor seinem Laden, ein Gurkenglas in der Hand. Er hielt das Glas gegen das Licht, schaute mich kurz an und ging wieder hinein, was auch immer er dort untersuchte. Ich wartete und dachte, sie könnten vielleicht jemanden zum Spülen oder vielleicht als Kellnerin gebrauchen. Ich dachte, »Randy’s Café« sei ein ganz normales Café. Es gab vorne schöne, große Fenster mit Geranien und einer Wand direkt dahinter und keinem Anzeichen eines Striplokals. Der Grund war, daß er gerade ein neues Schild malen ließ. Er trug grüne Schlangenlederstiefel, und diese schaute ich mir gerade an, als er sagte: »Schau’ mal, womit meine Katze gespielt hat.« Er zeigte mir das Glas, nahm den Deckel ab und ich sah, wie diese bernsteinfarbene Kreatur versuchte, mit seinen Pfoten Halt an dem Glas zu finden. Ich sprang zurück und er lachte und sagte: »Mädchen sehen die Schönheit dieser Dinge nicht. Es ist nur ein kleiner Skorpion. Solange sie dich nicht im Gesicht berühren, ist alles in Ordnung. Schau’, er hat Augen oben auf dem Kopf. Ein süßer kleiner Teufel, nicht?« Ich schaute wieder hin, skeptisch, und er sagte: »Er hat an der Seite noch vier oder fünf mehr und er ist immer noch so blind wie eine Fledermaus.« Dann grinste er mich an und verschloß das Glas wieder, und dann bat ich um einen Job.
Ich sagte, ich sei 18 und er sagte: »Kannst du kellnern?« ... »Ich weiß nicht.« ... »Kannst du lachen und hübsch aussehen?« Das konnte ich und er ließ mich hinein, ließ mich meine Kleider und keine Uniform tragen und sagte mir, daß ich mir von niemandem etwas gefallen lassen sollte. Ich sollte sofort kommen und es ihm sagen. Ich arbeitete drei Wochen als Kellnerin.
Insgesamt blieb ich fast zwei Jahre.
Mein Name war »Dusty Rose«. Ich trug schwarze Strümpfe mit Naht und eine pinkfarbene Jacke, die länger als ein Minikleid war. Die Jacke war eine alte von Cipriano. Er hatte SO schmale Schultern, daß sie paßte. Im Haar trug ich eine pinkfarbene Kamelie und ich lernte es, Make-up zu benutzen.
Frazier Baldwin, die schönste Frau, die ich je gesehen hatte, brachte mir das Tanzen bei. Sie war weiß, afro-amerikanisch, thailändisch und Choctaw. Sie sagte mir, sie sei »thailändisch eingefärbt«. Sie sagte mir dies am ersten Tag und lächelte, und die Geschichte von allem, das ruhig und lieblich in der Welt ist floß in dieses Zimmer.
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