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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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lange sie diskret blieben. Wo sonst sollen sich beschäftigte Menschen kennenlernen? Aber ich sagte: »Ist das okay?«
    »Natürlich. Du hast recht. Ich werde es etwas zurückschrauben.« Er setzte sich auf die Vorderkante seines Schreibtisches, und seine Finger umklammerten die Kante. Er schien sich zu amüsieren.
    Ich ging zu einem Stuhl in der Ecke und meine Beine berührten ihn als Stütze. In meiner Jackentasche war ein Bleistiftstummel, mit dem man gut herumspielen konnte. »Ich möchte mit dir über etwas reden«, sagte ich.
    »Schieß los.«
    »Ich bin sehr besorgt über Patricia. Sie trifft sich mit einem der Dugdales.«
    »Ich weiß. Du hast mir das schon öfter gesagt.«
    »Aber Joe, hör’ dir das an — sie hat Ihren Job gekündigt. Ich habe heute Morgen dort angerufen. Joe, sie hätte es mir gesagt.«
    Er dachte einen Moment nach und sagte: »Die Leute vergessen dich, wenn sie jemanden kennenlernen. Ich habe Freunde, von denen ich nichts mehr gehört habe, seit sie verheiratet sind. Ich bin bei so etwas auch nicht besonders gut.«
    Mit Patricia war das anders, sagte ich ihm. Ich sagte: »Findest du nicht, daß es etwas ziemlich Einschneidendes ist, wenn man seinen Job aufgibt? Ich meine, normalerweise spricht man zuerst mit jemandem darüber. Sie war glücklich dort. Noch vor drei Wochen sagte sie mir, daß sie viel verdient. Ihr ging es gut. Meinst du, ich sollte zu Ihrem Arbeitgeber gehen, Ihrem £x-Arbeitgeber meine ich?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich meine — «
    »Wie würdest du dich fühlen, wenn sie zu deiner Arbeitsstätte ginge und über dich Fragen stellte? Das ist keine gute Einstellung.«
    »Auch wenn sie dort nicht mehr arbeitet? Wie könnte das weh tun?«
    »Du kennst die Details nicht. Ich würde es einfach nicht tun. Du hast mich nach meiner Meinung gefragt.«
    »Ich könnte so fragen, daß es keine Gefahr für sie wäre.«
    »Es ist gut, daß du nicht für mich arbeitest« sagte er.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Du hast viele Ideen, aber manchmal schätzt du Situationen nicht richtig ein. So würde ich dich beurteilen.«
    »Oh, danke.« Ich war verletzt, aber ich konnte es nicht zeigen. »Was ist mit Initiative? Was ist mit Qualität?«
    »Qualität, ja.«
    Er stand auf, legte die Hände auf meine Schultern und zog mich zu ihm. »Ja, ja und ja.«
    Meine Arme flogen zu ihm hoch und um seinen Hals. Ich küßte ihn. Im Büro.
    Als ich hinausging, hatte ich seinen Geruch noch in der Nase, aber auch seine Worte im Ohr, und ich fragte mich, ob ich mit ihm wohl 24 Stunden am Tag auskäme.
     
    Ich packte an diesem Nachmittag, so daß ich am Samstagmorgen früh losfahren konnte. Ich packte für eine Woche, auch ein paar feinere Sachen. Ich dachte, wenn die Spur nach Las Vegas nicht heiß ist, dann könnte ich in San Francisco einen Freund besuchen. Dann drehte ich Däumchen. Was tue ich jetzt zwischen halb sechs und halb sechs?
    Ich wagte es, bei Raymond zu Hause anzurufen, weil Yolanda, seine Freundin, noch nicht da sein würde. Er hatte an den Feiertagen viele Überstunden gemacht, weil Yolanda ihn drängte zu heiraten, und er das Geld bräuchte, wenn sie es täten. Ich wußte nicht, ob er da war, aber er war da.
    »Ray«, sagte ich: »Ich weiß, ich sollte nicht anrufen, es tut mir leid — «
    »Kein Problem, Smokey. Yolanda und ich haben geredet. Sie hat sich jetzt abgeregt. Sie hat es kapiert. Solange es Freunde sind, macht es nichts.«
    »Ich werde aber normalerweise nicht anrufen. Nicht jeder hat Verständnis dafür.«
    »Hast du Probleme, Schätzchen?«
    Ich fragte: »Ray, willst du mich heute Abend nach Carson begleiten?«
    »Ich kann nicht. Ich mache ja Überstunden, weil sie mich dort draußen brauchen, auf den Haupt- und Nebenstraßen. Bis Neujahr heißt das Motto »Partytime«. Übrigens ist das kein guter Entschluß. Das ist keine nette Stadt. Auf dem Freeway war letzte Woche eine Schießerei, in der Nähe von Wilmington.«
    »Ich will Phillip Dugdale finden, Raymond. Hör’ zu, sein Bruder ist ausgezogen und Patricia auch. Eigentlich ist nicht ausgezogen, aber sie hat ihren Job gekündigt, und ich kann sie nicht finden. Ich sage dir, das gefällt mir nicht.«
    »Warum wartest du nicht bis morgen? Dann kann ich vielleicht weg.«
    »Morgen fahre ich in den Urlaub. Nach San Francisco.« Ich erzählte ihm nichts von der Postkarte.
    »Mensch. Eine Operation, und du treibst dich nur noch in der Weltgeschichte herum.«
    »Zieh’ mich nicht auf, Raymond.«
    »Ich muß

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