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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Victor Valley, fielen die L.A.-Syndromfesseln langsam von mir ab, aber als ich nach Victorville kam, dachte ich an die Autonummer des Broncos, der in Patricias Appartementkomplex geparkt war. Er hatte Roland gehört, wie ich später herausgefunden hatte, und ich fragte mich, warum jemand, der in Huntington Beach wohnt und vorher in Garden Grove, einen Wagen in Victorville kaufte.
    Ein grauer Taurus fuhr hinter mir her, wie ich bemerkte, und ich erinnerte mich daran, daß, als ich am Freitagabend das Labor verließ, mir auch ein grauer Taurus gefolgt war, sogar bis in meine Straße und in meinen Wohnkomplex. Ich dachte, oh vielleicht ist das jemand, mit dem ich eine Fahrgemeinschaft bilden könnte. Ich könnte den ganzen Weg nach Las Vegas das Spielchen mit ihm spielen, wenn es derselbe Typ war. Ich fuhr sehr schnell, um ihn zu testen und er folgte immer. Dann fuhr er vor mich und vor einen großen Lastwagen. Später sah ich, daß er einen vor und einen hinter sich hatte und wegen eines dritten auf der Nebenspur nicht überholen konnte. Gut so.
    Ich fuhr gerade durch Victorville hindurch oder vielmehr darüber hinweg, denn die Stadt war mittlerweile so groß geworden, daß es seine eigenen Discountläden hatte und ein »Holiday Inn«, das ich vom Freeway aus sehen konnte, und das häßlich türkisfarben gestrichen war.
    Hier ist das Gebiet der schrecklichen Namen. Victorville, Cleghorn Road, Barstow. Außerhalb von Barstow lag Boron, nicht der Ort mit Pferdewagen und Ronald Reagen, der für Twenty Mule Team Borax wirbt, sondern der Ort mit einem Gefängnis, wo ich, wie mir gerade wieder einfiel, einen Verwandten hatte. Das Gefängnis war eine frühere Radarstation. Jetzt hat es über 500 Insassen. Einer davon war ein Cousin meiner Mutter, Daniel Cross, ein Mann, den ich nie kennengelernt hatte. Das letzte Mal, als ich mit ihr sprach, erzählte sie mir, daß Danny wegen Drogenbesitz saß. Als ich vorbeifuhr, dachte ich, ich sollte mich ihm vorstellen. Aber warum? Es ist nicht so, daß ich Leute verdamme, die in Schwierigkeiten geraten sind, so wie einige meiner Kollegen, die absolut hart sind gegenüber Ganoven. Sie behaupten, daß Verhaftungen zu deren Leben gehören, daß ihnen das Gefängnis einen Szenenwechsel verschaffe. Ich war an diesem Punkt noch nicht angekommen, aber der Job läßt einen das Leben mit anderen Augen sehen, und selbst das ändert sich. Zuerst haßt du sie, dann weinst du um sie. Dann haßt du sie, dann freundest du dich mit ihnen an. Dann haßt du sie. Dann haßt du sie. Ich weiß, daß es dort drinnen Typen gibt, die einen Jungen auf den Boden drücken und ihn mit Schaum besprühen und ihn anzünden. Es brennt wie Napalm. Heute hielt ich dort nicht an.
    Langsam wurde die Landschaft zwischen Barstow und Baker weniger einsam, und ich freute mich an den rostfarbenen Tönen des Sandsteins und den tiefen blauen Schatten, die in der Nähe der schroffen Felsen sichtbar waren. In weiterer Entfernung wurde die Landschaft lieblicher, als ob ein Maler mit einem Pinsel voll Milch darübergemalt hätte, um ihr die Härte zu nehmen. Am Wegesrand standen schlanke Bäume, voller Parasiten. In der langsamen Spur rechts von mir kroch ein Lastwagen, der mit Rohren beladen war, zum Halloran Summit und genau vor ihm dröhnte ein silberner Reisebus voller Casinowütiger, und als ich zu den Klippen abbog sah ich den zerbrochenen schwarzen Stein, den die Gletscher übriggelassen hatten und den gebleichten Sand an den Seiten der Berge, der vom Tal hochgeweht worden war.
    16 Kilometer vor Baker gibt es die »Zzyzx Road« und acht Kilometer im Osten davon liegt das Desert Studies Center. Irgendein Fanatiker hatte sich hier niedergelassen und einen Fitnessclub, ein Hotel und eine Kirche gebaut. Diese waren noch geöffnet, bis das Amt für Landerschließung, das hier großen Einfluß hat, die Gebäude konfiszierte. Ich wußte davon, weil Jeri Landsforth, unsere Gerichtsanthropologin, dort einen Kurs über Insekten gehalten hatte. Wer weiß, wenn unsere Abteilung das Ausbildungsgeld gehabt hätte, vielleicht würde ich dann heute mit Pinzetten Insekten untersuchen, die so groß wie Stricknadeln sind. Oder ich würde im Gestrüpp die Vögel belästigen. In meiner ersten Woche im Labor erzählte mir Joe S., man würde hier einseitig ausgebildet. Ich solle noch ein anderes Leben haben, abgesehen von dem im Labor. Mich in meiner Gemeinde engagieren. Mich mit Kindern umgeben, wenn ich könnte. Meine Familie genießen. Mitglied

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