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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Frau schaut über den Kinderwagen hinweg und drückt damit die Tür ein wenig auf.« Er brachte seine Hand auf Augenhöhe, um mir das zu demonstrieren. »Sie schaut auf. Geradeaus. Die Flecken bemerkt sie zuerst nicht. Sie schiebt den Wagen den Gang hinunter. Dann fährt sie plötzlich mit einem Reifen über eine Hülse. Sie hebt sie auf, sieht hoch und fängt an zu schreien.«
    Ich fragte ihn, wieviel Zeit er für den Fall ansetzen würde. Er zuckte mit den Schultern. Heutzutage schenkt man einfachen Überfällen nicht so viel Beachtung, Raubüberfällen noch weniger. Vandalismus hat Zeit; Fahrraddiebstähle kannst du vergessen; Autodiebstähle, naja, vielleicht erhält man einen zweiten Anruf von dem zuständigen Polizisten, aber wahrscheinlich nicht. Personenschäden — Überfälle, Vergewaltigungen, Mord — erhalten verstärkte Aufmerksamkeit, auch wenn die Anzahl in alarmierender Weise ansteigt. Ein Mordfall wird nicht abgeschlossen, bis der Fall gelöst ist, da Mord für den zivilisierten Menschen immer noch nicht akzeptabel ist.
    Joe kam heran und Svoboda sagte: »Wenn ihr nicht irgendein Wunder vollbringt, dann haben wir nicht viel in der Hand.«
    »Wir tun, was wir können, Sergeant«, sagte Joe und sah mich für den Bruchteil einer Sekunde an. Er war wahrscheinlich immer noch wütend.
    Ich fragte: »Kann man keine Computerüberprüfung für Überfälle machen?«
    »Ich glaube, dafür ist es nicht ausgefeilt genug«, sagte Svoboda.
    »Machst du jetzt die Arbeit des Sergeants, Smokey?« Joe zerbrach mit der Hand einen Styroporbecher und ein Stück flog auf sein Hosenbein. Als er sich bückte, um es wegzunehmen, schweifte sein Blick durch den Laden. Er überprüfte, was er schon überprüft hatte. Und dann grinste er ein wenig und das war das Wichtigste.
    Bud Peterson kam auf uns zu. Joe sagte hallo. Bud ist immer nett und höflich, respektvoll. Er ist dünn und läuft gebeugt, so daß sein Kinn hervorsteht, wenn er geht. Auf seiner grünen Krawatte war ein kleiner Golfspieler zu sehen, der zum Schlag ausholte. Die meisten Leute vom gerichtsmedizinischen Labor tragen keine Krawatten. Sie tragen Pullis und sehen aus, als ob sie mit ihren Frauen einkaufen waren. Joe trägt Anzüge, weil er im Management gearbeitet hat. Bud strebt das auch an, und ich wünschte, ich könnte sagen, daß er es nie schaffen wird.
    Nachdem Joe und Gary weggegangen waren, sagte Bud zu mir: »Weißt du, was du tun könntest? Du könntest zum Gerichtsmediziner fahren und den Autopsiebericht holen.«
    Es war fast ein Schock, das Wort Autopsie zu hören. Vielleicht dachte ich, daß die Untersuchung länger dauern würde, obwohl ich wußte, wie stolz diese Abteilung darauf war, die Leichen schnell durchzuschleusen. Sie arbeiten auf Provisionsbasis mit uns, sozusagen Stück für Stück. Je mehr Leichen, desto größer ist der Verdienst. Ich wollte mir Jerry Dwyer nicht auf dem Tisch vorstellen, denn das Schlimmste ist, daß die Toten keine Privatsphäre mehr haben. Schöne Frauen, häßliche Frauen; schüchterne und mutige; respektvolle und schmutzige, egal. Wenn sie einmal nackt in den halböffentlichen Raum gerollt werden, kann man alles sehen, alles wissen und es wird nicht mit der Finesse gemacht, die man sich vielleicht vorstellt. Ich wollte bei Jerry Dwyers Autopsie nicht dabei sein, auch wenn ich ihn erschossen auf dem Boden habe liegen sehen. Die meisten drücken sich vor Autopsien der Freunde. Die meisten Leute vermeiden es sowieso, es sei denn, sie müssen dort sein.
    Ich dachte darüber nach, was der Bericht enthüllen würde — welche Art von Schrot sie ausgraben würden, welche Flugbahn das Geschoß genommen hatte. Ich wußte, daß es wichtig war, den Bericht für Bud zu besorgen, aber es irritierte mich. Bud Peterson gleicht einigen Leuten, die ich kenne. Er scheint passiv zu sein, aber unter der Oberfläche spielt er Spiele. Ich glaube, es ärgert ihn, daß ich manchmal Teamleiter bin, weil er älter ist und es noch nicht war. Was Bud eigentlich sagen wollte, war, >Mach ‘ne Mücke<. Vielleicht kann ich mich mit Joe verbrüdern und seinen Platz einnehmen, wenn er sich zur Ruhe setzt. Woher ich das weiß? Bud sagt einem das selbst. Er denkt, daß, wenn er vorgibt, einem zu vertrauen, man nicht merkt, daß er eigentlich hinter dem Job her ist.
    »Ist der Bericht schon so bald fertig?« fragte ich.
    »Das braucht nur einige Stunden, Watanabe kümmert sich darum. Der Typ kann gut mit Innereien umgehen.«
    Bud spielt mit Dr.

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