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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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sehen, kaum lesbar war auf weißem Holzgrund eingeritzt: WILLIAM SMITH, GESCHÄFTSFÜHRER. »Sind Sie deshalb wütend?«
    »Ich bin korrekt . Der Junge, der etwas beobachtet hat, ist Emilio. Ihr Deputy hat schon mit ihm gesprochen, nicht wahr?«
    »Sergeant Svoboda von der Behörde des Sheriffs hat mit ihm gesprochen. Aber wir müssen den Leuten vielleicht mehr als einmal die gleichen Fragen stellen. Sie verstehen doch, daß Untersuchungen Zeit erfordern, besonders in einem Mordfall oder nicht, Mr. Smith? Wir müssen die Sache so gründlich wie möglich bearbeiten.«
    »Sicher, sicher, ein Mordfall.« Rote Flecken bildeten sich auf seiner fast durchscheinenden Haut. »Emilio spült das Geschirr. Aber woher soll ich wissen, daß er seine Schürze nicht an den Nagel hängt, während ich mit Ihnen spreche?« Mr. Smith rutschte zur Seite, um hinter uns in die Küche sehen zu können, wo, wie ich mir vorstellte, Tortillas mit aufgewärmten Bohnen belegt und Tacos gefüllt wurden. Mr. Smith rutschte wieder an seinen Platz, legte beide Hände auf den Tisch und verschränkte sie zu zwei Kartoffelfäusten. »Das nächste Mal könnte ich dran sein. Ich passe auf, wenn ich Annahmen quittiere. Ich passe immer auf.«
    Joe nickte. Er sagte, »Das ist gut.«
    »Ich investiere eben viel Zeit in diese Leute und ich will nicht, daß sie verängstigt werden. Viele von ihnen können nicht mehrere Dinge gleichzeitig tun. Sie verstehen, was ich meine. Man nennt das simpler Geist.«
    Ich fragte: »Was zahlen Sie ihnen pro Stunde?« Vielleicht hätte ich den Gesprächsfluß nicht unterbrechen sollen, aber dann wieder schien es mir so, als ob der Mann noch ein wenig in der Defensive bleiben wollte.
    »Wollen Sie einen Job?« antwortete er. Die Stimme war leise, aber sein Blick sagte mir, daß er feindselig gestimmt war. Seine blauen Augen waren so blaß, daß sie fast weiß aussahen, mit dunklen Rändern am Rand der Iris, in die man nur schwer schauen kann, sie ließen ihn verrückt aus- sehen. Er widmete seine Aufmerksamkeit gleich wieder Joe. Er dachte jetzt sicher, die habe ich in die Schranken gewiesen. In meiner Karriere bin ich schon von Experten niedergemacht worden.
    »Nein, danke, Mr. Smith. Ich habe einen Job.« Ich nahm meinen Notizblock und einen Stift heraus und schrieb und sprach gleichzeitig. »Also, schauen wir mal. Sie haben wieviele Angestellte? Sechs? Ich kann sechs sehen.« Ich drehte mich um, um über meine Schulter blicken zu können. »Und sie haben alle die Green Card, sagen Sie. Sie führen auch regelmäßig Gesundheitsuntersuchungen durch, nehme ich an. So alle paar Monate?« Ich begann, mich ein wenig umzusehen und zu überprüfen, wie sauber es war. »Wie entsorgen Sie Fett, Mr. Smith? Halten Sie sich an die Bestimmungen?« Ich hielt meinen Kopf gesenkt und schrieb, während ich auf eine Antwort wartete. Diese Dinge hatten mit dem Fall nichts zu tun. Als ich aufsah, hatte er einen anderen Gesichtsausdruck.
    »Emilios Englisch ist nicht so toll. Sprechen Sie mit ihm. Machen Sie schon. Aber nur zehn Minuten, okay?« Er sprach nicht mit mir, sondern mit Joe.
    »Dazu kommen wir später«, sagte Joe. »Im Moment möchte ich gerne wissen, ob Sie gestern zur Zeit des Überfalls und des Mordes nicht doch etwas gesehen haben.«
    »Ich habe nichts gesehen. Ich habe gehört — ich glaube jedenfalls — wie etwas knallte, mehrmals, ganz schnell hintereinander. Ich hängte gerade draußen alte Tücher auf.« Er schaute mich mit seinen furchteinflößenden Augen an und sagte, »Wir dürfen das«, und meinte damit, Tücher zum Trocknen aufhängen, ohne daß ein Inspektor sich darüber beschwert.
    Joe fragte: »Wann war das?«
    »Vielleicht um halb zwei.«
    »Haben Sie kein Auto gehört? Haben Sie nicht gehört, wie ein Auto fehlzündete?«
    »Nein. Nur einen Knall — wie ein Feuerwerk.« Seine Hände rutschten über den Tisch nach vorne. Aus der Körpersprache übersetzt heißt das, >Ich habe nichts zu verbergen<. Er sagte, »Ich kannte die Leute von drüben nicht gut. Ich sah den Jungen vielleicht ein-, zweimal. Das ist alles. Der Junge war groß, blond, nicht wahr?« Dann sah er mich an. Ich nickte, Joe auch.
    »Können wir dann mit Emilio sprechen?«
    »Würden Sie mit ihm hinter dem Haus reden? Wir müssen doch nicht alle Leute von der Arbeit abhalten, damit sie herumstehen und zuhören können oder?«
    Wir standen hinter dem Restaurant, warteten darauf, daß sich die Tür öffnete und sahen, vermutlich auf die gleichen

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