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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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Watanabe mittags im Konferenzzimmer des Leichenschauhauses Bridge.....Ich denke, dagegen ist nichts einzuwenden. Dr. Watanabe will dieses Jahr allerdings als Bürgermeister kandidieren.
    »Du bist so korrekt, Bud.«
    »So bin ich. Übrigens, willst du bei Toastmasters mitmachen? Einer ist abgesprungen.«
    »Ich kann keine Reden halten.«
    »Für genau solche Leute ist es. Für Leute wie dich.«
    Ich sagte: »Okay, ich werde mit Firearms und Trace sprechen, wenn ich im Labor bin. Was machen die Fingerabdrücke, wie lange wird das dauern?«
    »Mindestens drei Tage.«
    »Warum dauert das so lange, Bud?«
    »Das ist schon schnell. Weißt du, wie lange Tox dafür gebraucht hat? Sechs bis acht Wochen.«
    Ich schaute in eine andere Richtung und spielte mit meinem Haar. Es erschien mir wieder zu kurz.
    Die Identifizierung von Fingerabdrücken ist immer noch kompliziert. Man muß einen Abdruck bereits in den Akten haben. Obwohl ich mich freiwillig gemeldet hatte, um mit Trace die Fasern zu untersuchen, die am Türrahmen gefunden worden waren, wußten wir, daß es verlorene Liebesmühe war. Fasern sind eine schwierige Geschichte — es gibt zu viele Firmen, und die Hersteller möchten keine Informationen weitergeben, die der Konkurrenz helfen könnten; wir leben alle in unserer eigenen kleinen Welt. Bei Fällen, an denen Autos beteiligt sind, müssen wir manchmal Testfahrten machen, um ein paar Bodenfasern zu bekommen.
    Bud sagte: »Leg’ mir auf den Tisch, was immer du bekommst, okay?«
    »Will Joe ihn nicht zuerst sehen?« Das brauchte ich gerade, daß er wieder ausflippte. Ich könnte zu Joe gehen und ihn fragen, ob ich zuerst den Bericht für Bud holen sollte, aber das sähe feige aus.
    Bud sagte: »Joe nimmt gerade Abdrücke von Gegenständen an der Tür, die aufgebrochen worden ist. Dann sagte er, hat er einen Termin beim Zahnarzt.«
    »Wunderbar«, sagte ich unbarmherzig. Bud lockerte sich ein wenig und versuchte zu grinsen, aber es wurde ein schiefes Grinsen.
    Ich ging weg und zur Kühltruhe, wo Jerrys Körper gelegen hatte. Die Sauerei auf dem Boden war jetzt dunkler geworden und erinnerte mich daran, wie schnell die Moleküle arbeiteten, wie die Erde sich weiter dreht, sich verändert, ohne Unterlaß. Jetzt, keine 24 Stunden später, war Jerry Dwyer bereits Vergangenheit. Das Gesicht war jedoch in meiner Erinnerung präsent. Dieses glückliche, freundliche Gesicht mit den Kinderzähnen. Ich sah ihn, wie er mich anlächelte, mit den Augen und dem Mund. Und ich wollte nicht, daß er tot war.
    Neben der Kühltruhe legte Joe gerade die Füllflüssigkeit aus Plastik, die man für Abdrücke verwendete, zurück zu seinem Zubehör. Das Licht von den hohen Fenstern ließ sein Haar silbrig erscheinen.
    Ich fragte ihn nach den Toiletten, da ich mich erinnerte, daß das Absperrband lose gewesen war.
    »Ja, jemand hat sie benutzt.«
    »Die Damentoilette?«
    »Ja.«
    »Der Neue?«
    »Nein, Billy.«
    »Billy? Der sollte es aber besser wissen«, sagte ich. »Ich mag Billy K. ja nicht besonders, aber er ist doch klug genug, das zu lassen. Woher weißt du das?«
    »Er hat es mir gestern gesagt, nachdem du gegangen warst.«
    »Oh, Gott.«
    Joe warf mir einen Blick zu. »Kein Problem.« Damit entließ er mich. Joe glaubt immer zuerst an das Gute im Menschen, auch wenn es nicht rational begründet ist. Das betrifft jeden, der bei der Polizei arbeitet oder bei der Spurensicherung. Ich dagegen merke mir Dummheiten. Ich bin Ende August geboren, Sternzeichen Jungfrau. Das macht mich sehr kritisch, dafür kann ich nichts.
    Er sagte: »Wir fanden allerdings etwas auf der Herrentoilette.«
    Der kleine Teufel — ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß er es kaum für sich behalten konnte. Bis vor circa acht Monaten war Joe zwei Stufen höher als ich auf der Karriereleiter. Dann hatte er einen schlimmen Herzinfarkt. Als er wieder anfing zu arbeiten und zur Spurensicherung zurückkam, sagte er mit einem Zwinkern, kein rotes Band mehr, keine Vollversammlung, sondern Freiheit, nur noch Freiheit.
    Joe zog eine braune Tüte aus seiner Tasche, die neben dem Tisch stand, riß sie auf und ließ mich hineinschauen. Darin war eine Art Werkzeug, das wie ein T geformt war.
    Draht war um das Kreuz in der Vertikalen gewickelt. Er las die Frage auf meinem Gesicht und sagte, »Es lag in der Toilette und wir wissen noch nicht, was es ist. Der Vater des Opfers weiß auch nicht, woher es ist.«
    »Wann hast du das Ding gefunden?«
    »Nachdem du gegangen

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