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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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aufzuschauen: »Sechzig.«
    »Hmmm. Den einzigen Sex, den alte Frauen bekommen, der ist von fünfzehnjährigen Vergewaltigern, nicht wahr?“
    »Soll das witzig sein?«
    »Entschuldigung. Du bist nicht ganz dabei, nicht wahr?« Joe kannte meinen Humor; gewöhnlich lachte er darüber.
    Er sagte: »Wir haben einen Verdächtigen in Verwahrung. Ich habe vor einer Minute einen Zahnexperten mit einer Vollmacht losgeschickt, um Bißabdrücke von ihm zu bekommen. Wir glauben, daß es ein Nachbar war, ein Typ, mit dem sie Karten spielte. Er ist 59 Jahre alt.«
    »Mein Gott«, sagte ich. »Hört das denn nie auf?«
    »Für diese hier ja«, sagte Joe und schaute das Fleisch an, als ob es das Opfer sei, als ob er die X, Y Koordinaten auf dem Bildschirm projizierte, den »Build«-Knopf drückte und die menschliche Gestalt sich über dem Tisch abbildete.
    Während wir von Verdächtigen sprachen, fragte ich ihn, ob wir weitere Informationen im Fall Dwyer hätten oder andere Verdächtige. Gary hatte angedeutet, daß es noch weitere Verdächtige gab. Er war schüchtern. Los, sag schon, was du weißt.
    Er legte das Messer auf den Tisch hinter uns, überprüfte seine Schürze auf Blutspritzer und lehnte sich gegen den Tisch. »Ich habe gehört, daß sie Bilder von Raubüberfällen heraussuchen, wie du es vorgeschlagen hast. Dann haben sie eine weitere Kandidatenliste entwickelt. Ein paar paßten auf die Beschreibung von El Cochino.«
    »Hurra! «
    »Freu’ dich nicht zu früh. Wir haben nur ihn als Zeugen, und alles ist ungenau. Emilio hat nicht gesehen, daß sie ein Verbrechen begangen haben.« Das war wahr. »Einige auf der Liste rauben nur Kleinkram, Schuhe, Yoghurts in kleinen Läden, nicht in den großen Ketten, wo man leicht entkommen kann. Im Moment sehen sie sich diese Leute an. Zwei große Männer, an denen sie interessiert sind ... «
    Ich schüttelte den Kopf. Er fragte mich, was los war. Ich sagte, ich wüßte es nicht. Dann sagte ich: »Emilio sprach von großen Typen, so etwa neunzehn Jahre alt, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Woher wissen wir, ob Emilio ein Alter schätzen kann? Emilio sagt, sie wären um die neunzehn Jahre alt gewesen. Hast du dir Emilios Gesicht angesehen? Ich würde einen Dollar wetten, daß Emilio fünfunddreißig ist. Er sagt, er ist neunzehn. Diese mexikanischen Sommer lassen vielleicht Plastik schmelzen, aber wenn er neunzehn ist, dann bin ich zehn. Vielleicht kennt er keine andere Zahl auf englisch außer neunzehn. Ich denke, wir können das Alter weglassen.«
    Joe sagte: »Du hast mir gesagt, daß von den Dugdales einer groß und einer kleiner war. Einer hatte braune Haare, der andere schwarze, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Das macht also nicht zwei große Typen, egal, ob sie neunzehn oder vierzig sind, und er sagte, daß sie beide groß waren. Was du da hast, meine Liebe, ist sehr dünn.«
    »Sie berauben kleine Läden, Joe. Wie nah soll man noch herankommen? Ich meine, daß das eine Spezialität ist, auf die man stolz sein kann. Diese beiden sind in der Gegend, und sie sind Schurken auf Rädern. Okay, schau... der Dunkelhaarige, Phillip George, vielleicht ist sein Haar nicht von Natur aus schwarz. Vielleicht ist es gefärbt.«
    »Vielleicht trägt er jetzt auch nicht mehr seine Schuhe mit Plateausohlen.« Er beförderte jetzt sein Fleisch in einem großen Plastiksack, den er vom Boden aufgehoben hatte.
    »Es sind schräge Typen, Joe.«
    »Deswegen können wir sie nicht verurteilen.«
    »Gary wird die Bilder Emilio zeigen. Ich will mit Mr. Dwyer reden. Eigentlich werde ich jetzt mit Mr. Dwyer reden. Willst du mitkommen?«
    Er hörte auf zu hantieren und sah mich an. »Du wirst nichts tun, ohne es vorher mit dem Untersuchungsteam abgesprochen zu haben. Du bist kein Ermittler.«
    »Warum kann ich — können wir — nicht mit ihm reden? Das ist keine Einmischung. Wieso ist das eine Einmischung?«
    Er zog seine Laborschürze aus. Bei der Bewegung kam ein angenehmer Geruch auf mich zu, von etwas, das Frauen für ihre Männer kaufen, und ich fühlte mich einsam und verwirrt und ich wollte gleichzeitig seine Zustimmung und weg von ihm. Eine schnelle Art, dieses Gespräch zu beenden, war, ihm zu sagen, daß ich vorgestern Nachmittag in San Pedro bei der Arbeitsstätte Roland Dugdales verbracht habe.
    Er ging in die Luft. Eigentlich brauste er nicht so schnell auf. Ich schäme mich nicht zu sagen, daß es mich demütig machte — nein, das nicht. Es ängstigte mich; ich mußte noch viel mehr lernen,

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