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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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So lange gewartet, weil ich nicht wußte, wie der Anruf sein würde. Ich wollte nicht, daß es ein langes, herzzerreißendes Telefonat wird, bei dem ich sie ja doch nicht trösten konnte. Nein, das war es nicht. Ich wußte, was es wirklich war. Ich mußte, falls ich mit Mrs. Dwyer sprach, ihr zuhören und meinen alten Schmerz über Bill’s Tod in einem an- deren Teil meines Gehirns wieder erleben. Ich mußte mich dann daran erinnern, wie weh es tat und welche Tage nach seinem Tod besonders schlimm waren. Ich mußte mich daran erinnern, wie ich noch tagelang seinen Namen sagte um ihn zurückzuholen.
    Also staubte ich Möbel ab, während ich die sexy Stimme von K.T. Oslin bei ihrer Sendung Hey Bobby hörte, ihr antörnendes »Willst du? Na, willst du?« Ich fühlte mich gut, tanzte sogar ein bißchen, legte das Staubtuch weg und beobachtete mich in der Glastür, hielt dann an, weil ich sah, daß ich einen kleineren Brustumfang bekommen hatte. Hatte der etwas mit der Operation zu tun? Vielleicht brauchte ich einen neuen BH. Ich hörte auf mit Staubwischen und schaute statt dessen fern, bis ich den Anruf nicht mehr vor mir herschieben konnte. Ich war froh, als Mrs. Dwyer den Hörer nicht abnahm. Ich ließ mich auf die Couch fallen, und las das neueste Bird Watcher’s Digest.
    Patricia klingelte, als ich gerade ins Bett gehen wollte. Unter einem Arm hatte sie einen Strauß aus Rosen und Farn. Ihre Grübchen bewegten sich stark durch ihr glückliches Lachen. Ich wußte, daß die Rosen nicht für mich waren.
    »Smokey«, sagte sie. Ich hieß jetzt bis an mein Lebensende bei ihr Smokey. Es störte mich nicht, aber es ist schon komisch, wie eine kurze Episode sich im Leben so fortsetzt. Sie sagte: »Du wirst es nicht glauben.«
    »Donald Bren hat dir einen Heiratsantrag gemacht«, sagte ich und machte die Tür zu.
    »Wer?« Sie kam hinein, ging hinüber zu meinem Eßtisch und legte die Rosen hin, aber so, daß die Stiele nicht auf dem Holz lagen. Braves Mädchen.
    Ich sagte: »Mein Gott, Patricia. Er ist nur der reichste Baulöwe in Orange County, vielleicht sogar der Welt. Wahrscheinlich ist er auch Milliardär. Ja, die Firma heißt Irvine Company. Er ist Single und sieht gut aus. Ich habe sein Bild in der Zeitung gesehen. Er hat gerade ein großes Stück Land auf Harbor Island gekauft für 15 Millionen Dollar, verstehst du? Er trägt keine Anzüge und du könntest ihn in der Post treffen und irgendeinen Grund finden, in Newport zur Post zu gehen, ist ja wohl nicht schwer.«
    »Hast schon alles herausgefunden, hm? Hängst du jetzt ein bißchen in der Post herum, auf Männerfang sozusagen? Guuut. Das wird dir guttun.« Sie schien wirklich in Hochstimmung zu sein. Ich bot ihr einen Drink an, obwohl es schon fast Mitternacht war.
    Als ich zur Küche ging, sah ich mein Abbild wieder in der Glastür. Patricia brachte mich zum Lachen, ohne daß ich es merkte. Sie tut mir gut, dachte ich. Sie und Roseanne Barr, wer sonst?
    »Nein, hör’ zu, ich muß ja fahren, ich muß morgen arbeiten. Aber ich muß dir etwas sagen, das du nicht glauben wirst, und worüber du auch nicht böse sein darfst.«
    »Warum sollte ich böse sein?«
    »Weil, mmh, darum.«
    »Warum? Komm schon, sag’s mir.« Ich mußte ihr etwas sagen, über Joe. Daß er mich geküßt hat. Wir würden die Gründe schon herausfinden. Sie wußte nicht, was ich fühlte. Ich denke, daß ich ziemlich viel von ihm erzählt habe, aber ich habe nie direkt gesagt, was ich fühle, weil ich mich schämte. Das macht man nicht, wenn jemand verheiratet ist. Man spielt nicht mit einer Ehe. Von so jemandem läßt man die Finger.
    Ich wartete. Sie hatte Probleme, die richtigen Worte zu finden, »Schau ...« und dann, »Also ...« und dann, »Wie erkläre ich das bloß?« In der Zwischenzeit hatte ich mir etwas zu Trinken eingeschüttet. Wein, den ich Wochen vorher aufgemacht und in den Kühlschrank gestellt hatte. Ich probierte ihn etwas ungehobelt aus der Flasche, aber er war noch gut.
    »Bist du sicher?« fragte ich und winkte mit der Flasche in ihre Richtung.
    »Warte, ich muß es dir zuerst sagen.«
    Ich lachte. »Wer ist dieser unwiderstehliche Kerl?«
    Sie kam zu der Küchenbar herüber, die die Küche vorn Wohnzimmer trennte, sah gutmütig auf mich herab und sagte, »Bist du wirklich bereit? Ich will nicht, daß du böse bist. Es ist jemand, der gerade in meinen Wohnblock gezogen ist. Ein totaler Zufall.«
    »Patricia.«
    »Okay«, sagte sie, und setzte sich auf einen der

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