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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Ayres
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ein Texaner«, sagte ich.
    »Ein Rodeoreiter, nehme ich an.« Er sah mich aus den Augenwinkeln an und wir lachten beide.
    »Bräunliche Haare, an der Seite blond. Ganz grüne Augen. Mittelgroß. Ein bißchen gebaut wie du, aber nicht ganz so gut. Braun gebrannt, aber das ist seltsam, er ist ja Taucher, was glaubst du, wo er braun wird?«
    »Am ganzen Körper.«
    »Ich meine wo. Was macht er in seiner Freizeit? Wo können wir ihn heimlich beobachten?«
    »Vielleicht sitzt er in den Pausen am Strand.« Er legte den Kopf zurück, breitete die Arme aus und sagte: »Schick, mir ein paar Strahlen runter, alte Sonne.«
    »Du hast recht. Ich habe gedacht, weil er Überstunden macht, ist er die ganze Zeit unter Wasser, von morgens bis abends. Vielleicht hat er viel Zeit frei dazwischen.«
    »Wie alt ist er?«
    »Einunddreißig stand, glaube ich, in der Akte, nicht wahr? Du hast es mir doch vorgelesen.«
    Er nickte, nahm das letzte Stück Toast von meinem Teller, das ich mit dem Messer bearbeitet hatte und biß kräftig hinein. An einem anderen Tisch hob jemand den Arm, ein Sonnenstrahl fiel auf das Abzeichen der Highway Patrol auf Rays Schulter, der Graubär neben den Knien der Göttin Minerva, der aussah wie ein Schoßhündchen, der an den Büschen schnupperte, um zu sehen, wer kürzlich vorbeigekommen war. Die Blätter sollten Traubenblätter sein, keine Büsche, im Hinblick auf die Landwirtschaft Kaliforniens. Minerva hatte etwas mit Kunst, Wissenschaft, Frieden und Krieg zu tun.
    »Ich will nicht das Thema wechseln, aber ich überlege mir, ob ich nicht auf die Polizei-Akademie gehen soll.«
    »Das ist großartig, Raymond. Aber warum?«
    »Ich bin es leid, der Rodney Dangerfield der Freeways zu sein. Ich habe einen Freund in L.A., der ein gutes Wort für mich einlegen könnte.«
    »Du bräuchtest niemanden, der ein gutes Wort für dich einlegt, du bist gut genug, Raymond.«
    »Weißt du, wie lange es braucht, als Moe irgendwohin zu kommen?« Er benutzte ein Codewort für Mexikaner, das nicht abwertend war. Polizisten benutzen manchmal rassistische Codeworte, nicht immer respektvoll, aber auch nicht immer respektlos, mehr so in der Richtung von Kollegentratsch. Die Codeworte entstehen aus verschiedenen Gründen, aus cleveren und aus nicht so cleveren. Einige Polizisten benutzen sie aus Spaß, um in einem harten Geschäft hart zu wirken; andererseits habe ich rassistische Attribute auch schon von Leuten gehört, die als erste die Rechte von Minderheiten und menschlicher Würde verteidigen würden. Man darf nicht nur die Oberfläche der Dinge betrachten. Wenn auf Frauen verwiesen wird, dann fühle ich natürlich den Stich, aber dann versuche ich nicht nur den Ursprung der Bemerkung herauszufinden, sondern auch den Kontext zu beachten. Ein Polizist stand letzten Monat mit mir draußen beim Würstchenstand und sprach mit mir über zwei »Nigger«, Schwarze, die seinem Kumpel ein Loch ins Bein geschossen hatten, und jetzt müsse er mit einer »Muschi« — was weiblicher Partner bedeutete — zusammenarbeiten. Dabei schaute er Smokey Brandon geradewegs in die Augen. Deshalb dachte ich, das sei ein weiterer Test und fragte mich, gegen wen die Feindlichkeit gerichtet war — gegen mich, gegen die Partnerin oder gegen die Schuldigen — , und ich entschied mich, daß es von allem etwas war und dachte, du wirst die Welt nicht ändern, Smokey, vielleicht nur ein ganz klein wenig — vielleicht.
    Ray sagte selbst: »Weil ich »spanischer Abstammung« bin. Ein in L.A. geborener Moe.« Und ich fühlte mich eins mit ihm und doch wieder nicht, da ich die Andersartigkeit nicht fühlen kann, genausowenig wie er.
    Ich sagte: »Captain Riley beim Sheriff ist auch schwarz.«
    »Sicher auch noch jüdisch, nehme ich an.«
    »Das könnte sein, Raymond. Hör’ zu, ich habe gehört, daß die Hälfte der Polizisten in L.A. aus Minderheiten besteht. Die Weißen protestieren. Das ist gut, nicht wahr?« Ich versuchte herauszufinden, was ihn bedrückte und war mir nicht sicher, daß ich das Problem gefunden hatte. Er ging wieder zu dem Fall Dwyer über und das überraschte mich. »Gibt es noch mehr Verdächtige in deinem Fall außer diesem minga und seinem blödsinnigen Bruder?«
    Da war es wieder. Die süße Patricia und ihre Männerwahl. Ich sagte: »Hey wenn du jetzt nur noch mexikanisch sprichst, dann bringst du es mir besser bei.«
    »Du willst Spanisch lernen?«
    »Nur die Schimpfworte.«
    Er setzte sein bestimmtes Lächeln auf, das seine

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