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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Wimpels, der weithin sichtbar im Wind flatterte. Blutrot hob sich der am Nordturm aufgezogene Stoff vor dem weißen Marmor ab, als Zeichen, das hier jemand einen Handel suchte: Die hier geltenden Absprachen waren zwar nicht mit dem Aufenthalt auf heiligem
Grund zu vergleichen, bedeuteten aber dennoch, dass Urok nicht sofort jeden Menschenschädel mit seiner Axt spalten durfte.
    Von dumpfem Zorn erfasst, weil die Hellhäuter sein Nachtlager mit ihrer Anwesenheit verpesteten, stapfte er aufrecht los. Sich an einen Handelsplatz heranzupirschen wäre ehrlos gewesen, außerdem boten die ringsum aufragenden Trümmerstücke jederzeit Deckung, falls doch ein Bogenschütze aus seinem Versteck emporschnellen sollte.
    Urok hatte Glück. Nicht mal der kleinste Flecken rosa schimmernder Haut blitzte hinter Quadern und Büschen hervor, während er sich einem Durchbruch in der Ostmauer näherte. Woher diese Nachlässigkeit rührte, war auf Höhe der breiten Lücke deutlich zu erkennen.
    Im Schatten des Nordturms umringten fünf Männer ein offenes Feuer, das sie ausgerechnet unterhalb des Brandkorbs entzündet hatten, eines hohen, rundum abschließenden Eisengestells, das von einer langen Kette herabbaumelte. Die wiederum führte über eine auf Höhe des ersten Stockwerks waagerecht dem Mauerwerk entspringende Stange. Grimmsteins Erbauer hatten diesen und andere Körbe einst aufgezogen, um den weitläufigen Innenhof bis in den letzten Winkel schattenlos auszuleuchten. Mit genügend Holzscheiten gefüllt, spendete solch ein Korb die ganze Nacht hindurch Licht und Wärme.
    Statt Brennstoff ließen sich aber auch Gardisten, die einer Verfehlung schuldig waren, in die eisernen Käfige zwängen. Davon mussten wohl auch die fünf Kerle gehört haben. Feixend sahen sie zu der eingeschlossenen Frau auf, die über ihren Köpfen an den Stäben rüttelte. Die emporschlagenden Flammen reichten nur sporadisch an das untere Eisenrund, doch die von ihnen ausgehende Hitze stieg weitaus höher hinauf. Um ihr zu entkommen, hatte die Gefangene ihre nackten Füße so gut wie möglich zur Seite gezwängt, doch der enge Käfig gewährte nur wenig Spielraum. Alles, was ihr blieb, um den marternden Schmerz zu mindern, war, den Korb in Schwingungen zu versetzen.

    Verzweifelt warf sich die Gefangene vor und zurück, bis der Käfig, in dem sie weder aufrecht stehen noch richtig sitzen konnte, quietschend an der umlaufenden Kette schaukelte. Wie sehr es die Qualen minderte, dass sie nun über die Flammen hinwegpendelte, ließ sich nicht genau erkennen, aber zumindest schrie sie nicht mehr.
    Einem ihrer Peiniger schien das zu missfallen.
    Hämisch lachend langte er nach einem Wurfspeer und reckte dessen Spitze langsam hoch zu dem schaukelnden Korb. Die ersten beiden Male prallte die scharfe Stahlspitze noch gegen eines der breiten Eisenbänder, dann lenkte er sie durch einen der Zwischenräume.
    »Dreckskerl!«, brüllte die Gefangene unter ihrer tief herabgezogenen Kapuze hervor. Sie warf sich zurück, um der Attacke zu entgehen, konnte aber nicht weit genug nach hinten entweichen. Unerbittlich drang der Speer tiefer in den Korb, bis die Spitze in den linken Ärmel ihrer weit geschnittenen Kutte stach. Der weiße, von Schweiß und Staub verschmutzte Stoff färbte sich augenblicklich rot.
    Als der Speer zurückzuckte, glänzte die Spitze vor Blut
    Gepeinigt schrie die Gefangene auf. Halb verrückt vor Panik suchte sie mit flehenden Blicken nach einem Ausweg aus ihrer Misere, doch die Einfüllklappe des Korbes wurde durch die stramm gezurrte Kette gesichert.
    »Nicht frech werden«, drohte ihr Peiniger. »Hör lieber mit dem Schaukeln auf. Wir wollen doch nicht, dass du mit dem Korb ins Feuer fällst, weil eins der Kettenglieder reißt, und du verkokelst. Gothars Schergen zahlen nur für dich, wenn du zu erkennen bist.«
    Er stach erneut nach ihr, ohne sie diesmal zu verletzen. Doch die drohende Geste reichte, um allen Widerstand zu brechen. Leise wimmernd presste sie ihre Rechte auf den blutenden Arm, während der Korb langsam über dem knisternden Feuer auszupendeln begann.
    »Lasst mich doch raus«, bettelte sie. »Ihr quält nicht nur mich, sondern auch …« Sie brach ab, als sie die Sinnlosigkeit ihres Appells erkannte.
    Der Speerträger lachte zufrieden. Seine Kumpane und er waren lediglich mit genagelten Schnürsandalen, primitiv gegerbten Tierfellen
und großzügig über dem Körper verschmierten Dreck bekleidet. Der über sein braunes Haar

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