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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Bruder noch um den eigenen Sohn, oder im Wehrhof wussten schon alle, was geschehen war.
    »Beide haben große Tapferkeit bewiesen«, fügte Urok hinzu. »Sie sind in Ehre gestorben.«
    Arnur ließ einen verächtlichen Laut hören. »War das alles, was du mir sagen wolltest?«, fragte er überraschend zornig. »Dafür bist du den weiten Weg hierhergekommen?«
    »Nein.« Urok langte in seinen Waffenrock, um den Lederbeutel mit Ragmars Sold hervorzuholen. Gleichzeitig beschloss er, den Hellhäuter über die genauen Umstände von Ragmars Tod im Unklaren
zu lassen. »Ich soll dir das hier aushändigen.« Dieser räudige Hund hatte es gar nicht verdient, mehr über Ragmars letzte Atemzüge zu erfahren.
    Arnurs Augen weiteten sich vor Überraschung, als er das metallische Klimpern der Münzen hörte. Völlig verdattert stolperte er die letzten Schritte näher, nahm den Geldbeutel entgegen, öffnete die Verschnürung und warf einen Blick hinein. Golden und silbern schimmerte es ihm entgegen.
    »Das … das gibt’s doch gar nicht«, stammelte er verdattert.
    »Es war Ragmars letzter Wunsch, dass du seinen Sold erhältst«, erklärte Urok. »Damit ist meine Ehrenpflicht erfüllt.«
    Er wollte sich schon wieder umwenden, doch Arnur hielt ihn zurück. »Warte!« Plötzlich glänzte feuchter Schimmer in seinen Augen. »Was hat das zu bedeuten? Warum tust du das? Du bist doch bloß … ein Ork!«
    Zuerst liefen nur zwei einzelne Tränen über seine Wangen, dann folgte ein wahrer Sturzbach. Das war die Art, wie Hellhäuter ihre Toten betrauerten. Urok hatte davon gehört. Es schien fast, als ob Arnur gerade erst begriffen hätte, dass er seinen Sohn niemals wiedersehen würde.
    Urok nickte zufrieden. Dieser Mann hatte es doch verdient, mit Ehre behandelt zu werden.
    »Ragmar ist im Blut der Erde aufgegangen«, erklärte er feierlich, während er den Sack mit den Schädelhälften vom Gürtel knotete. »Sein Mut und seine Zähigkeit, mit der er die Schmerzen ertrug, waren beispielhaft – zumindest für einen Menschen. Darum soll sein Haupt auch keinen Türrahmen zieren, sondern auf einem eurer Schädelfelder begraben werden.«
    »Was?«, fragte Arnur verwirrt.
    Endlich ergriff er den Sack, den ihm Urok entgegenhielt. Den Beutel mit den Münzen noch in der Rechten, warf er einen Blick hinein, konnte aber mit dem knöchernen Inhalt zuerst nichts anfangen. Die von zahlreichen Absplitterungen in Mitleidenschaft gezogenen Hälften waren wohl zu formlos, um sofort das Ganze darin zu erkennen.
Es dauerte eine Weile, bis Arnur begriff, was dort unten aneinanderklapperte.
    Statt danach vor Dankbarkeit auf die Knie zu fallen, erbrach er sich lieber im Gras. Was für ein ehrloses Volk die Menschen doch waren.
    Morn und einige andere Gaffer verließen ihre Plätze, um ihrem Herrn zu Hilfe zu eilen, doch Arnur hielt sie mit einem Handzeichen rasch zurück, dann wischte er sich über den besudelten Mund. Den Nacken zuerst noch gebeugt, ließ er die Beutel mit den Münzen unter seinem Hemd verschwinden. Danach nahm er den am Boden liegenden Sack auf und starrte Urok direkt in die Augen. Sein Blick war plötzlich kalt und unnachgiebig.
    »Danke«, sagte er tonlos. »Ich weiß genug über die Sitten deines Volkes, um zu wissen, dass du es gut gemeint hast. Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?«
    Urok hatte plötzlich den Eindruck, mit einem gleichwertigen Wesen zu sprechen. »Der Schädel an deinem Tor«, antwortete er. »Ich möchte ihn genauso ehrenvoll bestatten, wie es dir jetzt mit Ragmar möglich ist.«
    »Gern«, antwortete Arnur überraschend schnell. »Ich bin froh, wenn ich das Ding wieder los bin.«
    So etwas konnten wohl nur Menschen sagen. Als wenn es nicht das Einfachste gewesen wäre, den Schädel gar nicht erst aufzupflanzen!
    »Außerdem …«
    »Ja?«, fuhr Arnur gereizt in die Höhe.
    »Ragmar hat mir von Pergamenten erzählt, auf die er gezeichnet hat. Bilder von Sangor, Cabras und Ragon.« Urok hielt es für besser, nichts von der ledernen Schrift zu erzählen, die bereits in seinem Besitz war; nicht dass Arnur noch eine Gegenleistung dafür forderte. »Die würde ich mir gern alle ansehen.«
    Der Bauer legte die Stirn in Falten, als ob er gerade schlecht verstanden hätte. »Diese nutzlosen Schmierereien?«, fragte er verblüfft.
    Urok nickte.

    »Keine Ahnung, ob die nicht schon im Feuer gelandet sind.« Unbewusst langte er nach dem Geldbeutel unter seinem Hemd, wie um ihn zu schützen. »Ich müsste mal nachsehen.

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