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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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goldene Taube auf seinem Handgelenk. Eine der zuverlässigen Boten, die ihnen Gothar mit auf diese Mission gegeben hatte.
    Es wurde Zeit, ihre Verbündeten zu informieren.
    Und den Lichtbringer herbeizurufen.

22
    C rimmstein – allein der Name reizte jeden Ork bis aufs Blut. Grimmstein – ein Ort höchsten Triumphes und dennoch ein Stachel im steinernen Fleisch der Berge. Mochten die Burgmauern auch geborsten sein, der aus mächtigen Quadern errichtete Nordturm hatte dem Zerfall bislang widerstanden. Als Schandmal für die Überheblichkeit der Menschen erhob er seine wuchtigen Zinnen trotzig über die umliegenden Anhöhen und Wälder.
    Strategisch gut platziert, beherrschte die Ruine weiterhin den
Landstrich. Groß und mächtig thronte sie inmitten frisch aufrankenden Grüns, einen schwachen Abglanz vergangener Macht verströmend. Zwar hatte sich der Wald große Teile der geraubten Fläche zurückerobert, doch die Nutzung als neutraler Handelsplatz hatte ein völliges Überwuchern verhindert. Stiefelsohlen von Orks und Menschen hielten das Gras gleichermaßen kurz und ihre Hosenböden die als Sitzflächen taugenden Steine sauber.
    In den breiten Weg, der sich von den Ebenen Cabras aus heraufwand, hatten unzählige Wagenräder über viele Sommer hinweg zwei tief nebeneinander verlaufende Furchen in den Boden gewühlt. Wie ein dunkel abgesetztes Band zog sich der dazwischenliegende Grasstreifen in endlosen Schleifen die Berge empor. Die vielfältigen Fußpfade der Orks dagegen, die über Arakias Hinterland heranführten, blieben jedem Auge verborgen.
    Urok hielt kurz inne, als er an einem halb im Erdreich versunkenen Marmorblock anlangte. Einst ein Teil der äußeren Trutzmauern, die selbst großen Steinkatapulten widerstanden hatten, war er durch eine ungeheure Macht herausgebrochen und hierher geschleudert worden. Nicht einmal drei kräftige Orks hätten diesen rechteckig behauenen Klotz aus der Erde wühlen und forttragen können, doch wo die Kraft einzelner Krieger versagte, schlug das Rad des Feuers mit der geballten Macht des Blutes zu.
    Die rund um die Ruine verstreuten Trümmer belegten, dass Grimmstein nicht von anstürmenden Horden eingedrückt, sondern von innen heraus zerrissen worden war. Zum Schrecken aller Menschen, bis hin zu diesem Tag.
    Von zu Basalt erstarrtem Blut umschlossen, ragten die Steine aus dem Fels hervor, anklagend und fahlen Knochen verschütteter Riesen gleich. Urok kannte diesen imposanten Anblick und nahm ihn deshalb nur noch flüchtig wahr. Sein Interesse galt vielmehr dem seltsamen Raubvogel, der schon seit dem Nachmittag beharrlich über der Turmspitze kreiste.
    Als er seine Augen mit der rechten Hand beschattete, wurde seine bisherige Vermutung endgültig zur Gewissheit. Statt eines Falken
oder eines ähnlich kleinen Greifs tanzte dort oben eine Taube mit goldenem Gefieder im Aufwind, ähnlich der, die über Arnurs Wehrhof aufgestiegen war.
    Vielleicht sogar dieselbe.
    Zuvor hatte Urok noch nie ein solches Tier zu Gesicht bekommen. Und nun geschah es gleich zweimal, an derart markanten Stellen.
    Noch während er über diesen Zufall nachdachte, legte die Taube beide Flügel an und kippte abrupt vornüber. Rasend schnell stürzte sie herab, als ob sie ein Beutetier erspäht hätte. Einige Atemzüge lang verschwand sie hinter geborstenem Mauerwerk, bevor sie – natürlich mit leeren Fängen – wieder emporschoss und flügelschlagend in eines der angrenzenden Täler entschwand.
    Gleichzeitig erklang ein panischer Laut, der noch lange von den umliegenden Bergen widerhallte. Ein gellender, aus höchster Not geborener Schrei, der zu keiner Vogelkehle passte, sondern eindeutig der einer Frau war. Einer Hellhäuterin, die um ihr nacktes Überleben fürchtete.
    Von urtümlichem Schrecken erfasst, zuckte Urok zusammen. Bis ein erneutes Kreischen eindeutig belegte, dass die Frauenstimme nicht von der Taube stammte, sondern hinter Grimmsteins zersplitterten Mauern ertönte.
    »Ihr Schweine!« Erstmals trug der Wind ganze Wortfetzen herüber. »Ihr wisst doch, dass ich ein Kind erwarte!«
    Raues Gelächter beantwortete ihr Flehen auf böse Weise.
    Urok suchte das vor ihm liegende Gelände ein weiteres Mal nach Wachen oder vorgeschobenen Spähern ab. Obwohl er die Augen zusammenkniff, um seinen Blick zu schärfen, ließ sich nichts Verdächtiges ausmachen.
    Das johlende Pack in der Ruine, das sich gerade irgendeinen widernatürlichen Spaß erlaubte, verließ sich völlig auf die Wirkung des

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