Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
Vom Netzwerk:
hinausragende Wolfsschädel machte das breite, von einem schmierigen Grinsen entstellte Gesicht nur noch hassenswerter. Allerdings sah er für einen Wolfshäuter überraschend gesund und muskulös aus. Wohlmöglich hatte eine schlechte Ernte für neuen Zulauf in ihren Reihen gesorgt. Das mochte auch die Sandalen erklären.
    Die Gefangene zuckte zusammen, als die aufsteigende Hitze erneut ihre Fußsohlen kitzelte. Wütend ließ sie eine Flut von unflätigen Flüchen auf die lachenden Wolfshäuter hinab, dann löste sie den ledernen Leibgurt von ihrer Kutte und legte ihn mehrmals zusammen, um ihn sich zwischen die Zähne zu schieben. Doch bevor sie so weit war, verirrte sich ihr Blick an die Ostmauer, und sie entdeckte Urok. Einen Herzschlag lang glomm so etwas wie Hoffnung in ihrem Blick auf, doch schon im nächsten Moment biss sie resigniert auf das Leder, mit dem sie sich selbst am Schreien hindern wollte. Ausgerechnet von einem Ork Hilfe zu erwarten, erschien ihr wohl zu abwegig.
    In einer ähnlichen Lage auf ein Lederstück zu beißen, wäre Ursa oder anderen Frauen seines Stammes niemals in den Sinn gekommen. Eine Ork hätte ihren Schmerz ganz einfach lachend ertragen. Trotzdem erstaunte es Urok neuerlich, wie auch diese Hellhäuterin gewitzt auszugleichen wusste, was ihr von Natur aus an Mut und Willenskraft fehlte.
    Ihr Verhalten erinnerte ihn an Ragmar.
    Außerdem war sie doppelherzig, und das gab den Ausschlag.
    Urok löste sich aus der Mauerlücke und ging über den mit Trümmerstücken übersäten Innenhof auf den Nordturm zu. Links von ihm erklang ein leises Knarren wie von einem Bogen, der sich langsam spannte. Urok widerstand der Versuchung, sich nach dem Geräusch umzusehen. Der Wolfshäuter, der einem Ork Angst einjagte, musste erst noch geboren werden. Trotzdem machte er sich bereit, blitzschnell zur Seite zu weichen, falls der Schlag einer losschnellenden Bogensehne erklang.
    Je näher er den fünf nach Wacholder stinkenden Kreaturen am
Feuer kam, desto mehr schwand die Gefahr, dass ihm der Heckenschütze einen gefiederten Gruß nachsandte. Wenn es denn noch etwas Unangenehmeres gab, als einen Ork unnötig zur Weißglut zu treiben, dann aus Versehen einen Kameraden zu töten. Auf diese Weise konnte man sehr schnell in jenem Brandkorb enden, in dem zurzeit die Gefangene an den Stäben rüttelte.
    Inzwischen hatten auch die übrigen Wolfshäuter seine Anwesenheit bemerkt.
    »Was willst du hier?« Zu Uroks Überraschung sprach ihn nicht der Speerträger an, sondern ein deutlich jüngerer Mann, der bisher eher durch schweigsame Zurückhaltung aufgefallen war.
    »Das Gleiche wie ihr«, antwortete Urok gleichmütig. »Handel treiben! Was wollt ihr für die Frau haben, damit sie mir das Lager wärmen kann?«
    Er überwand die Distanz zwischen ihnen schneller, als sie sich von ihrer Überraschung erholen konnten. Schließlich aber rührten sich vier von ihnen doch. Während der Speerträger stur an seinem Platz verharrte, strebten die übrigen auseinander. Wie erhofft, bildeten sie einen lockeren, von großen Lücken durchbrochenen Halbkreis, der sich jederzeit, von einem Atemzug auf den anderen, zusammenziehen konnte. Von nun an musste der Bogenschütze an der Mauer schon sehr zielsicher sein, um noch einen Pfeil auf die Reise zu schicken.
    »Hey, du da oben!« Urok baute sich unterhalb des Korbes auf, wohl wissend, dass die übrigen Wolfshäuter die Gelegenheit nutzten, um sich hinter ihm zu versammeln. »Nimm mal die verkohlten Füße zur Seite und zeig mir dein Gesicht.«
    Die Hitze des lodernden Feuers wärmte durchaus seine Hände, doch ihre nackten Sohlen waren bisher nur von Rost und Pechrückständen verschmiert. Während sie den Ledergurt ausspuckte, drängte sich der Wortführer der Wolfshäuter an Uroks Seite.
    »Diese Frau ist nicht zu verkaufen«, erklärte er grob. »Sie ist zusammen mit ihrem Gefährten aus König Gothars Diensten entflohen. Wir haben sie in seinem Auftrag aufgespürt, dafür wird uns eine hohe Belohnung bezahlt.«

    Weder Pusteln noch Quaddeln verunstalteten sein hageres, beinahe fein geschnittenes Gesicht. Für einen Ork sahen fast alle Menschen gleich aus, doch mit der weit vorspringenden Nase, die an den Schnabel eines Raubvogels erinnerte, unterschied sich dieser Kerl deutlich von seinen Kameraden. In einem räudigen Haufen wie diesem wurde er deshalb bestimmt Falkennase oder Schlimmeres genannt, wenn schon nicht offen, so doch hinter vorgehaltener Hand.
    »Ihr befindet

Weitere Kostenlose Bücher