Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
Schreck über das, was gerade mit ihr passiert war und von dem sie nicht das Geringste verstand, saß einfach zu tief.
»Deine Fruchtblase ist geplatzt«, antwortete Benir mit einer unnatürlichen Gelassenheit, die sie bis aufs Äußerste reizte. »Die Amme hat mir erzählt, dass so was bald passieren könnte. Jetzt siehst du, wie sehr wir diese Frau brauchen. Warte, ich hole sie rasch her.«
»Nein!« Allein der Gedanke, dass sie tatsächlich in völliger Hilflosigkeit zurückbleiben könnte, erfüllte Nera mit tiefer Furcht. »Bitte, lass mich jetzt nicht allein!«
»Ich bin doch gleich wieder da. Sie steht vor der Tür.«
Er hatte sie schon mitgebracht? Eigentlich hätte Nera wütend über diese Eigenmächtigkeit sein müssen, doch tatsächlich war sie froh, dass Benir so entschieden hatte.
Die Frau, mit der er gleich darauf zurückkehrte, sah genauso aus,
wie sie sich eine Vertraute Feenes immer vorgestellt hatte: groß und schmal, in dunkles Tuch gekleidet und mit verhärmten Gesichtszügen, das Gesicht kantig wie aus Holz geschnitzt, sodass es leichtfiel, sie abstoßend zu finden.
Doch die sichere Art, mit der sie herantrat und Nera zwischen den Schenkeln untersuchte, bevor sie nach Tüchern und heißem Wasser verlangte, weckte tatsächlich Hoffnung.
Hoffnung darauf, diesen Tag zu überleben.
24
I n Arakias Bergen
Gemeinsam hetzten sie die Hänge empor, setzten über Hügelkuppen hinweg und rannten die Böschungen hinab, Urok mit großer Kraft, die alles niederwalzte, was ihm in den Weg kam, aber auch mit einer Geschmeidigkeit, die bewies, wie wohlproportioniert die Muskulatur seines kompakten Körpers war. Die Schattenelfin an seiner Seite hielt stets mit ihm Schritt, bewältigte die Strecke aber auf ganz andere Weise; schlank und drahtig, wie sie war, federte sie regelrecht über das Gras, ohne tiefe Abdrücke zu hinterlassen.
Den hohen Bergkämmen blieben sie dabei stets fern, um sich den Feinden nicht schon auf große Entfernung zu präsentieren. Urok wählte außerdem einen Weg, der in immer höhere, steilere Felswände führte.
Zu Pferde konnte man ihnen nicht folgen, und auch die schweren Lindwürmer scheuten dieses Gebiet. Feene hingegen überholte ihn sogar beim Klettern. Dabei glitt sie immer wieder so schnell an ihm vorbei, als ob sie gar keinen festen Halt brauchte.
Um sie herum hatte die Vegetation längst nachgelassen. Blühendes Heidekraut bildete die einzigen Farbtupfer inmitten des nackten, von Wind und Regen verwitterten Gesteins.
Von einem bizarr aufragenden Sims geschützt, ließen sie sich auf
einem flachen Plateau zu einer kurzen Rast nieder. Während sie um Atem rangen, spähten sie vorsichtig in die umliegenden Tiefen.
Von den Soldaten auf ihrer Fährte fehlte jede Spur. Gothars Infanteristen hatten bei ihrem hohen Tempo nicht mithalten können. Zweihundert Speerlängen tiefer, am Fuße des Massivs, das sie gerade überwanden, drängten allerdings drei berittene Lindwürmer aus dem Schutz eines dichten Waldes hervor. Verblüfft stellte Urok fest, dass sie über vier Beine verfügten, ganz im Gegensatz zu den Exemplaren, die in Arakias Marschen hausten.
»Dort drüben!«, machte er Feene auf seine Sichtung aufmerksam. »Kannst du sie erkennen?«
»Jedes einzelne Horn auf den geschuppten Rücken«, antwortete die Elfin leise glucksend. »Ich sehe sogar, dass der Schädelhelm des mittleren Reiters eine gewaltige Delle aufweist.«
Urok schnaufte verächtlich, weil er diese Behauptung für reine Prahlerei hielt. Er hatte selbst ungeheuer scharfe Augen, konnte aber trotzdem gerade so eben ausmachen, dass die grotesken Köpfe der Reiter von rundum abschließenden Helmen herrührten, die die grobe Form von Totenschädeln hatten.
Weitaus wichtiger war, dass die Lindwürmer instinktiv vor dem steilen Aufstieg zurückschreckten, der sie auf schmale, bröckelnde Grate und durch enge Felseinschnitte geführt hätte.
Einen Moment lang sah es dennoch so aus, als wollten ihre Reiter sie trotzdem in die Höhe zwingen. Sie gestikulierten wild miteinander, während der mittlere sein scheuendes Tier mehrmals vorantrieb. Aber dann siegte auch bei ihm die Vernunft über den Verfolgungseifer. Mit den Lindwürmern in dieses Gelände zu reiten, hätte unweigerlich zu schweren Abstürzen geführt. Sichtlich missgestimmt beschloss das Trio, weiter das Massiv zu umrunden, bis sich eine bessere Möglichkeit für den Aufstieg fand.
Urok grinste breit, als er die letzte geschuppte Schwanzspitze
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