Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
ein zerklüftetes Gebiet durchqueren, das sich geradezu ideal für einen Hinterhalt eignete. Zwischen Dornenbüschen und anderem Gestrüpp verborgen, blockierten allenthalben die Stämme entwurzelter Mammutbäume den Weg. Urok wusste, dass sich der felsige Grund vor unendlichen Zeiten angehoben hatte, bis es für die hier gewachsenen Baumriesen zu unwirtlich geworden war.
»Dort drüben, das ist unser Ziel!«
Feenes Blick folgte seiner Geste, und sie sah den kolossalen Stamm, der quer über einer tiefen Schlucht lag und über diese hinweg auf die andere Seite führte. Ein Leuchten erhellte ihre blauen Augen, als ihr endlich aufging, was mit dem Schlafenden Riesen gemeint war: eine dicht am Abgrund gewachsene Schwarzeiche, die immer noch mit einem Drittel ihrer Wurzeln im kargen Boden steckte, obwohl sie schon vor langer Zeit von einem scharfen Wind umgeworfen worden war. Ihre weit ausladende Krone hatte sich fest in den gegenüberliegenden Felsen verklemmt, und Generationen von Orks waren wohl schon über diese natürliche Brücke hinweggelaufen, um den Weg abzukürzen.
»Styr ist mit uns!«, jubilierte die Elfin. »Wer diese Stelle nicht kennt, muss große Umwege in Kauf nehmen, wenn er uns folgen will.«
Er versuchte ihre Euphorie zu dämpfen, indem er sagte: »Dafür weiß aber auch jeder, der diese Stelle kennt, dass wir früher oder später hier entlang müssen.«
Seine Mahnung stieß auf taube Ohren. Vorbei an ausgerissenen Baumstümpfen, deren mächtige Wurzeln wie ineinander verflochtene Schlangen in die Höhe ragten, eilte Feene voraus. Offenbar war sie von dem Wunsch besessen, den Schlafenden Riesen so schnell wie möglich zu überqueren, um rasch Abstand zwischen sich und ihre Verfolger zu bringen.
Urok hielt seine Nase in den Wind, doch die kalten Böen, die seinen Rücken peitschten, machten es ihm unmöglich, eine Witterung aufzunehmen. Missmutig fasste er den Axtstil fester und begann ebenfalls zu laufen: Bewegliche Ziele waren schwerer zu treffen. Vor allem, wenn ein Krieger hin und wieder unvorhersehbare Haken schlug.
»Leg wenigstens einen Pfeil auf die Sehne!«, rief er Feene zu.
Die Schattenelfin stieß einen verächtlichen Laut aus, langte aber dennoch zu dem Köcher auf ihrem Rücken. Mit einem mächtigen Satz sprang sie auf den hüfthohen Stamm eines umgestürzten Baums, der ihr den Weg versperrte. Einen Atemzug lang sah es so aus, als ob sie von dort aus die Umgebung sondieren wollte, doch schon im nächsten Moment schlug sie einen Salto rückwärts und landete mit den Füßen voran auf dem harten Felsboden.
»Vorsicht!«, schrie sie aus Leibeskräften, doch der blitzende Reflex, der über die Stelle wischte, an der sie eben noch mit beiden Beinen gestanden hatte, hatte Urok bereits alarmiert.
Knurrend schwang er die Streitaxt. Keinen Augenblick zu früh, denn rings um ihn herum spien bereits Erdspalten, Büsche und andere Deckungen unzählige Wolfshäuter aus, die sich mit gezückten Klingen auf ihn warfen.
»Rache!«, brüllte ein kräftiger Hüne, der es beinahe an Größe mit ihm aufnehmen konnte.
Urok begrüßte den Kerl mit einem Hieb, der seinen Oberkörper von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte spaltete.
Die übrigen Angreifer ließen sich nicht von dem blutigen Regenschauer abschrecken, der über alle niederging. Ganz im Gegenteil. Sie stürmten nur umso wilder heran. Einer, der sich von den anderen
unterschied, weil er ein Bärenfell trug, hob den Wurfspeer in seiner Hand und drang damit auf Urok ein.
Der Ork duckte sich, sodass der schwere Eichenschaft über seine Schulter zuckte, und schlitzte dem Bärenhäuter im Hochschnellen den Leib auf, dass dessen Gedärme zu Boden klatschten.
Dann kamen die Gegner von allen Seiten, doch Urok schuf sich Raum mit dem gewaltigen Schwung seiner Doppelaxt. Einem der Angreifer schlug er das halbe Gesicht weg, dann wich er bis an eine steile Hügelflanke zurück, nahe genug, dass keiner in seinen Rücken gelangen konnte, aber auch nicht so nah, dass er in seinen Bewegungen behindert wurde.
Ein ums andere Mal durchschlug sein Axtblatt einen Arm oder einen Hals und fuhr durch spritzendes Gedärm, und das räudige Pack hielt von da an ausreichend Abstand von dem Ork.
Ihn von verschiedenen Seiten aus immer wieder rasch attackierend und dann sofort zurückweichend, versuchten sie Urok so weit aus der Deckung zu locken, bis er einen wunden Punkt präsentierte. Doch mit seinem stählernen Armschutz und dem massiven Knauf seiner
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