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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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anderen.
    »Heißer Teer und Elfenrotz!« Fluchend ließ er von ihr ab. »Ausgerechnet in diesem Punkt hast du nicht gelogen!«
    Ihre Augen noch vor Schmerz verschleiert, blinzelte Feene verwirrt in die Höhe. Sie konnte kaum fassen, dass sie immer noch lebte. Trotzdem versuchte sie erneut nach Urok zu treten. Benommen, wie sie war, kostete es ihn wenig Mühe, der Attacke auszuweichen.
    »Fordere dein Schicksal nicht zu sehr heraus!«, warnte er, die Dolchspitze auf ihren Hals gesenkt. »Doppelherzig oder nicht – erzürnst du mich weiterhin, ziehe ich es vor, meine Ehre zu besudeln.«
    Mit raschen Schnitten durchtrennte er die beiden Schulterbänder, die ihren Harnisch noch zusammenhielten, und weiterhin schwer aufgewühlt, zerrte er die Rückenhälfte grob hinter ihren gefesselten Händen hervor und warf sie, zusammen mit der Vorderseite, unter einen Brombeerstrauch, damit es so aussah, als ob jemand die zerbeulten
Hälften dort versteckt hätte. Danach schnitt er sich in den linken Handballen und verteilte einige Blutspritzer über die Rüstung und die abgesplitterte Baumwurzel. Vermutlich würde das andere Elfen nicht von einer Verfolgung abhalten, aber es war den Versuch wert.
    Für die oberflächliche Verletzung brauchte er nicht einmal Wundkraut zu verschwenden. Orks regenerierten schneller als die Angehörigen anderer Völker, und sein junger Leib strotzte nur so vor Selbstheilungskräften.
    Feene hatte ebenso den ärgsten Schmerz überwunden. Trotz ihres zerschundenen Gesichts und des zerzausten Haars, in dem Laub und kleine Äste steckten, wirkte sie wieder voll bei Kräften. Doch statt wie bisher an ihren Fesseln zu zerren, wenn er ihr einen Moment lang den Rücken kehrte, kniete sie nur reglos da und sah ihn mit großen Augen an.
    »Doppelherzig?«, fragte sie, sobald er ihren suchenden Blick erwiderte. »Was soll das bedeuten?«
    »Als ob du das nicht genau wüsstest.« Er schnaufte verächtlich.
    Sie starrte ihn immer noch fragend, ja, sogar flehend an, bis er sich zu einer ausführlicheren Antwort bequemte: »Ein zweites Herz schlägt unter deiner Brust. Noch klein, aber gesund und kräftig. Ich konnte es deutlich spüren.«
    Feenes Augen begannen im Mondlicht zu glänzen, dann rollten auf einmal dicke Tränen über ihre Wangen, während sie an sich herabschaute.
    »Du lügst«, flüsterte sie in einem Tonfall, der ihrem Vorwurf glatt Hohn sprach. »Das sagst du doch nur, um mich zu quälen!« Sie glaubte ihm, das war aus jedem ihrer Worte deutlich herauszuhören. Ja, mehr noch, sie wollte ihm glauben. Mit jeder Faser ihres Herzens.
    Urok sah aufmerksam zu, wie ihre Tränen ins Gras tropften. Zu seiner Enttäuschung verwandelten sie sich dabei nicht in wertvolle Perlen, sondern zerstoben ganz normal wie Tau, der von Blättern rinnt. All die Geschichten über Elfentränen waren also genauso erstunken und erlogen wie die Behauptung, dass sich nur männliche
Elfen untereinander paarten, während die weiblichen ausschließlich für die Erziehung zuständig wären.
    Ein Grund mehr, Ragon und Cabras zu bereisen.
    »Wie kannst du spüren, was ich selbst nicht fühle?«, riss ihn Feene aus seinen Gedanken.
    Was weiß ich, was mit eurem Volk nicht stimmt , dachte er gereizt, sagte aber stattdessen laut: »Ich dachte, du weißt, dass du doppelherzig bist? Wirst du nicht deshalb von deinen Leuten gejagt?«
    In ihren blauen Augen blitzte es erschrocken auf, als ihr bewusst wurde, dass sie sich gerade unwiderruflich verraten hatte. Doch schon einen Atemzug später zuckte sie gleichgültig mit den Schultern.
    »Was soll’s, du weißt doch längst, dass wir dir eine Falle gestellt haben«, murmelte sie, bevor sie unumwunden zugab: »Nein, ich werde nicht von meinen eigenen Leuten gejagt, weil ich ein Kind erwarte. Aber alles andere, was ich dir erzählt habe, ist wahr: Auf Gothars Geheiß stehlen sie uns den Nachwuchs aus der Wiege.«
    »Und das soll ich dir glauben?« Urok lachte.
    »Natürlich«, fauchte sie wütend, plötzlich wieder ganz die Alte. »Wenn du nicht so dämlich wie groß wärst, wüsstest du, dass man jede gute Lüge mit der Wahrheit mischen muss, um sie glaubwürdiger zu machen. Außerdem haben wir immer gedacht, ihr wüsstet mehr über uns. Schließlich wird Arakia regelmäßig von Sangors Händlern bereist.«
    Als Urok kurz über das Mischen von Wahrem und Gelogenem nachdachte, erkannte er die Weisheit, die hinter diesen Worten steckte. Selbst von diesen verdammten Elfen ließ sich etwas

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