Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
liebten es sogar. Ihr dichtes Schuppenkleid widerstand mühelos der Nässe, und dank der breit auslaufenden Schwänze kamen sie auch schwimmend gut voran.
Saaz’sala verspürte hingegen nicht den geringsten Wunsch, bis zu den Knien in der schmutzigen Brühe zu versinken. Erst recht nicht, als Raams Auge hinter der Wolkenbank hervortrat und einige große Teerpfützen zum Glänzen brachte, die auf der weiten Fläche umhertrieben.
Die übel riechende Substanz, die irgendwo in der Marsch aus unterirdischen Quellen emporstieg, überzog die Landschaft mit einem klebrigen Belag, der alles Leben erstickte. Selbst die toten Bäume schimmerten, als hätte sich jemand die Mühe gemacht, sie bis auf den letzten Zweig mit Pech anzupinseln.
»Zurück!«, forderte Saaz’sala in der von Zischlauten durchsetzten Sprache seines Volkes. »Hier ist es viel zu sumpfig für die beiden.«
Seine Kameraden zügelten daraufhin ihre Lindwürmer. Sogar Ass’zar, der sich ständig beweisen wollte.
Saaz’sala drückte seinem Tier das linke Knie in die Flanke. Gehorsam wandte es sich um und strebte Opar entgegen. Bei dieser Dunkelheit blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als am Rande der Marsch auf neue Anweisungen durch den Boten des Lichtbringers zu warten.
Plötzlich scheute Hatra!
Alarmiert nahm Saaz’sala sofort seine Lanze aus der Sattelhalterung, und auch die beiden anderen Schädelreiter klemmten ihre Stangenwaffen unter den Arm, um gewappnet zu sein.
Um sie herum wirkte zunächst alles unverändert. Die Marsch erstreckte sich weiterhin öde und leer, doch irgendetwas war anders als zuvor. Vielleicht lag es an den Schatten, die plötzlich dunkler erschienen, oder daran, dass die Silhouetten einiger Bäume auf einmal scharf umrissen hervortraten.
Hatra schien deutlich zu wittern, was Saaz’sala und seine Begleiter nur unterschwellig wahrnahmen. Neugierig ließ der Lindwurm den Kopf hin und her pendeln und stieß ein aufgeregtes Schnauben aus. Anstatt sein Reittier zur Räson zu bringen, ließ ihm Ass’zar noch die Zügel schießen.
»Los, Hatra, los!«, feuerte er sie an in der widersinnigen Hoffnung, gleich eine furchtbar wichtige Entdeckung zu machen.
Aufgeregt stürzte der Lindwurm los und geriet schon nach wenigen Schritten in tiefere Gefilde. Unter lautem Platschen tauchte er bis zum Holzsattel ein und schwamm mit weit ausholenden Schwanzschlägen auf eine schief eingesunkene Esche zu. Die öligen Fluten schwappten immer wieder über Hatras Rücken hinweg, doch Ass’zar störte es nicht, dass er davon bis zum Bauch besudelt wurde. Neugierig vorgelehnt, galt sein ganzes Interesse der Esche, die sein Reittier langsam zu umrunden begann.
Auf einmal glitt etwas dahinter hervor. Etwas Großes mit gelbrot schimmernden Schuppen.
Ein wilder Lindwurm!
Zuerst lugte nur der Kopf hinter der Esche hervor, dann erhob sich das Tier weiter aus dem Wasser und schwamm Hatra entgegen. Gleichzeitig begann es irgendwo im Morast zu blubbern. Genau dort, wo gleich darauf zwei weitere Lindwürmer mit saugenden Geräuschen in die Höhe schossen.
Ass’zar stieß ein lautes Zischen aus, doch sein hastiger Versuch, Hatra zurückzureißen, schlug jämmerlich fehl. Anstatt auf den Befehl zu reagieren, widersetzte sich sein Reittier dem Ruck der Zügel und schwamm den wilden Artgenossen aufgeregt entgegen. Vielleicht weil Hatra die Freiheit witterte, möglicherweise aber auch nur aus einer Art Spieltrieb heraus.
Jedenfalls schien sie den gelbrot schimmernden Lindwurm nicht zu fürchten, ganz im Gegensatz zu Ass’zar, der sich weit im Sattel zurücklehnte und die Lanze anhob, um möglichst viel Abstand zwischen sich und das monströse Gebiss zu bringen, das plötzlich direkt über ihm schwebte. Sein Versuch, die Lanzenspitze in dem schnabelförmigen
Maul zu versenken, schlug jedoch fehl; dank seines wendigen Halses konnte das Tier blitzschnell ausweichen.
Während der Stoß ins Leere ging, fuhr das klaffende Maul herum und schnappte kräftig zu, und mit einer geradezu spielerisch anmutenden Leichtigkeit wurde Ass’zar die Waffe aus der Hand gewunden. Der Schaft zersplitterte unter dem mächtigen Druck der auf ihn einwirkenden Kiefer und fiel klein gemahlen auf den Reiter herab.
Ass’zar hob instinktiv den Arm, um sich vor Verletzungen zu schützen. Der Lindwurm verharrte einen Moment reglos über ihm, bevor er den Kopf erneut senkte. Statt zuzuschnappen, stieß er dem Reiter aber nur mit der geschuppten Schnauze vor die
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