Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
weizenblondes Haar leuchtete wie ein Fanal in der Dunkelheit. Das lenkte ein wenig von den dunkleren Teilen ihrer Körpers ab, aber nicht so viel, wie sie offensichtlich glaubte.
»He, was machst du da?« Obwohl nur die bleiche Mondscheibe und einige Sterne matt schimmerndes Licht spendeten, hatte Urok bemerkt, dass Feene sich immer wieder eng an Büschen und Sträuchern entlangdrückte. Als er nachschaute, sah er, dass sie mit ihren auf den Rücken gefesselten Händen mehrere kleine Äste gepackt und zerknickt hatte.
Einem geübten Fährtenleser reichte so etwas vollkommen aus, um auch des Nachts auf der Spur zu bleiben. Vor allem, wenn er die Augen eines Elfen hatte. Was nutzte es da, dass die Ebene vor ihnen lag und von nun an jede Richtung ermöglichte.
Wut loderte in ihm auf. »Ich habe dich gewarnt!«
Von unbezähmbarem Grimm geschüttelt, langte er in den Kragen ihres silbernen Harnisches und schleuderte sie zu Boden. Wäre sie dabei hingefallen und hätte vor Schmerz aufgeschrien, hätte sich Urok danach bestimmt wieder beruhigt. Doch mit einer geradezu unnatürlichen Geschmeidigkeit krümmte sich Feene zusammen, rollte über die linke Schulter ab und sprang sofort wieder auf die Füße. Als Urok ihr nachsetzen wollte, trat sie blitzschnell nach hinten aus. Genau in seinen Unterleib.
Obwohl der Waffenrock die ärgste Wucht nahm, schien etwas in ihm zu explodieren. Glühender Schmerz jagte durch seinen Körper,
und Tränen verschleierten seinen Blick, während ihr Stiefel zweimal von der Seite her in sein Gesicht hämmerte. Mit Absatz und Spitze traf sie ihn an beiden Schläfenseiten.
Er geriet tatsächlich ins Wanken. Verdammt, so schlimm war er noch nie von einem Gegner überrascht worden. Mühsam gegen die Benommenheit ankämpfend, hob Urok beide Hände. Zu langsam, um den nächsten Tritt abzufangen, der zur Abwechslung von unten gegen sein Kinn krachte.
Mit einem hässlichen Geräusch knallten beide Kiefer aufeinander.
Urok schmeckte Blut auf den aufgeplatzten Lippen, doch es bedurfte schon massiven Stahls, um einem echten Orkschädel wie dem seinen etwas anzuhaben. Seine Überraschung war nun endgültig verflogen. Als er diesmal wankte, war es, um seine Gegnerin in Sicherheit zu wiegen.
Verblüfft verfolgte er, wie Feene erneut den Oberköper zurückwarf, um ihr rechtes Bein so hoch anzuwinkeln, dass sie ihn ein weiteres Mal ins Gesicht treten konnte. Trotz der gefesselten Hände balancierte sie in dieser grotesken Haltung mühelos auf einem Fuß, während das freie Bein erneut nach vorn schnellte.
Diesmal versuchte sie den Absatz in Uroks linkes Auge zu rammen, doch der Krieger pendelte geschickt zur Seite und blockte ihren Tritt mit dem Oberarm ab.
Feene geriet deshalb nicht ins Straucheln, doch das ärgerliche Zischeln, mit dem sie wieder in den sicheren Stand zurückkehren wollte, schwoll zu einem schmerzerfüllten Schrei an, als er ihren Fuß zu fassen bekam und mit einem harten Ruck verdrehte, sodass sie mit der Bewegung mitgehen musste, damit ihr nicht die Sehnen rissen.
Urok sah, wie sich auch ihr linker Fuß aus dem Gras löste und ihm entgegenwirbelte. Instinktiv stieß er die Elfin von sich und langte nach dem Dolch unter seiner Armmanschette.
Derart von seiner Muskelkraft beschleunigt, vermochte Feene ihre Landung nicht mehr zu beeinflussen. Eine hohe Baumwurzel besiegelte ihr Schicksal. Die Elfin prallte so hart auf den Rücken, dass
die ledernen Bänder ihres Harnisches glatt unter der einwirkenden Wucht zerrissen, und unter einem gepressten Husten entwich ihr alle Luft aus den gestauchten Lungen.
Als Urok mit gezücktem Dolch auf sie herabstürzte, versuchte sie sich noch zur Seite zu wälzen, doch damit konnte sie ihm nicht mehr entkommen.
»Jetzt ist Schluss!«, brüllte er. »Lieber trage ich nur deinen Schädel in den Hort, als mich weiterhin mit dir herumzuplagen!«
Brust- und Rückenteil des Harnisches klappten unter ihrer kläglichen Fluchtbewegung auseinander. Seine Hand krallte sich unweigerlich in das dünne Leinenhemd, das sie darunter trug. Mit einem harten Ruck rollte er die Elfin zurück, seine Klinge hoch über ihren Hals erhoben. Bereit, seine Drohung wahr zu machen, wollte er schon zustechen, als er etwas unter ihrem Herzen spürte, das er dort nicht vermutet hatte.
Etwas, das alles von Grund auf veränderte!
Der glühend heiße Zorn, der sich mit flammenden Krallen in Uroks Verstand geschlagen hatte, verflog von einem Atemzug auf den
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