Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
Schmatzen ein. »Umso besser. Bleibt mehr für mich!«
Obwohl der Hunger weiterhin an seinen Därmen nagte, setzte er den eingeschlagenen Weg fort. Öde und leer dehnte sich die trostlose Landschaft vor ihnen. Um sie herum ragten nur noch einzelne Bäume auf, viele von ihnen halb zur Seite gesunken. Dafür atmete der warme Boden feuchte Schwaden in die kalte Nachtluft aus, und Feene und er wateten bald darauf durch kniehohe Nebelschwaden, die ihnen die Sicht auf ihre Füße raubten.
Zum Glück konnte sich Urok an einer knorrigen Trauerweide orientieren, deren kahle Zweige wie behaarte Spinnenbeine herabhingen und über einen tief versunkenen Findling strichen. Genau wie vor drei Sommern, als er das letzte Mal durch diese Gegend gestreift war.
»Weiter links!«, dirigierte er Feene, die einen Schritt vorauseilte. »Hast du Trollschmalz in den Ohren? Noch weiter links!«
»Wozu?«, gab sie feindselig zurück. »Wir haben doch allen Platz der Welt!«
Das letzte Wort hatte sie noch nicht zu Ende gesprochen, als sie auf etwas trat, das sie mit einem großen Sprung zurückweichen ließ. »Verdammt! Was ist das denn?«
Ihre hektische Bewegung hatte ein Loch in die Nebeldecke gerissen, in der einige kräftige, auf gleiche Länge gebrachte Rundhölzer
zu sehen waren. Bis zur oberen Wölbung in Laub und Erde versunken, reihten sie sich, an beiden Seiten durch umlaufende Stricke miteinander verbunden, so dicht aneinander, dass sie einen festen Steg ergaben.
»Gut gemacht«, lobte Urok hämisch. »Du hast den Knüppeldamm tatsächlich vor mir gefunden.« Ohne weitere Erklärungen abzugeben, setzte er den ersten Fuß auf die Hölzer und eilte darüber hinweg. Leise Flüche vor sich hin murmelnd, folgte ihm Feene.
Von nun an hallten ihre Schritte seltsam hohl zu ihnen empor. Die Feuchtigkeit machte das Holz glitschig, doch beide hatten sie einen zu guten Gleichgewichtssinn, um darauf auszurutschen.
Zuerst verlief der Damm einigermaßen gerade, knickte dann aber mehrmals nach links und rechts ab, sodass sie zwar unentwegt rannten, aber nur noch langsam Richtung Westen vorankamen.
»Lass uns lieber abkürzen«, riet Feene. »Die Gepanzerten sitzen uns schon dicht im Nacken.« Das Rasseln und Klappern der Hornrüstungen war längst zu einem vielstimmigen Scheppern angewachsen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sich die ersten Verfolger im Nebel abzeichnen würden.
Urok hielt an, weil er nicht wusste, wann der Damm das nächste Mal die Richtung wechselte. »Nimm dein Schwert und stocher neben uns herum«, verlangte er von Feene, während er den Nebel zu seinen Füßen fortwedelte, um eine aus dem Morast aufragende Astgabel näher in Augenschein zu nehmen.
Nach anfänglichem Maulen kam die Elfin seiner Aufforderung nach. Zu ihrer Überraschung stieß sie auf keinen nennenswerten Widerstand, als sie die Klinge links des Stegs in den Boden rammte. Wieder aus der Versenkung gezogen, war sie bis zur Parierstange mit Schlamm beschmiert.
»Wir befinden uns längst inmitten des Sumpfes«, erklärte Urok. »Der Damm verläuft im Zickzack, weil der feste Untergrund die Richtungsänderungen vorgibt. Rundum versinkt man bis zum Hals im Morast.« Er grinste breit und fügte hinzu: »An einigen Stellen auch tiefer.«
»Das nützt uns nichts«, antwortete Feene bissig. »Es mag nicht so aussehen, aber die Gepanzerten sind gute Schwimmer.«
»Im Wasser vielleicht, aber hier in den Marschen herrschen andere Gesetze«, gab sich Urok überzeugt.
Feene wollte etwas Unfreundliches erwidern, schwieg aber überrascht, als sie sah, dass er seinen Dolch unter der Armmanschette hervorzog. Dann begann er an den Halteseilen des Steges herumzusäbeln.
»Was hast du vor?«, fragte sie verwirrt. »Willst du uns beide ins Unglück stürzen?« Leichter Teergeruch zog zu ihnen herüber. Die heißen Quellen, aus denen die dunkle Paste hervorsprudelte, waren nicht mehr fern.
»Es ist nicht mehr weit bis zur ersten festen Insel«, erklärte Urok, auch wenn sie nichts damit anfangen konnte. »Das erkenne ich an diesem Zeichen.« Er deutete auf die Astgabel.
»Ja, und?«, fragte Feene ungeduldig.
»Geh vor, dann wirst du schon sehen.« Mit einem raschen Schnitt durchtrennte er auch das Halteseil an der rechten Seite.
Verblüfft zwängte sich die Elfin an ihm vorbei und beobachtete, wie er den losgeschnittenen Knüppel aufnahm und den daranhängenden Steg mit in die Höhe zog. Klappernd rollte sich der hölzerne Belag wie ein Teppich
Weitere Kostenlose Bücher