Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz

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hat Urok zurückgegeben!«
    Das Geschrei der Krieger und Priester verstummte bei seinem Anblick. Plötzlich war nur noch das saugende Geräusch zu hören, mit dem sich der Strudel, der ihn am Leben gehalten hatte, wieder hinter ihm schloss. Erst danach bemerkte er das laute Schaben einer Lederschürze, die rasch näher rutschte.
    Ulke war der Erste, der seine Stimme wiederfand.
    »Seht nur, dieses Wunder!«, verkündete er mit falscher Freude in der Stimme. »Das Blut der Erde hat uns den tapferen Urok zurückgegeben. Denn es wollte ihn nicht töten, sondern nur ein Zeichen setzen. Ein Zeichen dafür, dass die Streitkrone einzig und allein Bava Feuerhand gebührt.«
    »Lüge!«, schrie Ursa aufgebracht, während sie den Kopf des Bruders fest an ihre Brust drückte. »Alle haben gesehen, dass Bava im Kampf unterlegen ist. Urok hat nur verloren, weil ihn eine unsichtbare Kraft angriff. Oder besser gesagt: jemand, der über solche Kräfte verfügt!«
    Ein allgemeiner Aufschrei erschütterte das Gewölbe, denn es war
klar, dass unter den Anwesenden nur einer – oder nur eine kleine Gruppe – über solche Kräfte verfügte: Ulke und die Hohen.
    Für einige Krieger hatte Ursa damit ausgesprochen, was sie selbst schon gedacht hatten, andere Scharen beschimpften sie hingegen als Frevlerin.
    »Lass das«, lallte Urok erschöpft. »Niemand wird mich je wieder ernst nehmen, wenn sich meine große Schwester für mich streitet.«
    Doch Ursa hörte gar nicht hin, denn sie war damit beschäftigt, ihre Vorwürfe in präzisere Worte zu kleiden.
    In diesem Moment baute sich Ulke mitsamt seinen Getreuen drohend vor ihr auf und verkündete lautstark: »Ruhe! Alle miteinander! Ich bin der Hohepriester, der das Blut der Erde als Einziger richtig zu deuten weiß! Und ich entscheide, dass Bava Feuerhand hier und jetzt zu unserem neuen Erzstreiter gekrönt wird!«
    Auf seinen Wink hin trat Finske vor den siegreichen Streitfürsten und hielt ihm das samtrote Kästchen entgegen. Der Deckel war bereits hochgeklappt.
    Doch Bava machte kein sonderlich zufriedenes Gesicht. Die langen Haare standen ihm immer noch wirr vom Kopf ab, und seine Miene wirkte wie aus Stein gemeißelt.
    Trotzdem hob er mit beiden Händen die brünierte Krone heraus. Sie hatte eine doppelt gehörnte Stirnplatte und zudem zwei lange Seitenhörner auf Höhe der Ohren, die wie schmal zulaufende Zacken emporragten. Auf der eckig geformten Stirnplatte erhob sich der Schädel eines Orkkriegers, während unterhalb der hohen Seitenhörner ein Knabe und ein Greis als Relief abgebildet waren. Alle drei Darstellungen zeigten ein und dieselbe Person: Vuran in seinen drei Inkarnationen als Knabe, Krieger und Greis.
    Indem sich Bava den aus Blutstahl geschmiedeten Reif aufsetzte, krönte er sich selbst zum Erzstreiter, dem jeder Krieger in der Zeit, in der Arakia äußere Gefahr drohte, militärisch zu folgen hatte.
    Ohne dass irgendjemand Widerspruch erhob, rückte Bava die Krone in seinem Haar zurecht. Wohl noch kein Erzstreiter zuvor hatte dabei so verkniffen auf die vor ihm versammelten Scharen geschaut,
und mit Sicherheit war es dabei nie so still gewesen. Einzig und allein Tabor stampfte mit dem Fuß auf und stieß begeisterte Schreie aus – bis ihm Elfenfresser mit der Faust so hart ins Gesicht schlug, dass man Tabors Nasenbein knacken hörte.
    Danach wurde es ganz still in der Blutkammer. Bis Vandall Eishaar einen Schritt nach vorn trat.
    »Ich zweifle das Ergebnis dieses Kampfes weiterhin an«, sagte er betont ruhig, trotzdem zuckten alle zusammen, als ob sie einen Schlag mit der Peitsche erhalten hätten.
    Ulke, auf den sich danach alle Blicke richteten, riss sich die Kapuze vom Kopf, damit alle seine strenge Miene sahen.
    Doch noch ehe er Vandall zurechtweisen konnte, wurden Schritte auf der Treppe laut.
    Es war Grimpe, der über die Stufen zu ihnen herablief und dabei immer wieder schrie: »Elfenpack! Elfenpack in unseren geheimen Schmieden!«

    »Es ist so, wie Bava es prophezeit hat!«, rief Grimpe. »Diese Feene und ihre Freunde haben versucht, bei uns zu spionieren. Doch wir haben ihnen eine Falle gestellt und sie gefangen!«
    Alle Köpfe ruckten zu Tabors rechtem Arm herum, der auf halbem Wege stehen blieb und die Scharen zu sich hochwinkte.
    »Kommt!«, rief er. »Kommt alle mit und seht, wie wir die Baumläufer für ihre Frechheit strafen!«
    Ulke erkannte zufrieden, dass es nahezu alle Krieger danach drängte, Grimpes Aufforderung zu folgen, aber niemand wagte,