Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
hervor, als wäre die Brücke etwas Lebendiges, das tatsächlich zu bluten begann. Zähflüssig lief die noch nicht erkaltete Masse an der Schneide herab und tropfte langsam in die Tiefe.
Urok nahm dieses Phänomen nur am Rande wahr, denn es kostete ihn gewaltige Mühe, sich lange genug am Axtstiel festzuhalten,
bis er eine Hand nach oben wuchten und in den warmen Steg krallen konnte.
Die Menge auf der Felszunge tobte, denn einen Kampf wie diesen hatten die versammelten Orks noch nie gesehen.
Von aufsteigender Hitze ummantelt, strampelte Urok wild umher, bis er sicheren Halt gefunden hatte. Am Anfang und am Ende der Brücke, dort, wo sie den festen Grund berührte, hätten seine Stiefel längst den Glutsee berührt und wären lichterloh in Flammen aufgegangen. Nur hier, auf dem Scheitelpunkt der Wölbung, hing er hoch genug, dass ihn die Lava nicht erreichte.
Durch das Geschrei der Menge angelockt, nahte jedoch Bava, um ihn endgültig in die feurigen Fluten zu stürzen. Fluchend schlug er nach Uroks festgekrallter Hand, um sie vom Arm zu trennen.
Aber damit hatte Urok gerechnet. Gerade noch rechtzeitig riss er sie zurück und streckte sie unter der Brückenwölbung nach der gegenüberliegenden Seite aus, sich allein mit der Rechten an der Axt festklammernd, während er mit der Linken unter dem rauen Stein entlangtastete, bis er endlich die breite Kante zu fassen bekam.
Urok spürte noch, wie sich sein Gegner unter dem Geschrei der Menge an der Axt zu schaffen machte, dann zog er schon den zweiten Arm nach. Einen endlos langen Moment pendelte er unter der Wölbung hindurch, während sich die Axtschwinge langsam aus dem Stein löste. Uroks Lungen brannten wegen der heißen Luft, die er einatmen musste, doch er nahm all seine verbliebenen Kräfte zusammen und zog sich wieder so weit empor, dass er über den Steg hinwegsehen konnte.
Ursas Stimme stach deutlich aus dem Geschrei der tobenden Zuschauer hervor, doch sie war längst nicht die Einzige, die sich lautstark empörte, weil Bava sein Schwert unter die eingedrungene Blattschwinge rammte, um sie in die Höhe zu hebeln. Urok wälzte sich gerade wieder auf den Brückenbogen, als die Waffe aus dem weichen Stein glitt und ins Leere fiel, hinein in die alles verschlingenden Fluten des Blutsees.
Das Erbe seines Vaters – es war für immer verloren!
Triumphierend riss Bava beide Arme in die Höhe, um sich den Scharen als neuer Erzstreiter zu präsentieren, erkannte aber rasch an dem allgemeinen Gebrüll, dass etwas in seinem Rücken vor sich ging. Als er herumwirbelte, hockte Urok schon auf allen vieren, jeden Muskel seines schmerzenden Körpers bis zum Äußersten angespannt.
Und aus dieser kauernden Haltung heraus schnellte er waffenlos in die Höhe, um den Gegner in die Lava zu stoßen.
Bava reagierte auf die einzige Weise, die ihm blieb, wenn er nicht nach hinten geschleudert werden wollte: Er sprang Urok brüllend entgegen!
Als sie mit ihren Harnischen gegeneinanderkrachten, hallte es von dem Gewölbe wider, als wäre ein schweres Gewitter ausgebrochen. Schnaufend und fluchend stürzten sie zu Boden, ohne darauf zu achten, dass sich die flexible, in ihrem Kern immer noch glühende Brücke unter dem Aufprall durchdrückte.
Beiden war längst egal, was um sie herum geschah. Wütend schlugen sie aufeinander ein und würgten sich mit harten Griffen an der Kehle.
Bava verlor im Eifer des Gefechtes das Schwert – und erstarrte kurz darauf, als er voller Entsetzen erkannte, dass aus der Pranke, die um seinen Hals lag, kleine Flammen schlugen. Uroks Hand hatte Feuer gefangen, ein Vorgang, der bei Urok ganz unbewusst stattfand, während Bavas eigene Hand nicht den kleinsten Funken zeigte, obwohl er sich für alle deutlich erkennbar darauf konzentriert hatte.
Es war für Bava ein Schock, der ihn völlig lähmte. Zwar nur kurz, aber doch lange genug für Urok, um aufzuspringen und das Hornschwert an seiner Seite zu ziehen.
»Wer seine Klinge in Vurans Namen führt, fühle keine Schuld«, wiederholte er eine alte Orkweisheit, inzwischen völlig davon überzeugt, vom Blut der Erde als neuer Erzstreiter auserwählt zu sein.
Den Griff mit beiden Händen fest umklammernd, holte er weit über dem Kopf aus, um den hilflos unter ihm Liegenden mit einem schnellen Streich von seiner Schmach zu erlösen.
Doch im gleichen Moment, da er zuschlagen wollte, spürte Urok einen harten Schlag vor die Brust, der ihn völlig aus dem Gleichgewicht brachte.
Die Menge schrie auf,
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