Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
nicht zu sagen vermocht. Doch Bava nutzte den kurzen Moment des Innehaltens, um sein Schwert sofort mit doppelter Kraft gegen die Axt zu drehen.
Urok spürte den Druck in seinen Handflächen anwachsen und sah, wie sich die Schwertspitze auf seinen Hals zubewegte. Ihm blieb gar nichts anderes mehr übrig, er musste zurückweichen. Doch statt vorsichtig zu gleiten, stampfte er kräftig mit dem Stiefel auf.
Sofort begann die Brücke erneut zu wippen.
Bavas Augen zuckten unruhig. Erst nachdem er sicher war, dass der Boden unter seinen Füßen hielt, begannen sie vor Hass zu funkeln.
»Dafür bringe ich dich um!«, grollte er.
»Dazu fehlt es dir an der nötigen Kraft«, entgegnete Urok siegesgewiss.
Heiße Flammenzungen, die nach ihren Beinen leckten, hielten ihn davon ab, weiter zu sticheln. Er musste endlich beenden, wozu ihn Bava herausgefordert hatte.
Unter den Anfeuerungsrufen der Madak, der Vendur und einiger anderer Scharen drängte Urok seinen Kontrahenten erneut an den Rand des feurig glühenden Abgrundes. Um Bava zu verunsichern, stampfte er noch einige Male auf den Boden, damit die labile Konstruktion noch stärker schwang.
Der einst so selbstsichere Streitfürst sah nervös über die Schulter, direkt in die kochende Glut, der er immer näher rückte …
In diesem Moment fuhr Urok unversehens ein gleißender Stich in die Augen. Er wusste nicht, woher der blendende Schmerz kam, der ihm bis ins Gehirn zuckte, doch instinktiv verkrampften sich seine Muskeln.
Bava reagierte sofort mit einem Gegenangriff. Ein Raunen ging durch die Menge, als er den Kopf nach vorn warf und seine Stirn auf Uroks Nase krachen ließ.
Urok spürte, wie sich das Schwert aus der Bindung löste. Doch obwohl grelle Lichter vor seinen Netzhäuten explodierten, klärte sich seine Sicht weit genug, dass er einen Stich und zwei von links und rechts geführte Schläge abwehren konnte.
Unter dem Gejohle der Menge hob sich das Gekläffe von Tabor und den anderen Ranar deutlich hervor, doch je mehr der geheimnisvolle Schmerz in seinen Augen nachließ, desto besser gelang es Urok, den Attacken des Streitfürsten zu begegnen.
Einen der Hiebe musste er mit der Armmanschette abwehren, doch Bava konnte nicht weit genug ausholen, um ihm dabei den Knochen unter der Panzerung zu zerschmettern.
Der Unterkiefer des Streitfürsten zitterte vor Wut, weil er Uroks Deckung nicht zu durchbrechen vermochte. Dabei ließ sich sein Schwert auf diesem schmalen, immer stärker schwankenden Boden viel leichter führen als die große Doppelaxt.
Doch Bava hatte nicht nur die vielseitigere Waffe, sondern auch die größere Kampferfahrung. Das bekam Urok zu spüren, als er einen weiteren von oben herabgeführten Schlag abfing und Bava, während er das zurückfedernde Schwert zur Seite nahm, nach Uroks Standbein trat.
Krachend hämmerte der Stiefelabsatz gegen das Knie, das sich augenblicklich anfühlte, als würde es in feurige Glut getaucht. Das Gewicht, das darauf ruhte, ließ sich nicht mehr halten, und Urok geriet ins Taumeln.
Sofort war Bava über ihm und deckte ihn mit einer Reihe vernichtender Schläge ein. Stahl krachte immer wieder Funken schlagend auf Stahl.
Dieser mörderischen Gewalt hatte Urok auf Dauer nichts entgegenzusetzen. Haltlos kippte er hintenüber. Zwar gelang es ihm noch, sich mit der linken Hand abzustützen, doch so schnell er auch reagierte und so gewaltig sein Körper auch war, Bava war ebenfalls ein Ork, der ihm an Muskelkraft in nichts nachstand.
Mit einem brutalen Tritt in die Rippen schleuderte er Urok in die Höhe. Ohne den Lederharnisch wären dessen Knochen sicherlich gebrochen, aber auch so wurde er in eine Längsrolle gezwungen, die ihn über den Rand des Stegs katapultierte.
Die Menge schrie auf – einige vor Freude, andere vor Schreck, doch die meisten aus Blutgier -, als er den Boden unter Händen und Füßen verlor. Ein oder zwei Herzschläge lang schien sein ganzer Leib eine einzige schmerzende Wunde zu sein, und Urok konnte in diesem Moment auch nicht klar denken. Doch er handelte instinktiv, wie es sich für einen Ork gehörte.
Die Axt in seiner Hand flog von ganz allein nach vorn, und er hatte Glück – oder Vuran auf seiner Seite -, denn ihr vorderes Blatt bohrte sich mit der unteren Schwinge in den Brückenboden, tief genug, um ihn zu halten. Mehr noch – als er herumpendelte, trieb sein Gewicht sie noch ein Stück tiefer, bis die Spitze an der Unterseite des Bodens wieder hervortrat!
Rote Glut quoll
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