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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Tropfen nieder. Ausgeschieden, weil sich die aufgeregten Möwen gegenseitig im Aufstieg behinderten.
    Während Nera zum nächsten der halbbogenförmigen Kellerfenster rannte, beugte sich Benir über das Abflussgitter, das vor ihm im Pflaster ruhte. Er spannte alle Muskeln an, um es mit einem kräftigen Ruck in die Höhe zu reißen. Dabei wäre diese Anstrengung überhaupt nicht nötig gewesen, denn weder Rost noch Schlamm verklebten das Eisen mit der steinernen Einfassung, vermutlich, weil die Wasserknechte an dieser Stelle regelmäßig ein- und ausstiegen, um den Kanal von Unrat und Verstopfungen zu reinigen.
    Benir atmete erleichtert auf.

    Das dunkle Loch, das vor ihm im Boden gähnte, bot bequem Platz für zwei Erwachsene. Soweit er überblicken konnte, ging es unter dem Pflaster in angemessener Höhe weiter. Links und rechts des Kanals gab es sogar gemauerte Kanten, damit die Wasserknechte ihrer Arbeit trockenen Fußes nachgehen konnten. Der aufsteigende Geruch biss unangenehm in der Nase, aber das Rauschen der Richtung Hafen strömenden Abwässer kündete von Freiheit.
    Nera zertrümmerte ein verschnörkeltes Holzgitter mit zwei kräftigen Fußtritten und schuf ein Loch, groß genug, dass ein in Panik fliehendes Pärchen hindurchschlüpfen konnte.
    »Das genügt.« Hektisch winkte er sie zu sich. »Schnell. Der Lichtbringer ist gleich hier.«
    Zwei laute Schläge, die die ganze Gasse zu erschüttern schienen, mahnten noch drängender zur Eile. Ihr Häscher setzte sein Lichtschwert ein, um sich freie Bahn zu schaffen. Bei jedem Knall, der in die mehrfach gestaffelte Decke aus aneinanderdrängenden und schlagenden Flügeln fuhr, blitzte es gleißend hell auf. Das Lärmen der Möwen schwoll zu einem ohrenbetäubenden Getöse an, während in ihrer Mitte ein Gemisch aus Blut, Federn und Eingeweiden nach allen Seiten spritzte.
    Blind vor Panik behinderten sich die Vögel noch stärker im Aufstieg. Kurz darauf zischte eine weitere Lichtkugel heran.
    Einige Möwen hatten Glück, ihnen wurden nur die Flügel gestutzt. Doch schon wenige Handbreit tiefer erfasste die gleißende Sphäre einen der weiß gefiederten Leiber, und das getroffene Tier wurde von der wabernden Lichtmasse vollständig umschlossen.
    Vergeblich mühte es sich zu fliehen. Doch alles Flügelschlagen nutzte nichts, es kam einfach nicht mehr von der Stelle. Gleichzeitig veränderte sich sein zitternder Körper auf unheimliche Weise.
    Trotz des pulsierenden Lichts, das die Möwe gänzlich umhüllte, war deutlich zu sehen, dass sie größer und größer wurde. Immer stärker wuchs sie an, bis ihr unnatürlich aufgeblähter Leib mit einem dumpfen Laut zerplatzte.
    Zu spät , dachte Benir.

    Trotzdem packte er Nera unter den Achseln und ließ sie vorsichtig in die Tiefe hinab. Falls sie der Lichtbringer dabei beobachtete, war alle Mühe umsonst gewesen.
    Ein Blick zum Himmel ließ Benir jedoch erleichtert aufatmen. Das Lichtschwert hatte zwar eine Bresche in die Wogen der Vogelleiber geschlagen, dafür war die Luft aber mit umherwirbelnden Federn gefüllt.
    Eingehüllt wie in ein dichtes Schneegestöber zwängte sich Benir in die Bodenöffnung. Einige in die Wand eingelassene Metallstiegen gaben ihm Halt, während er das Gitter über den Einstieg zerrte. Von einem dichten, blutig verschmierten Vorhang gedeckt, rutschte der rostige Stahl in die vorgesehene Einfassung.
    Benir kletterte tiefer, bis die Stiegen endeten und er unversehens bis zu den Knien in übel riechendem Brackwasser versank. Nera erwartete ihn bereits. Sie lachte leise, obwohl sie sich hier unten genauso ekeln musste wie er. Mit ihrer Hilfe gelangte Benir auf den schmalen Seitenstieg, der gerade breit genug war, um ihn entlangzulaufen.
    Beide hörten noch, wie der Lichtbringer über ihnen auf dem Pflaster landete. Statt ihnen zu folgen, wandte er sich dem eingetretenen Fenster zu. Noch während der dahinter liegende Kellerraum unter den Einschlägen seines Lichtschwerts erbebte, ließen sie die ersten Straßenlängen hinter sich.
    Und sie liefen weiter.
    Weiter und weiter.
    Einer ungewissen Zukunft entgegen.

6
    I n der Blutschlucht
    »Meine Familie ist arm, deshalb ging ich nach Sangor, um mein Glück zu machen. Aber mit meinem Talent ist dort nur schwer Geld zu verdienen.«

    Seit sie den Abstand zur übrigen Schar vergrößert hatten, holte Ragmar kaum noch Luft zwischen den Sätzen. Solange er die eigene Stimme hörte, vergaß er wohl seine Angst, anders war sein Redeschwall nicht zu

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