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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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jemand bist, der sein Wort hält. Du hast meinen Oheim getötet, damit er nicht bei lebendigem Leib verbrennen muss. Zuerst habe ich nicht verstanden, dass du ihm damit einen Dienst erwiesen hast, aber jetzt ist das anders.«
    Erneut versuchte er, Urok den Beutel in die Hand zu drücken. »Los, nimm schon. Bei meiner Familie gibt es noch weitere Bücher, in die ich gezeichnet habe. Sie werden sie dir geben, wenn du ihnen das Gold bringst.«
    Während er fieberhaft überlegte, womit er den Ork noch locken konnte, schüttelte Urok bedächtig den Kopf. »Nein, steck den Beutel wieder ein. Du wirst die Münzen persönlich übergeben.«
    Urok verstand zunächst selbst nicht, warum er das versprach. Erst bei genauerem Nachdenken wurden ihm seine eigenen Beweggründe klar: Wenn ihm Ragmar aufzeichnen konnte, wie ein leichtes Speichenrad gebaut wurde, wie viel mehr ließ sich dann noch von ihm lernen? Und würde es Ursa nicht viel mehr bringen, wenn er Ragmar zu ihr brachte statt nur das Buch mit dessen Zeichnungen? Einen Hellhäuter, der ihr alles aufmalen konnte, von dem sie bisher nur gehört hatte?
    Ursa hatte sich immer gewünscht, einen Menschen zu sehen, doch dieser hier konnte ihr obendrein die Welt jenseits von Arakia zeigen, ohne dass sie den Heiligen Hort verlassen musste.
    Uroks Entschluss stand fest.
    Er musste mit Grimpe reden.
    Und zwar sofort.

7
    I m Schatten der Schwebenden Festung
    Der Herzog wurde bereits von einem Lichtbringer erwartet, als er den Innenhof betrat. Zwei Audienzen in zwei Tagen. Wenn das so weiterging, hielt man ihn bald für Gothars rechte Hand auf Erden.
    Die weiße Gestalt, die reglos in der prallen Sonne stand, zeigte allerdings wenig Respekt vor seiner Bedeutung. Von Kopf bis Fuß verhüllt stand sie einfach nur da. Wortlos. Wartend. Ohne die geringste Geste des Grußes oder der Ehrenbezeugung.
    Ob es sich um einen der beiden Lichtbringer vom Vortag handelte, war nicht zu erkennen, denn wegen der wallenden Kleidung sah einer der Kerle wie der andere aus. Obwohl die Luft heiß und stickig zwischen den Mauern stand, umfloss das feine Gewebe seinen Leib in ständiger Bewegung, ganz so als ob es ein Eigenleben hätte.
    Nur selten kamen Menschen einem Lichtbringer nahe genug, um dergleichen zu beobachten. Und noch viel weniger erhielten anschließend die Gelegenheit, von diesen Details zu berichten. Denn die meisten, die diesen unnatürlich schlanken, irgendwie zerbrechlich wirkenden Wesen von Angesicht zu Angesicht gegenübertraten, starben kurz darauf eines unangenehmen Todes.
    Bei seinen bisherigen Begegnungen hatte der Herzog schon häufiger den Eindruck gehabt, dass es sich bei dem wallenden Weiß gar nicht um Gewänder, sondern um natürliche Körperausformungen handelte. Manchmal, im Gegenlicht der Sonne, glaubte er sogar hauchdünne Äderchen zu erkennen, die das Gespinst wie ein feines Geflecht durchzogen. Doch es gelang ihm nie, die betreffenden Stellen lange genug zu fixieren, um wirklich sicher zu sein. Das unnatürlich grelle Weiß, das von innen heraus zu leuchten schien, machte es unmöglich, die Lichtbringer längere Zeit zu betrachten.
    Auch jetzt sah er leicht an der weiß umflossenen Gestalt vorbei, um seine Augen zu schonen.
    Bleiernes Schweigen lastete über dem Innenhof. Die Singvögel, die
sonst die Ziersträucher oder den Gallapfelbaum bevölkerten, waren der Gegenwart des Lichtbringers entflohen. Nur das Plätschern des künstlich angelegten Wasserlaufs milderte die drückende Stille.
    Normalerweise verstand sich der Herzog selbst sehr gut darauf, andere mit seinem kalten Schweigen zu verunsichern. Doch in dieser speziellen Kunst waren ihm die Lichtbringer weit überlegen, das hatte er schon vor langer Zeit einsehen müssen. Darum versuchte er auch gar nicht mehr, sich mit ihnen zu messen.
    »Eil dich!«, bellte er, um die unerträgliche Stille zu durchbrechen. »König Gothar erwartet mich bereits.« Er wählte den schroffen Tonfall ganz bewusst, um seine übergeordnete Stellung zu unterstreichen.
    Ob sich der Lichtbringer davon beeindrucken ließ, war nicht zu erkennen. Eine glänzend polierte Silbermaske verbarg sein Gesicht und damit jede Regung, die sich darauf abzeichnen mochte. Auch durch die schmalen Luftschlitze, die das Metall auf Höhe der Stirn, der Wangen und des Kinns in verschnörkelten Windungen durchzogen, schimmerte kein Flecken Haut hervor, da war nur leuchtendes Weiß, und in den Sehspalten sah man Augen, deren Anblick besonders verstörend war:

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