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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Ohne jede Farbe oder dem Hauch einer Iris glitzerten sie unter der Maske hervor.
    Ihr Blick war kalt. Sehr kalt. Als wäre ihnen die Welt, auf die sie schauten, überaus lästig.
    Zwei, drei Herzschläge lang stand der Lichtbringer einfach nur da – dann, endlich, fiel die Erstarrung von ihm ab. Lautlos breitete er die Arme in einer einladenden Geste aus und glitt auf den Herzog zu.
    Der Saum seines Gewandes kräuselte sich gut eine Handbreit über dem staubigen Boden, ohne ihn ein einziges Mal zu berühren. Ob darunter Füße steckten, die über das Mosaik der Marmorplatten wandelten, oder ob die Gestalt wirklich schwebte, wie es den Anschein hatte, war nicht zu erkennen.
    Etwa eine Armlänge von ihm entfernt hielt die Lichtgestalt an. Der Herzog wollte erneut etwas sagen, doch ein Anflug von Übelkeit verschlug ihm die Sprache. Obwohl er die Wirkung der Levitation auf
seinen Körper kannte, kostete es ihn einige Mühe, die Haltung zu bewahren. Zuerst baute sich ein unangenehmer Druck unter seiner Schädeldecke auf, danach schüttelten ihn heiße Fieberwellen.
    Zum Glück war er auf das Wühlen und Zerren in seinem Körper vorbereitet. Ansonsten hätte er sich übergeben, als die Welt um ihn herum zu schrumpfen begann. Mit Abscheu dachte er an seinen ersten Aufstieg zurück, da war ihm genau das passiert.
    Lotrecht ging es empor, immer höher und höher hinauf. Der schweigsame Lichtbringer blieb die ganze Zeit an seiner Seite, alles andere zog rasch vorüber. Der dicht belaubte Apfelbaum, das Dach seiner Villa, selbst die weitläufige Wehranlage der nahen Garnison wurde rasch kleiner unter ihnen.
    Mit der Zeit klangen die Wellen der Übelkeit ab, doch das harte Pochen seines Herzens, das gegen den Brustkorb hämmerte, hielt unvermindert an. Es mochte Menschen geben, die solch einen Aufstieg genossen, der Herzog gehörte nicht dazu. Ohne sichtbaren Halt durch die Luft zu schweben und dabei auf Gedeih und Verderb einem Lichtbringer ausgeliefert zu sein, war nichts für ihn.
    Trotzdem wagte er einen kurzen Blick in die Tiefe.
    Unter den Schnürsandalen zeichnete sich sein Anwesen kaum noch größer als ein Tischtuch ab. Das Mosaik aus hellen und dunklen Innenhofplatten, die aus der Höhe gesehen das Familienwappen der Garskes nachbildeten, war dafür deutlich zu erkennen und ebenso Gothars Herrschaftszeichen, das auf dem benachbarten Kasernenhof prangte: vier geschwungene Linien, die den Atem des Himmels symbolisierten, auf hellblauem Grund, davor das stilisierte Abbild der Schwebenden Festung.
    Je höher sie stiegen, desto mehr solcher Pflaster wurden sichtbar. Überall in der Stadt verteilt, zeigten sie auf den ersten Blick, wo einzelne Kasernen lagen oder besonders treue Verbündete lebten. Selbst das große Oval der Arena war auf diese Weise gekennzeichnet. Aus der Luft gesehen, wirkte das Ganze wie ein Flickenteppich, aber was machte das schon?
    Wer über die Lichtbringer herrschte, herrschte über die ganze
Stadt. Und das ganze Land. Und all die anderen Königreiche zwischen Frostwall und Nebelmeer, die Gothar bereits unterworfen hatte.
    Der Herzog schloss die Augen, als die Gebäude unter ihm so klein wie Kieselsteine in einem Flussbett wurden. Er öffnete sie erst wieder, als sich ein dunkler Schatten über seine durchscheinenden Lider senkte.
    Gleich darauf befanden sie sich auf gleicher Höhe mit der Schwebenden Festung, einem einzigartigen Bollwerk, wie es kein zweites Mal existierte. Aus der Ferne mochten die Außenmauern denen einer normalen Burg ähneln, doch von Nahem war zu erkennen, dass sie keineswegs aus behauenen Steinen und Mörtel bestanden; alles schien auf natürliche Weise gewachsen oder zumindest aus einem Stück erschaffen zu sein. Vielleicht durch Wind und Regen geformt, aber auf jeden Fall mit Hilfe einer sehr starken Magie.
    Niemand wusste, woher diese Feste stammte. Manche glaubten, sie käme aus den ewigen Nebeln jenseits der Inseln, andere hielten sie für ein böses Geschenk aus den Tiefen des Innersunds. Ihre Außenflächen wirkten glatt geschliffen. Aber wo eines Menschen Hand nach geraden Linien und exakten Winkeln strebte, überwog in dieser fremdartigen Architektur ein sanftes Auf und Ab an Kuppen und Mulden, die sich in unendlicher Folge aneinanderreihten. Sogar der Grundriss bestand aus einem unregelmäßigen, durch Ein- und Ausbuchtungen verzerrten Oval. Und auch die Unterseite verlief nicht glatt, sondern schien mit felsigen Geschwülsten behaftet. Bei genauerer Beobachtung

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