Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
von seinen Lichtbringern. Obwohl der Maar nur im Hintergrund agierte, fürchtete ihn Herzog Garske mehr als den König.
»Du hast gestern nach Todbringer verlangt«, ergriff der oberste aller Lichtbringer unerwartet das Wort und schob sich dabei lautlos zu ihnen ins Helle. »Und das, noch ehe dir der König den Einsatz der Legion gestattet hatte.«
Garske erschrak beim Klang der von Zischlauten durchsetzten Stimme. Ihm wurde kalt. Sehr kalt. Statt Blut spürte er plötzlich Eiswasser durch seine Adern fließen.
»Ja, das ist wahr«, würgte er nach einer halben Ewigkeit hervor. »Ich bin in Sorge um meinen Bruder, den Magister, und wollte keine Zeit verlieren. Außerdem war ich mir sicher, dass der König meinen Vorschlag gutheißen würde. Falls Todbringer unabkömmlich ist, begnüge ich mich natürlich auch mit anderen Kräften.« Ein weinerlicher Klang schlich sich in seine Stimme. »Ihr … Ihr glaubt doch nicht etwa, dass ich … dass ich gegen den Willen des Herrschers handeln wollte?« Der Herzog hasste sich selbst dafür, aber die in ihm aufkeimende Angst war einfach nicht zu bezähmen.
Der Maar reagierte nicht auf die gestammelte Erklärung. Ohne einen einzigen Muskel zu bewegen, glitt er an Gothars Seite. Im Schatten des Throns verharrte er wieder, unnahbar und von purer Macht durchflossen, die weißen Augen fest auf den Herzog gerichtet.
Garske spürte, wie ihm der Mund trocken wurde. Bei seiner nächsten Rechtfertigung würde seine Stimme noch schlimmer kratzen als zuvor. Nervös sah er zum Thron hinauf und versuchte das Gesicht des Königs zu ergründen.
Gothar lächelte. Freundlich, aber ohne einen Funken Wärme im Blick. Natürlich. Der Maar hatte sicherlich nur auf sein Geheiß hin die Audienz mit seinem Vorwurf eröffnet.
»Die Legion der Toten steht dir weiterhin für Arakia zur Verfügung«, erklärte Gothar. »Aber du hast sicherlich auch schon von dem Aufruhr im Basar gehört …«
Der Herzog nickte verblüfft. Was sollte die Andeutung? Worauf wollte der König hinaus?
»Ist dir nicht der Gedanke gekommen, dass ich im Moment ein besonderes Augenmerk auf meine Schattenelfen habe?«, setzte Gothar nach, bohrend, mit einem unterschwelligen Lauern in der Stimme.
»Todbringer?«, entfuhr es dem Herzog so überrascht, dass er einen Atemzug lang all seine Ängste vergaß. »Gestern im Basar? Das kann doch unmöglich Todbringer gewesen sein? Solcher Verrat! Das käme doch niemals für …«
»Nein«, unterbrach ihn Gothar schroff, »das käme wirklich niemals in Frage. Todbringer ist absolut loyal, daran besteht kein Zweifel. Aber in dieser Situation die Legion zu spalten, hieße sie zu schwächen.« Sein Blick stach weiterhin herab, als wolle er den Herzog durchbohren.
Hinter Garskes Stirn begann es schmerzhaft zu prickeln, als er endlich begriff, dass man ihn verdächtigte, Teil einer Verschwörung zu sein.
»Das … das glaubt Ihr doch nicht wirklich, mein König?« Garske war sogar versucht, auf die Knie zu sinken, aber das hätte am Ende noch wie ein Schuldeingeständnis gewirkt. »Dass … dass ich die Treusten Eurer Legion in die Fremde schicken wollte, um die Reihen der Todgeweihten zu schwächen? Alles, was ich will, ist die Herrschaft über Arakia. Um Euch den Blutstahl zu liefern, den Eure Truppen benötigen, sodass Ihr selbst den Frostwall stürmen könnt und alles, was hinter ihm liegen mag!«
Bei jedem einzelnen Wort quollen Dutzende feiner Schweißperlen in seinem Gesicht auf, sodass es ihm heiß und salzig von der Stirn und über die Wangen rann, als wäre er gerade dem Meer entstiegen.
Einen unendlich langen Moment ließ der Tyrann den Blick seiner kalten Augen auf ihm ruhen, dann wandte er sich an den Maar.
Der Herzog sah sich schon unter dem Lichtschwert zerplatzen. Doch was auch immer der König hinter der Silbermaske des Maar zu erkennen glaubte, es stellte ihn zufrieden. Als er sich wieder Garske zuwandte, wirkte er ruhig und entspannt.
»Ich zweifele nicht an deiner Treue«, erklärte er großmütig. »Nicht mehr, um genau zu sein. Denn ich kann in deinem Gesicht lesen wie in einem Buch. Du fürchtest mich, Herzog. Das ist gut. Und du hoffst, durch mich mehr Einfluss zu erringen. Das ist noch besser. Nur aus diesem Grunde habe ich dich zum Herzog ernannt. Doch bei aller Größe musst du auch die Grenzen deiner Macht erkennen.« Gothar legte eine kurze Pause ein, um die Warnung wirken zu lassen, bevor er fortfuhr: »Unter allen Völkern, die ich unterworfen habe,
Weitere Kostenlose Bücher