Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
suche ich mir die besten aus, um meine Truppen zu verstärken: Schädelreiter, Schattenelfen, Gepanzerte und Lichtbringer. Sie alle herrschten einst über ihre eigenen Reiche, doch nun unterstehen sie meinem Willen. Was ist dagegen schon der Herzog einer alten Hafenstadt?«
»Nichts!«, rief Garske voll reuiger Inbrunst. »Verzeiht mir, mein König, ich habe Euer Vertrauen enttäuscht.« Bei diesen Worten sank er dann doch auf die Knie. »Vergebt mir, die Sorge um meinen Bruder hat mich blind gemacht.« Das war nicht nur hemmungslos übertrieben, sondern auch faustdick gelogen. Doch nur, wer die Wahrheit im richtigen Moment zu beugen verstand, durfte die Stufen der Macht erklimmen.
»Nur die Ruhe, Herzog«, winkte Gothar großzügig ab. »Deine Pläne für Arakia sind gut und deine Anliegen hinsichtlich der Legion berechtigt. Was das Kind angeht, das man mir vorenthalten will, so gibt es keinen Grund zur Sorge. So etwas ist auch schon früher vorgekommen, allerdings ohne Erfolg.«
»Vielen Dank!« Der Herzog sah erleichtert auf. Wohl ein wenig zu erleichtert, denn Gothars Gesicht verhärtete sich sofort wieder.
»Vergiss nie, dass du nur ein winziges Steinchen im großen Mosaik
bist«, fuhr er mit erhobener Stimme fort. »Nur ich allein weiß aus den Höhen meiner Macht das große Bild in seiner Gänze zu deuten.«
»Ja, natürlich«, ergab sich Garske erneut in tiefer Demut.
Zufrieden hob der König die knorrige Rechte. Das war keine zufällige Geste, sondern ein Signal.
In der über ihm liegenden Dunkelheit erklang leiser Flügelschlag. Gleich darauf kreiste eine goldene Taube über dem Thron. Ohne sich lange zu orientieren, ließ sie sich auf der dargebotenen Hand nieder.
Ihre spitz zulaufenden Krallen griffen zweimal fest zu, bevor sie richtig Halt fand. Trotzdem quoll kein einziger Blutstropfen unter den goldenen Fängen hervor.
»Für die Zeit der Unruhe überlasse ich dir einen zuverlässigen Boten«, erklärte Gothar. »Bis das Kind gefunden ist, wird alles, was die Legion betrifft, zuvor mit mir besprochen. Hast du mich verstanden?«
»Ja, natürlich«, versicherte der Herzog eilig. »Alles soll so geschehen, wie Ihr es wünscht, mein König.«
8
A uf Beutezug
»Nein!« Die Antwort fiel so hart wie knapp aus. Und unmissverständlich. Trotzdem fügte Grimpe hinzu: »Schlag dir das ein für alle Mal aus dem Kopf!«
Urok brannte darauf, etwas zu erwidern, wusste aber, dass er damit alles nur noch schlimmer gemacht hätte. In hilfloser Wut ballte er die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Fingernägel tief in die Handballen kerbten. Wie gern hätte er den Stiel seiner Axt geknetet, doch er konnte unmöglich die Waffe ziehen. Das wäre einer Kampfansage gleichgekommen.
Siedendheiß stieg es in ihm auf, von den Füßen an aufwärts, ganz hinauf bis unter die Kopfhaut. Es war kein bewusster Vorgang, im
Gegenteil. Sein Körper reagierte zwangsläufig, und viel schneller, als der Wille gegensteuern konnte. In einem Moment höchster Gefahr mochte dieser Reflex sehr nützlich sein und so manches Orkleben retten. Doch ein Blutrausch , wie er sich hier gerade ankündigte, hatte seinen Preis. Einen viel zu hohen Preis, um dem prickelnden Gefühl leichtfertig nachzugeben.
Den von außen auf ihn einwirkenden Kräften zu widerstehen war schwer. Urok spürte, wie seine ohnehin starken Muskeln noch weiter anschwollen. Das Blut der Erde machte einen Ork unbezwingbar, doch es war so mächtig, das es ihn auch verschlingen konnte. Ganz und gar verschlingen. Seine Familie war schon immer besonders empfänglich (manche aus der Schar hätten wohl eher gesagt: anfällig) für Vurans Gaben gewesen, doch Urok hatte schon von klein auf gelernt, sich im entscheidenden Augenblick zu beherrschen.
Sein Unterkiefer begann unbewusst zu mahlen, während er die einströmende Hitze wieder aus dem Körper drängte. Sein Kopf kühlte zuerst ab. Das half, bei klarem Verstand zu bleiben.
Allmählich verklang das Rauschen in seinen Adern, doch es verebbte nicht gänzlich. Er war immer noch aufgebracht über Grimpes Entscheidung. Wut und Ohnmacht gierten weiter nach den Kräften, die ihm das Blut der Erde verhieß. Immer noch von brodelndem Zorn erfüllt, wandte er sich ab.
Doch Grimpe schien den Aufruhr, der in seinem Inneren tobte, überhaupt nicht zu bemerken. Mit zwei großen Schritten überholte er Urok und verstellte ihm den Weg.
»Meine Entscheidung ist endgültig«, stellte er noch einmal klar. »Komm bloß nicht auf
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