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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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wahnsinnig«, hauchte sie leise und spürte dabei, wie eine einzelne Träne über ihre linke Wange lief.
    Bei den fünf Winden! Sie hatte zuletzt als Kind geweint, bevor ihr die Zuchtmeister der Legion solche Gefühlsregungen ausgetrieben hatten. Rasch versuchte sie das Gesicht an seiner Schulter zu trocknen, doch Benir kam ihr zuvor, indem er ihre Kinnspitze mit Daumen und Zeigefinger erfasste und die Träne sanft von ihrer Haut küsste.
    Sie erschauerte. Für eine ganze Weile. Selbst dann noch, als Benir zu ihr sagte: »Ich habe frisches Brunnenwasser mitgebracht – und erfreuliche Nachrichten.«
    Beides war Nera mehr als willkommen. Dankbar griff sie nach
dem Wasserschlauch, den er ihr reichte. Sie entkorkte ihn und ließ das sogar noch ein wenig kühle Nass in ihre Kehle rinnen, während Benir von Herzog Garskes Plänen berichtete.
    »Er hat Todbringer, Kolk und drei Dutzend andere in das Land der Orks befohlen. Sie werden von einem Lichtbringer begleitet, und es heißt, vor Ort würden schon ein Stadtregiment und zwei Brigaden Gepanzerte auf sie warten.«
    Nera setzte den Wasserschlauch ab, obwohl ihr die Zunge immer noch am Gaumen klebte. »Wenn das die gute Nachricht ist, möchte ich nicht wissen, wie die schlechten lauten.«
    Benir lächelte, scheinbar glücklich darüber, dass sie zu ihrem alten Sarkasmus zurückgefunden hatte. »Ich habe eine Idee, wie wir uns die Befehle des Herzogs zunutze machen können«, eröffnete er umständlich. Was darauf schließen ließ, dass er etwas wirklich Geniales ausgebrütet hatte, das er nur ganz langsam, Schicht für Schicht, wie die Schalen einer Zwiebel, enthüllen wollte, um seinen Triumph zu genießen.
    Nera ließ sich mit dem Rücken zur Wand nieder und trank weiter aus dem Wasserbeutel, während sie Benirs Ausführungen lauschte. Als sie endlich begriffen hatte, was ihm als sicheres Versteck für die Zeit ihrer Niederkunft vorschwebte, konnte sie nicht umhin, der Unverfrorenheit seines Planes eine gewisse Bewunderung zu zollen. Trotzdem würde das bedeuten, sich weiter vor aller Augen zu verbergen. Zumindest so lange, bis sie entbunden hatte.
    Ein aufrechtes Leben in Ehre sah anders aus.
    Allerdings war Ehre ohnehin zu einem Begriff verkommen, der unter König Gothars Herrschaft kaum noch Bedeutung besaß. Das Volk der Elfen hatte kein eignes Leben mehr, deshalb diente es ja in der Legion der Toten.
    Der Schatten, den sie einst geworfen hatten, war verblasst. Sie waren längst zu Schatten ihrer selbst geworden.
    Zu Schattenelfen.

13
    Z Schon von Weitem sichtbar ragte der Heilige Hort zwischen den Wipfeln der umliegenden Wälder empor. Auf einen flüchtigen Beobachter mochte Arakias Herz wie ein ganz normaler Berg wirken, dessen Spitze allerdings durch einen sauberen Schnitt gekappt worden war. Doch wer genauer hinschaute, erkannte ein kreisförmiges, nach innen abfallendes Rund, das von ebenmäßig aufsteigenden Zinnen gesäumt wurde. Die Ähnlichkeit mit einer mächtigen Steinkrone drängte sich geradezu auf. Majestätisch thronte sie über einem Meer aus grünen Blättern, die sanft im Wind wogten.
    Was für ein erhabener Anblick Vurans Geschenk an die Orks doch war.
    Urok fühlte sich wie von einer schweren Last befreit, seit er den Höhenzug am Morgen zum ersten Mal gesichtet hatte. Doch obwohl er mit kräftigem Schritt marschiert war, schien der Hort kaum näher gerückt, als die Sonne den Zenit erreichte. Er musste erst noch einen langen Hohlweg durchschreiten, bevor er die schroffen Abhänge erreichen würde, auf denen weder Moos noch Gräser oder sonstige Halme sprossen. Um ihn herum ragten hohe Bäume in den Himmel, deren dicht belaubte Äste das Sonnenlicht zu einem grün schimmernden Halbdunkel filterten. Nur gelegentlich, wenn das Blattwerk etwas lichter wurde, konnte er noch die Umrisse der steinernen Krone ausmachen. Doch die große Kraft, die dem Hort innewohnte, spürte er bereits am ganzen Leib.
    Weil er aus dem Stammesgebiet der Madak heranmarschierte, näherte er sich aus nordwestlicher Richtung. Das letzte Stück des Weges war ihm trotzdem wohlvertraut. Hier wanderte er auch entlang, wenn er üblicherweise zu Besuch kam.
    Es gab nur zwei große Zugänge zum Hort. Diesen, der nach Osten wies, und einen weiteren auf der gegenüberliegenden, dem Frostwall zugewandten Seite, von dem ein Pfad vom Schädelfeld herführte.
    Kurz vor der Baumgrenze verharrte Urok einen Moment im Schatten,
damit sich seine Augen den veränderten Lichtverhältnissen

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