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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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es einmal besser haben«, flüsterte sie leise, obwohl das Ungeborene sie gar nicht hören konnte. Oder etwa doch?
    Das war es ja gerade.
    Sie wusste es nicht!
    Eine Amme hätte es ihr vielleicht sagen können, aber die hätte Nera das Neugeborene von der Brust gerissen und in eine fremde Stadt gegeben, wo es unter menschlicher Obhut hätte aufwachsen müssen. Bis es, nach sieben Sommern, in die harte Schule der Legion aufgenommen worden wäre. So war es auch bei Benir und Nera gewesen und bei allen anderen, mit denen sie Seite an Seite gedient hatten.
    Natürlich war der Verlust eines Kindes für jede Mutter schmerzlich, ob lebende Tote oder nicht. Viele Schattenelfinnen kehrten deshalb verbittert aus dem Geburtshaus zurück und wurden zu den grausamsten Kriegerinnen ihrer Zunft. Andere stürzten sich vom Dach der Kaserne oder starben in Erfüllung des nächsten Befehls. Die meisten aber verloren sich in unsinnigen Tagträumen, in denen sie auf ein Wiedersehen mit ihren Kleinen hofften oder von einem freien Leben außerhalb der Legion fantasierten. Von dem großen
Rebellen, der die Fesseln ihres versklavten Volkes sprengen und sie in die alte Heimat führen würde.
    Einst wird uns ein Befreier geboren , lautete eine geheime Prophezeiung, die an besonders schweren Tagen flüsternd von einem Elf zum anderen getragen wurde. Einer, der weder den Kasernenstaub noch die Kälte des Geburtshauses kennt. Es war eine kurze, äußerst glanzlose Voraussage, weil in ihren Reihen niemand zu dichten verstand. Trotzdem drohten allen, die diese Sätze weitertrugen, drakonische Strafen. Denn so kurz und glanzlos sie auch war – diese Prophezeiung hatte schon manch werdende Mutter, die nicht ihres Kindes beraubt werden wollte, zur Flucht verleitet.
    So wie Nera.
    Dass sie stattdessen in einer mit Taubenkot übersäten Dachkammer enden würde, hatte sie natürlich nicht geahnt. Leise schnaufend rollte sie sich zusammen und schlang beide Arme um die angezogenen Beine. Es wird wieder alles besser werden , wiederholte sie ein ums andere Mal in Gedanken, ohne wirklich daran zu glauben. Die ganze Welt um sie herum versank.
    Nera wusste nicht, wie lange sie schon in ihrem Mantra verharrt hatte, als ein leises Schaben an ihr Trommelfell drang. Abrupt setzte sie sich auf und lauschte in die Stille. Dieses Geräusch gerade eben, kam das vom Dach, oder hatten ihr die Nerven nur einen Streich gespielt?
    Da, schon wieder. Diesmal war sie sich sicher.
    Plötzlich erschien Nera der abgedunkelte Raum noch stickiger als zuvor. Schweiß perlte ihr auf der Stirn, während sie lautlos über den Boden in Richtung Fenster glitt. Der Staub, den sie dabei aufwirbelte, tanzte in der von draußen einfallenden Sonne hektisch auf und nieder. Sie selbst blieb vollkommen ruhig, als sie sich rechts neben dem verschnörkelten Holzgitter gegen die Wand presste. Die doppelseitig geschliffene Klinge, die plötzlich in ihrer Rechten ruhte, erfüllte sie mit einem Hauch von Zuversicht.
    Einige Herzschläge lang blieb alles still. Doch als sich die obersten Luftöffnungen verdunkelten, wusste Nera, dass sie keiner Täuschung
erlegen war. In dem unregelmäßigen Muster, das die einfallenden Lichtbahnen auf den Fußboden zeichneten, hob sich plötzlich der Schatten eines Beines ab, das über die Dachkante herabschwang.
    Nera spannte jeden Muskel ihres Körpers an, bereit, sich und ihr Ungeborenes bis zuletzt zu verteidigen. Gleichzeitig wurde das Holzgitter nach innen gedrückt. Die Klinge in Neras Hand fuhr bereits in die Höhe, um sich in den Rücken des Eindringlings zu bohren, als sie bemerkte, dass ihr die Konturen der Gestalt vertraut vorkamen.
    »Du Idiot«, zischte sie, mitten im Stoß verharrend. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
    Benir wirbelte auf dem Absatz herum und riss beide Arme zu einer gespielt kapitulierenden Geste empor. Als er jedoch sah, wie schlecht es ihr ging, unterdrückte er den Spott auf seinen Lippen. Rasch schob er das Gitter zurück in den Rahmen und schloss Nera in die Arme, ohne die Klinge in ihrer Hand zu beachten. Sie genoss seine Umarmung ebenso wie das Halbdunkel des Raumes, das ihr kurz zuvor noch so belastend erschienen war. Dieses Wechselbad der Gefühle brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht, auch wenn Liebe und Geborgenheit gerade über Furcht und Schwermut triumphierten. Nera ließ die Klinge einfach fallen und presste Benir so fest an sich, wie es ihr gewölbter Leib zuließ.
    »Dieses Versteckspielen macht mich noch

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