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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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faltete aber endlich das Blatt auseinander. »Das Rad des Feuers ist doch nicht mit einem Holzrad zu vergleichen.« Der kurze Anflug von Fröhlichkeit verschwand vollständig aus ihrem Gesicht, als sie endlich auf die Zeichnung blickte. Drei, vier Atemzüge lang sprach sie kein Wort. Starrte einfach nur
auf die blutigen Linien, sah kurz auf und dann wieder auf das Pergament.
    »Was ist los?«, fragte Urok. »Am eigenen Lachen verschluckt?« Er sah keinen Grund, seinen Triumph zu verhehlen.
    Seine Schwester faltete das Papier vorsichtig wieder zusammen und steckte es unter ihre Lederschürze. Aus ihrem Gesicht war aller Ausdruck gewichen, und Urok bekam nur noch die starre Maske zu sehen, hinter der sich die Hüter des Hortes so gern versteckten.
    Das gab ihm zu denken.
    »Ich möchte dir gern etwas zeigen.« Mit diesen Worten fand sie ihre Sprache wieder. Und fügte dann, schon etwas versöhnlicher, hinzu: »Hast du noch Lust, deine große Schwester zu tragen?«
    Bereitwillig nahm er die Axt vom Rücken, um dort Platz für sie zu schaffen. Danach wandte er sich um und beugte beide Knie, was ihr den Aufstieg erleichterte. Er wusste, dass sich Ursa von niemand anderem als ihm tragen ließ.
    Geschickt stemmte sie sich hoch und schlang beide Arme um seinen Hals. Als er nach hinten langte, lagen ihre Knie bereits fest an seiner Taille.
    Selbst für eine Orkfrau hatte Ursa ungeheuer kräftige Arme. Kein Wunder, sie mussten ihr die Beine ersetzen. Urok verzog keine Miene, als sie einige Male hin und her rutschte, um ihr Gewicht gleichmäßig auf seinem Rücken zu verteilen.
    »Wo soll’s hingehen?«, fragte er.
    Ursa deutete über seine Schulter hinweg. »In die große Blutkammer.«
    Falls ihn diese Ankündigung verblüffen sollte, war Ursas Absicht voll und ganz gelungen. Ihr Bruder hätte sich allerdings lieber die Zunge herausgerissen, als eine überraschte Frage zu stellen. Gleichmütig trottete Urok los in die vor ihnen liegende Dunkelheit.
    Nach außen hin war ihm nicht das Geringste anzumerken, trotzdem spürte er ein leichtes Frösteln. Denn so oft er schon am Heiligen Hort gewesen war, die große Blutkammer hatte er noch nie zuvor betreten.

    In den Weiten von Ragon
    König Gothars Herrschaft warf einen langen Schatten, der bis weit über die Grenzen seines Landes reichte. Auch in Ragon verfluchten viele den Tag, an dem seine Truppen einmarschiert waren. Vor allem in den Zentren der Macht, in denen Zünfte und Adel noch immer den Verlust ihrer angestammten Privilegien beklagten. Doch in entlegenen Gegenden, die kein strategisches Interesse besaßen, war es oft einerlei, wessen Joch die Menschen trugen. Ob Bauern, Fallensteller oder Jäger – wer von ihnen nicht in den dunklen Tiefen der Wälder oder Sümpfe lebte, hatte schon immer Tribut zahlen müssen. Was machte es schon für einen Unterschied, ob die Steuereintreiber im Namen eines Häuptlings, Herzogs oder Königs einfielen? Am Ende stahlen sie doch alles, was in den Speichern lagerte, und verlangten obendrein noch fürstlich bewirtet zu werden.
    Da war keiner besser als der andere.
    Ein Bauer, der sein Feld bestellte, konnte nur überleben, wenn er die Hälfte der Ernte beizeiten versteckte. Das war schon immer so gewesen, und das würde auch bis ans Ende aller Tage so bleiben. So viel stand für den bärtigen Barador fest. Kurz hielt er beim Unkrautjäten inne, um seinen schmerzenden Rücken durchzudrücken. Obwohl er jeden Tag von der Morgenröte bis zur Abenddämmerung schuftete, hielten sich seine Entbehrungen in Grenzen. Das war deutlich an dem prallen Wanst zu sehen, der sich über seinen Gürtel spannte und der ihn beinahe mehr Schweiß kostete als die Arbeit, die er zu verrichten hatte.
    Sich deshalb beim Essen zurückzuhalten, wäre ihm jedoch nie in den Sinn gekommen. Schließlich war sein Bauch der beste Beweis dafür, dass er es verstand, stets genügend Getreide und Rauchfleisch in der Kammer zu belassen, um die Eintreiber zufriedenzustellen. Dass sein dralles Weib die verantwortlichen Offiziere obendrein zu umgarnen wusste, sodass sie mit ihr zuerst die Küchenbank drückten und später das Strohlager teilten, trug natürlich ebenso dazu bei, dass die geheimen Erdspeicher unangetastet blieben.
    Im Gegensatz zu vielen anderen störte sich Barador auch nicht an
den Schädelreitern auf ihren Lindwürmern, die inzwischen als Eskorte dienten. Denn so unheimlich diese Schwarzgekleideten auch auftraten, ihre Disziplin war bemerkenswert. Solange kein

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