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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Befehl dazu erging, wurde von ihnen kein Mann gefoltert und keiner Frau Gewalt angetan, kein Dach angezündet und auch kein Kleinkind erschlagen. Früher, vor Gothars Einfall in Ragon, als sich die bewaffneten Schergen noch jeden Abend betrunken hatten, war es hin und wieder zu hemmungslosen Exzessen gekommen, obwohl die betroffenen Bauern längst das letzte Getreidekorn zusammengekratzt hatten.
    Barador hatte das einmal aus der Ferne mit ansehen müssen, und noch immer schreckte er in manchen Nächten schweißgebadet aus dem Schlaf empor, die Schreie seiner Nachbarn so deutlich in den Ohren, als ob sich die glühenden Schürhaken gerade erst in ihre Fußsohlen brennen würden.
    Die Schädelreiter konnten deshalb nach jeder Erntezeit so grimmig in seinem Hof herumstehen, wie sie wollten, solange sie ausschließlich den Befehlen ihrer Herren gehorchten. Ja, wer schon einmal geschlagen und gequält worden war, obwohl er sich untergeordnet hatte, wusste es durchaus zu schätzen, dass man ihn in Ruhe ließ, sobald er die herrschenden Verhältnisse anerkannte.
    Doch aller Kaltschnäuzigkeit zum Trotz verspürte Barador einen eisigen Schauer zwischen den Schulterblättern, als das kleinste seiner fünfzehn Kinder – von dem er sich weder den Namen merken konnte, noch ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelte – aufgeregt angelaufen kam und rief: »Vater, Vater, was ist das für ein leuchtender Mann am Himmel?«
    Dabei deutete sein schmutziger kleiner Arm über einen der nahe gelegenen Grashügel, an deren Hängen die angepflockten Ziegen der Familie weideten.
    Barador mochte seinen Augen zuerst kaum trauen, doch es half auch nichts, eine Hand an die Stirn zu pressen, um sie gegen Raams glühendes Tagauge abzuschirmen. Das unglaubliche Bild, das sich am Horizont abzeichnete, wollte einfach nicht verschwinden: eine in
weiße Tücher gehüllte Gestalt, die sich, auf Sibus Atem reisend, aufrecht am Himmel vorwärtsbewegte. Richtung Westen, wie es in den alten Worten geheißen hätte. Doch wer wollte noch den Atem des Himmels leugnen, wenn er eine Lichtgestalt mit eigenen Augen vorüberziehen sah?
    Inzwischen war auch seine Frau herangetreten. Sie nahm das kleinste seiner Bälger auf den linken Arm und schlang den anderen um Baradors beleibte Hüfte. Möglicherweise um ihn zu stützen, vielleicht aber auch nur, weil ihr selbst die Knie weich wurden. Höchstwahrscheinlich aus beiden Gründen zusammen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie leise, während sie dem Kind den Mund zuhielt, damit es zu plappern aufhörte.
    Barador zögerte mit der Antwort. Er wusste nicht recht, was er von der Staubwolke halten sollte, die unterhalb des Lichtbringers über den Boden zog. Auch dann nicht, als er darin die Umrisse einiger Lindwürmer ausmachte, die den Schleier durch ihren schnellen Galopp aufwirbelten. Jedes der Tiere war mit zwei oder mehr Reitern besetzt, trotzdem jagten sie in einem unglaublichen Tempo dahin. Wäre nicht all der Staub gewesen, man hätte glauben können, ihre schweren Pranken berührten kaum den Boden.
    »Ich wusste nicht, dass diese Viecher so schnell sein können«, stieß er verblüfft hervor. »Ob der Lichtbringer sie verfolgt?«
    »Nein«, antwortete seine Frau.
    Barador starrte sie an, überrascht darüber, dass sie sich plötzlich so sicher war. Daraufhin nahm sie die Hand vom Mund des Kindes und presste es fest an ihren Leib, um seine Ohren zu verschließen.
    »Einer der Eintreiber hat mir davon erzählt«, erklärte sie endlich mit gedämpfter Stimme.
    Normalerweise sprachen sie nicht über die Nächte, die sie mit Gothars Schergen verbrachte. Aber in diesem Fall signalisierte Barador mit einem Nicken, dass sie fortfahren solle.
    »Diese Lichtbringer sind wahre Großmagier«, führte seine Frau näher aus. »Sie verfügen über die Kraft, Lindwürmern und ihren Reitern das Gewicht zu nehmen. Dadurch können die Tiere unermüdlich
galoppieren und so innerhalb kürzester Zeit große Entfernungen zurücklegen. So etwas passiert aber nur auf Gothars persönlichen Befehl. Es muss also um etwas sehr Wichtiges gehen.«
    In der Ferne verschwand der Trupp in dem großen Waldstück, das sich bis vor die Tore Rabensangs erstreckte. Der Lichtbringer war noch eine Weile länger zu sehen, aber dann verschmolz seine Silhouette mit dem Horizont.
    »Na ja, uns kann’s egal sein!«, wiegelte Barador ab. Und fügte hinzu, was er in solchen Momenten stets zum Besten gab: »Wer auch immer mit Gothars Schergen

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