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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Ausmaßen.
    Um sie herum wirkte plötzlich alles wie in Blut getaucht. Urok blieb unwillkürlich stehen, als er zum ersten Mal einen Blick auf den riesigen Glutsee erhaschte, der sich in alle Richtungen erstreckte. Von unterirdischen Zuflüssen gespeist, befand sich auch dieses geschmolzene Gestein in ständiger Bewegung. Immer wieder die Strömung
wechselnd, drängte es einmal stärker in diese, dann in jene Richtung, bevor es wieder unter niedrigen Felsbögen und Grotten in den Tiefen des Horts verschwand. Nur um an anderer Stelle, entsprechend wohl dosiert, in Glutrinnen, Schmelzbecken oder Schmieden hervorzutreten und sich dort Vurans Kinder untertan zu machen.
    Die große Macht, die sich in diesem Gewölbe konzentrierte, schlug jeden Blutork unwillkürlich in den Bann. Selbst Ursa, der jede Handspanne dieser Kammer wohlvertraut war, spürte, wie das Blut der Erde nach ihr griff, sie am ganzen Leib umschmeichelte und liebkoste und ihre Bauchdecke zum Vibrieren brachte.
    Urok blieb auf der letzten Stufe stehen und legte den Kopf in den Nacken. Das war mehr als verständlich. Denn so beeindruckend der Flammensee auch sein mochte, was sich über ihnen in der Höhe abspielte, übertraf seinen Anblick noch bei weitem. Wer es noch nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, konnte es sich kaum vorstellen. Selbst Ursa wusste nicht, wie es dauerhaft möglich war, dem natürlichen Lauf der Dinge derart zu trotzen. Doch alles ungläubige Kopfschütteln zeigte keine Wirkung.
    Denn es war tatsächlich wahr: Das Blut der Erde, es floss an mehreren Stellen einfach die Wände empor!
    Ganz so, als ob Vuran die Höhle unbemerkt auf den Kopf gestellt hätte, stieg es zur Deckenwölbung hinauf. Und von dort aus weiter, das Halbrund entlang, bis sich alle fünf Stränge am obersten Scheitelpunkt trafen. Um von dort aus, zu einer gigantischen Säule vereint, senkrecht in den See zurückzukehren. Ganz langsam, ohne die Gewalt, mit der etwa ein Wasserfall in die Tiefe stürzte. Ohne übermäßiges Brodeln und Rauschen und ohne einen einzigen Spritzer in die Höhe zu schleudern, tauchte es wieder in den Kreislauf ein. Säule und Glutoberfläche verschmolzen geradezu sanft miteinander, als ob sie fest verbunden wären. Doch jeder, der genauer hinsah, konnte die stete Strömung erkennen, die aus der Höhe hinab in die Tiefe führte.
    Ursa nutzte die Erstarrung ihres Bruders, um sich von seinem Rücken zu lösen, solange die Treppenstufen den Abstieg erleichterten. Von nun an musste sie knien. Trotzdem bewegte sie sich rasch über
den Boden, indem sie sich weit vorbeugte und mit kräftigen Handbewegungen nach vorn stemmte. Immer wieder und wieder.
    Sie hatte es eilig. Agierte wie gehetzt. Nach all der langen Zeit hätte sie eigentlich daran gewöhnt sein müssen, doch das schabende Geräusch, mit dem ihre Schienbeine und Füße über den rauen Fels schleiften, klang immer noch wie Hohn in ihren Ohren. Deshalb warf sie ihre Arme ein ums andere Mal nach vorn, bis sie den nächstgelegenen Sitzstein in weniger als zehn Atemzügen erreichte. Sich auf die ebene Fläche hinaufzuschwingen, erforderte eine letzte Kraftanstrengung, die sie gern in Kauf nahm, um wieder auf Augenhöhe mit ihrem Bruder zu gelangen.
    Im gleichen Moment, da sie sich am Ufer niederließ, klang das Brodeln und Zischen in ihrem Rücken ab. Allein ihre Anwesenheit schien die Strömungen zu zügeln. Der Flammensee straffte sich, wurde beinahe so glatt wie eine polierte Tischplatte.
    Dank der Glutströme an Wänden und Decke wurde die Blutkammer von allen Seiten gleichmäßig ausgeleuchtet, trotzdem gab es einige Felsnischen und Vorsprünge, die schützende Schatten spendeten. In einem dieser dunklen Flecken verharrte Moa, ihr persönlicher Knappe, mit dem Fellsack, den er aus ihrer Kammer hatte holen sollen. Es sprach für die Fähigkeiten des Jungen, dass ihn Urok noch nicht bemerkt hatte.
    Ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen, wandte sie sich ihrem Bruder zu, der wie in Trance näher kam. Vor den Stufen des Portals erstreckte sich ein großer Halbbogen aus festem Gestein, auf dem sich die Priester zu ihren Zeremonien versammelten oder die Streitfürsten mit ihren Ersten Streitern, wenn die Stämme zusammengerufen wurden. Urok setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, während er weiter in die Höhe starrte, um all das, was sich seinen Augen bot, geradezu in sich aufzusaugen. Und obwohl er dem Ufer immer näher kam, zeigte er keinerlei Anstalten, allmählich

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