Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1
Wolfshäuter loszuwerden, gleichzeitig löste ihre Fürsorge noch ganz andere Gefühle in ihm aus.
»Was ist, wenn hier noch …«, begann er abwehrend.
»Wir sind ganz allein«, beruhigte sie ihn. »Ich habe das Gelände ausgespäht, bevor ich gemerkt habe, dass du nicht ohne mich zurechtkommst.«
»Biest!« Statt sie für ihre Frechheiten zu strafen, umfasste er ihre Hüften und zog sie zu sich heran. Sie ließ es nicht nur geschehen,
sondern schmiegte sich so dicht an ihn, wie es ihre Rüstung zuließ. Ehe er sich’s versah, spürte er ihre Lippen auf den seinen. Und wie sich eines ihrer langen Beine um seinen Rücken schlängelte und ihn von hinten fest an sie drückte.
Der Kampf hatte sein Blut aufgewühlt, und so verspürte er nicht geringe Lust, mit ihr im Gras zu versinken. Doch ein dumpfes, gleichförmiges Scheppern und Knarren ließ beide erstarren. Gepanzerte! Selbst wenn sie leise zu schleichen versuchten, waren sie einfach nicht zu überhören.
Das Bein in seinem Rücken verschwand. Rasch ließen sie voneinander ab. Keiner von ihnen mochte in einer Umarmung versinken, wenn jeden Moment Gothars ureigenste Schergen auf die Lichtung treten konnten. Feene hob wieder das Tuch, um auch die letzten Blutflecken aus seinem Gesicht zu entfernen, doch ihr zartes Bemühen war ihm plötzlich lästig. Ärgerlich wehrte er sie ab und wandte sich wieder den Toten zu.
»Na ja«, brummte er und sah in die Richtung, aus der sich ihre Verbündeten lautstark näherten. »Vielleicht gibt es ja doch etwas, wofür wir diese Wolfshäuter gebrauchen können.«
18
A m Ufer des Amers
Der Greis an der Steuerpinne erhob sich von seinem Platz, um besser sehen zu können. Mit sicherer Hand brachte er das Boot auf einen Kurs parallel zum Ufer, gerade weit genug vom Schilf entfernt, um nirgendwo auf Grund zu laufen. Sein rechtes Augenlid hing leicht herab, trotzdem konnte es nicht verbergen, dass die darunter hervorschimmernde Pupille von blutigen Schlieren umwölkt war.
Das musste Torg Moorauge sein. Ein Vendur, der weit über die Kristallseen hinaus bekannt war. Vor allem dafür, dass er gern dem heißen Wein zusprach und sich dann nicht scheute, selbst gestandenen
Recken wie Gabor Elfenfresser zu erklären, dass sie noch feucht hinter den Ohren wären. Urok war dem Moorauge schon mehrmals begegnet. Überwiegend auf heiligem Grund und dann auch meistens erst, als der Alte schon stark geschwankt hatte.
Trotzdem war er dem anderen keineswegs fremd.
»Wenn das nicht der Schrecken aller Ranar ist!«, spottete Torg, sobald er in Rufweite kam. »Urok, die zweite Feuerhand!«
Immerhin, er sprach ihn an und fuhr nicht einfach schweigend vorüber.
»Mein Ruf eilt mir also voraus!«, gab Urok keck zurück, obwohl er sich unangenehm berührt fühlte. »Mehr kann sich kein Krieger wünschen!«
Drüben kicherte eine alte Frau auf. Die übrige Besatzung fiel in das Lachen mit ein. Zuerst die Jungen, dann die restlichen Greise. Urok registrierte verwundert, dass ihm kein gehässiges Meckern entgegenschallte. Eher schien es, als ob man mit ihm lachte.
»Wohin des Weges, schrecklicher Urok?«, wollte der Steuermann wissen, sobald sich die anderen beruhigt hatten.
Das Boot war inzwischen auf vier Längen heran.
»Ins Knochental, eine Ehrenpflicht erfüllen.« Urok blieb absichtlich vage, denn er wusste nicht, ob er den Vendur trauen durfte.
»Eine Ehrenpflicht, soso.« Torgs Stimme schwankte zwischen Spott und Anerkennung. Er schien einen Moment zu überlegen, bevor er fragte: »Wirst du uns von deinen Abenteuern erzählen, zweite Feuerhand, wenn wir dich bis zur Schwarzen Pforte mitnehmen?«
Urok konnte kaum glauben, was er da hörte. Bot ihm Torg Moorauge tatsächlich eine Passage an, obwohl er wusste, dass er mit einem Ausgestoßenen sprach? Sicher, die Ächtung galt nur für die Ranar, und es hatte schon Krieger gegeben, die in solchen Fällen zu einem anderen Clan gewechselt waren. Trotzdem mochte die entgegengebrachte Freundlichkeit eine Falle sein.
Obwohl … Was hatte Urok schon von ein paar Kindern und Greisen zu befürchten?
»Wenn euch meine Geschichten nicht langweilen …« Er zuckte
mit den Schultern, um bescheiden anzudeuten, dass er nur ein einfacher Krieger war, der nicht allzu viel Ungewöhnliches erlebte.
Die Teerfischer sahen das anders. Einige der Halbwüchsigen klatschten aufgeregt in die Hände oder sahen sogar bettelnd zu den Erwachsenen auf, die ihre Gefühle zwar weitaus besser zu verbergen wussten, doch
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