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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sondern wartete, bis Urok seine Hände in der Strömung gereinigt hatte, bevor er das Gespräch wieder aufnahm.
    »Was ist bloß mit euch Ranar los?«, fragte er, längst müde, den Weinschlauch immer wieder zu öffnen und zu schließen. Deshalb behielt er ihn in der freien Hand, um ihn erneut an die Lippen zu führen, nachdem er angefügt hatte: »Andere Stämme haben nicht mal einen glühenden Finger aufzubieten, aber ihr verfügt gleich über zwei Feuerhände.«
    Torg wollte gerade einen weiteren Weinstrahl die Kehle hinabrinnen lassen, als er mitten in der Bewegung innehielt. Abrupt setzte er den Schlauch wieder ab und verkorkte ihn einhändig mit einer geschmeidigen Fingerfertigkeit, wie sie nur regelmäßigen Trinkern eigen war.
    Niemand an Bord fragte, woher dieser überraschende Sinneswandel rührte. Schließlich steuerte er das Boot nicht, weil er besonders gut mit der Pinne umgehen konnte, sondern weil er sich in hunderten von Schlachten bewährt hatte.
    Urok blähte bereits beide Nasenflügel. Er hatte zur gleichen Zeit
wie der Alte gespürt, dass etwas nicht stimmte. Zwar konnte er nicht ausmachen, was sich gerade verändert hatte, doch drüben am Ufer erschien ihm das Dickicht plötzlich weitaus dunkler, dichter und auch stiller als noch wenige Herzschläge zuvor.
    Die Luft, die er einsog, stach plötzlich unangenehm kalt in die Nasenlöcher. Und überhaupt, er fror auf einmal. Dabei trug der Wind keinerlei verdächtige Gerüche herüber. Nur eine unbestimmbare Schweißmischung, weder richtig menschlich noch irgendwie tierisch, sondern auf merkwürdige Weise irgendwo dazwischen.
    »Wolfshäuter«, stieß er leise zwischen den Zähnen hervor, obwohl er nicht mal einen Hauch von Wacholder witterte.
    Torg nickte kurz und langte nach dem Kurzschwert, das an der Heckbank ruhte. Die Waffe nutzte nicht viel, falls Pfeile den Himmel verdunkelten, doch ihren Griff zwischen den Fingern zu spüren, verschaffte ihm ein Gefühl der Sicherheit. Die Riemen tauchten weiter gleichmäßig ins Wasser, als wäre nichts geschehen, doch an Bord machte sich längst jeder auf den gefiederten Tod gefasst. Nerven und Muskeln zum Zerreißen gespannt, lauschten alle vergeblich auf den dumpfen Laut, mit dem ein Pfeil für gewöhnlich von der Bogensehne schnellte.
    Wer oder was auch immer dort drüben lauerte, verbarg sich lieber vor ihnen, als anzugreifen. Gut dreißig Bootslängen flussabwärts wurde der eigenartige Geruch schwächer und wich schließlich gänzlich aus Uroks Nase.
    »Unruhige Zeiten stehen bevor«, verkündete Torg Moorauge unheilvoll, bevor er das Schwert wieder an seinen Platz zurücklegte. »Jeder, der die Zeichen zu deuten weiß, kann es erkennen.«
    »Das waren doch bloß ein paar Wolfshäuter«, wiegelte Urok ab, obwohl er sich dessen keineswegs sicher war. »Vermutlich auf der Suche nach neuen Fellen.«
    »So nah am Fluss?« Torg sah ihn tadelnd an. »Und so tief in unserem Gebiet? Seit wann sind diese Kerle so mutig?«
    Auf all diese Fragen wusste Urok keine Antworten. Aber er konnte sich noch viel weniger erklären, warum ein alter Kämpe wie Moorauge
plötzlich so nervös reagierte. Dumpf vor sich hin brütend, setzte Torg erneut den Weinschlauch an, um ihn mit großen Schlucken bis zur Hälfte zu leeren.
    Ihr Gespräch versiegte und kam auch nicht wieder in Gang.
    Als sich der Arkor, ein kalter Gebirgslauf aus dem Grenzmassiv, mit dem Amer vereinte, schwoll der Fluss auf gut das Doppelte an. Von da an riss die stark angewachsene Strömung das Boot schneller flussabwärts, als sich die Ruderblätter noch eintauchen ließen.
    Torg befahl, die Riemen einzuziehen. Die Muskelkraft der Besatzung würde erst wieder in den Marschen gefragt sein. Und auf dem Heimweg, wenn es, gegen die Strömung, wieder zurück ins Dorf der Vendur ging.
    Trotz der rasanten Fahrt würden sie die Schwarze Pforte erst bei Einbruch der Nacht erreichen, doch für seinen Aufstieg zum Felsnest musste Urok ohnehin eher von Bord. Er offenbarte sein Ziel, da er den Fischern mittlerweile traute. Seine Ankündigung, Felsnest zu besteigen, weil er Arakia für immer verlassen wollte, sorgte für einige Unruhe. Besonders bei Torg, der inzwischen sichtlich angetrunken war. Je näher der Moment des Abschieds rückte, desto nervöser rutschte der zuvor so beherrschte Steuermann auf der Heckbank herum.
    »Wie läuft die Teerfischerei?« Urok versuchte ihr Gespräch zu beleben, um den Alten ein wenig abzulenken.
    Torg krauste die Stirn, als ob er

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