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Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1

Titel: Blutorks 1 - Frenz, B: Blutorks 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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weiteren Unannehmlichkeiten verschont. Trotzdem fühlte er sich unbehaglich, als er das Plateau im prallen Licht der Mittagssonne erreichte. Das letzte Stück des Aufstiegs wurde durch einen natürlichen Kamin erleichtert, in den kundige Hände vor undenklichen Zeiten ein Dutzend Stufen geschlagen hatten. Auf diese Weise ließ sich der östliche Überhang problemlos überwinden. Denn Felsnest, das war eine gigantische Granitplatte, die sich nach unten hin verjüngte. An der Südseite dieser natürlichen Hochebene stieg der Berg weiter an. Die anderen drei Himmelsrichtungen boten hingegen freie Sicht. Auf Arakia im Osten, die Schwarze Marsch im Norden und die Weiten von Cabras im Westen.
    Nur eine primitive, aus Steinen errichtete Feuerstelle erhob sich auf der ebenen Fläche. Alles andere, ob Staubkorn oder Blütenblatt, konnte dem steten Wind, der über den glatten Fels strich, nicht lange standhalten. Nicht einmal Vurans dreiseitiges Antlitz war zu sehen; seine Gegenwart wurde bereits durch die drei offenen Himmelsrichtungen symbolisiert.
    Das Blut! , schien ihm die auffrischende Brise zuzuwispern, als er aus dem Schutz der Felswand trat. Sein langes Haar wippte empor und wehte ihm dann über die Schultern.
    Felsnest war ein ganz besonderer Ort, ähnlich dem Heiligen Hort – und doch vollkommen anders. Hier war ein Ork nicht nur Arakia
oder dem Blut der Erde nahe, sondern auch dem Himmel und der Ferne.
    Der Atem!
    Irritiert zog Urok die buschigen Augenbrauen über der Nasenwurzel zusammen. Rauschte es gerade gewaltig in seinen Ohren, oder sprach tatsächlich der Wind zu ihm? Kopfschüttelnd griff er nach dem Kräuterbeutel und löste ihn ebenso vom Gürtel wie die mit Wasser gefüllte Ziegenblase.
    Der Leib!
    Das seltsame Geraune bewusst ignorierend, kniete er an der Feuerstelle nieder, die aus einem Kreis eckig gehauener Granitbrocken bestand, in deren Mitte ein flacher, aber dafür umso breiterer Metalltopf ruhte. Unter dem schweren Deckel hatte ein gutmütiger Vorgänger ein faustgroßes, noch mit einem Rest Pech gefülltes Tongefäß zurückgelassen. Urok konnte den zähflüssigen Inhalt schwappen hören, als er die bauchige Flasche dicht ans Ohr hielt und kurz schüttelte.
    All das ist eins – und doch dreierlei!
    In einem wütenden Aufschrei fuhr Urok in die Höhe. Hätte er der fremden Stimme eine Richtung zuordnen können, hätte er die Flasche in seiner Pranke sicherlich dorthin geschleudert. Doch seltsamerweise war die Stimme von allen Seiten gleichzeitig auf ihn eingedrungen. Oder, wenn er es recht überlegte, direkt in seinem Kopf ertönt.
    »Zeig dich!«, brüllte er aufgebracht, obwohl es hier oben keinen einzigen Platz gab, an dem sich ein Fremder verstecken konnte. »Zeig dich, und sag mir ins Gesicht, was du zu sagen hast!«
    Seine Forderung hallte weit über das Plateau hinaus, doch eine Antwort blieb aus. Knurrend holte er seine Axt hervor und marschierte auf das südliche Massiv zu, um sicherzustellen, dass sich dort keine Felstrolle oder andere Schreckgestalten verbargen, an die eigentlich nur Kinder glaubten.
    »Zeig dich!«, verlangte er erneut, doch er blieb weiterhin allein. Weder in der Bergwand noch auf den Stufen des Kamins versteckte sich jemand. Er suchte sogar jeden Fußbreit des glatten Granitbodens
ab, ohne etwas Verdächtiges auszumachen. Wenigstens blieb es nun still.
    Ein Felstroll hätte noch ein meckerndes Lachen ausgestoßen, bevor er sich davongestohlen hätte. Zumindest hatte ihm das seine Urmutter immer so erzählt. Aber das war ja ohnehin nur alles Kindergeschwätz, das wusste er ganz genau.
    »Die Sonne hat mir wohl den Kopf gebraten«, brummte er, während seine Wut allmählich verrauchte. Ein erboster Blick in den Himmel sorgte dafür, dass die gleißende Scheibe hinter einer Wolke Zuflucht suchte.
    »Ja, genau«, triumphierte er. »Verschwinde besser für eine Weile.«
    Zufrieden, weil er sich nun einen Reim auf die Sache zu machen wusste, kehrte Urok zur Feuerstelle zurück. Das Blut! Die Stimme blieb weiterhin stumm, dennoch hallte das, was er gehört zu haben glaubte, in seinen Gedanken nach. Der Atem! Was für einen Unsinn er sich da zusammengesponnen hatte. Der Leib! Kopfschüttelnd entkorkte er die bauchige Tonflasche, in der noch zwei Fingerbreit Pech schwappten. Genug, um einen Kräutersud aufzukochen.
    All das ist eins – und doch dreierlei!
    Er hielt einen kurzen Moment inne, um noch einmal über die merkwürdigen Worte nachzudenken, bevor er das

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